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Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt

Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt

Titel: Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Bärbel Köhle
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Eindruck hat, in der schwächeren Position zu sein? »Einer hat immer unrecht«, schreibt der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche, »aber zu zweien beginnt die Wahrheit – wenn sie auch dort nicht endet.« Doch um Wahrheit zu entdecken, braucht es Zeit und Ruhe.
    Der weise Frankfurter Psychoanalytiker Michael Lukas Moeller sagt: »Wenn ich Paare im psychotherapeutischen Gespräch frage, wann sie das letzte Mal zusammenhängend und intensiv miteinander gesprochen hätten – und zwar über das, was sie erlebt haben und was sie wirklich bewegt –, beginnen die meisten zu stutzen, zu überlegen und schließlich erstaunt zu antworten: ›Ich kann mich gar nicht mehr erinnern …‹« Die Beziehung bleibt aber nur dann lebendig, wenn wir uns wirklich aufeinander beziehen. Doch genau das tun wir immer seltener, immer oberflächlicher, immer aufgabenbezogener. Dinge, die zu erledigen sind, Erziehungsfragen, Urlaubspläne,
Geldprobleme: darüber zu sprechen scheint heute schon ein persönlicher Vorgang zu sein. Im Grunde jedoch ist es nicht mehr als eine Form der Alltagsverwaltung, die mit Liebe nichts zu tun hat.
    Moeller rät seinen Paaren daher zu regelmäßigen wöchentlichen Zwiegesprächen, in denen jeder den anderen ausreden lässt und wirklich versucht, auf ihn einzugehen, ohne den eigenen inneren Zensor zu Wort kommen zu lassen, ohne dem Partner letztlich die eigene Meinung aufzudrücken. Diese Zwiegespräche sollten so fix datiert sein wie ein Geschäftstermin – also nur im alleräußersten Notfall verschiebbar. Auf den ersten Blick klingt das nicht ganz einfach und vor allem ungewohnt. Und sicherlich verlaufen die ersten Sitzungen noch nach alten Mustern, kommt es manchmal zum Streit oder sogar dazu, dass beide sich anschweigen. Entscheidend bei diesen Gelegenheiten ist, einander tatsächlich ausreden zu lassen und zu versuchen, sich gegenseitig so aufmerksam wie möglich zuzuhören.

    Die inneren Störer zum Schweigen bringen

    Dabei lautet die erste Lektion: Wir müssen wieder lernen, uns selbst zuzuhören, unsere eigene Stimme wahrzunehmen. Kritik, Vorurteile, Gedanken an die Vergangenheit und die Zukunft wirbeln ständig in uns durcheinander. Wir sind in der Lage, in der Minute 125 Wörter zu sprechen. Unser Gehirn verarbeitet in derselben Zeit 500 Wörter. Und es macht beständig Bocksprünge. Während der andere spricht, denken wir an die Steuererklärung,
gucken aus dem Fenster, machen uns Gedanken über das Wetter und hören unserem Partner, ehrlich betrachtet, noch nicht mal halbherzig zu.
    Wenn er den Mund aufmacht, hat ihn unser Kopf längst taxiert und in eine Schublade gesteckt: »Bestimmt schimpft er jetzt gleich wieder über die Arbeit.« »Dass er zu viel zu tun hat, ödet mich inzwischen ganz schön an – schließlich habe ich das schon tausend Mal gehört.« Wie aber bringt man dieses dissonante Konzert zum Schweigen? Ein mentaler Trick kann helfen: Man fasst immer mal wieder im Geiste zusammen, was der Partner gerade gesagt hat. Und man beobachtet die inneren Störer und Pausenfüller genau. Wenn sie sich wieder ins Gespräch einschleichen, versucht man, sie zu verscheuchen und wieder achtsam zu werden.

    Ganz bei der Sache sein

    Der Buddhismus lehrt, das Augenmerk nicht auf die eigene, sondern auf die Sichtweise des Gesprächspartners zu lenken. Mit allen Gedanken auf ihn eingehen, ihm mit Gesten und Nicken zeigen, dass wir ganz bei ihm sind. Und dabei akzeptieren, dass die eigenen Gedanken jetzt die zweite Geige spielen. Gute Zuhörer tauchen in die Welt des Sprechenden ein. Sie begreifen das Gespräch mit anderen als eine Chance, etwas dazuzulernen. Womöglich ändert sich dadurch sogar die eigene Sichtweise.
    Die meisten westlichen Menschen drücken ihrem Gegenüber aber unbewusst eigene Anschauungen auf. Sie legen sich im Kopf eine Antwort auf das Gesagte zurecht.
Sie spielen Komödie wie im Theater, schreien, weinen, entfalten die ganze Ausdrucksskala ihres Egos – ohne sich tatsächlich auf den anderen zu beziehen. Sie führen sogar mental seine Sätze zu Ende. Damit lassen sie dem Sprecher keine Zeit, zum Kern des Problems zu kommen. Was jetzt hilft, ist, sich den idealen Zuhörer, der man selbst gerne wäre, bildlich vorzustellen: ruhig, konzentriert, freundlich – und ganz bei der Sache.

    Unterbrechen verboten

    Der wichtigste Grundsatz: den Partner nicht zu unterbrechen, während er spricht. Denn dahinter steckt, sagt Buddhistin Shafir, »das unhöfliche, egozentrische

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