Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt

Stattdessen richten wir unser Augenmerk auf andere anstrengende Baustellen in unserem Leben. Dabei lohnt es sich durchaus, sich immer wieder einmal Gedanken darüber zu machen, wie es einem selbst in der Partnerschaft geht und welche Entwicklung sie schon durchlaufen hat.
    Partnerschaften folgen dem Kreislauf des Lebens. Sie machen verschiedene Phasen durch, die laut östlicher Philosophie den fünf Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser zugeordnet sind. Jede Beziehung durchläuft in stetiger Wiederkehr fünf Wandlungsphasen. Mit jeder Phase, die das Paar gemeinsam bewältigt hat, erreicht es eine nächste, höhere Stufe. Im Idealfall entwickelt sich die Beziehung wie eine Spirale nach oben, wird reifer und immer tiefer.
    Was in diesem Verlauf leider häufig passiert: dass wir den Kontakt zu unserem Partner verlieren, dass wir, wenn es schwierig wird, aus der Beziehung aussteigen, den Kreislauf abbrechen und mit einer neuen Liebe von vorne beginnen. Natürlich gibt es triftige Gründe, sich von einem Partner zu trennen. Aber es kann auch sein,
dass wir unter Umständen mit dem nächsten Partner an genau derselben Stelle wieder scheitern und uns damit der Möglichkeit berauben, innerlich und an unserem Partner zu wachsen. Sehen wir uns die Phasen der Liebe einmal genauer an, betrachten wir die Liebe, wie sie sich spiralförmig entwickelt – und welche Stärken und Schwächen jede Phase hat.
    Die erste Phase: das Element Holz
    In der Holzphase befindet sich eine Beziehung, die ganz am Anfang steht, wo noch nicht klar ist, ob es eine gemeinsame Zukunft gibt. Bei älteren Partnerschaften zeigt die Holzphase eine Zeit an, in der sich beide Partner gerade nicht zusammen entwickeln.
    In der menschlichen Entwicklung steht Holz für Kreativität, Wachstum, aber auch für Alleinsein. In der Holzphase sind Sie auf sich selbst bezogen, sehen Ihre eigenen Bedürfnisse mehr als die des anderen. Das kann wichtig sein, um sich selbst zu positionieren, um eigene Gefühle zu erkennen. Am Anfang einer Beziehung kann das aber auch Schwierigkeiten mit sich bringen – dann nämlich, wenn das Spiel von Nähe und Distanz noch nicht so richtig funktioniert. Versucht man jetzt, den anderen zu sehr an sich zu binden, läuft man Gefahr, ihn zu verlieren. Distanziert man sich zu sehr, riskiert man, dass auch der andere sich abwendet.
    Doch auch wenn Sie in einer längeren Beziehung leben, durchläuft die Liebe immer wieder einmal diese
Phase: Der eine klammert sich gerade mehr an den Partner, während der andere versucht, sich freizuschwimmen. Jetzt hilft nur loszulassen, ruhig zu beobachten, die eigenen Gefühle dabei im Auge zu behalten. Wenn die Beziehung weiterbestehen soll, wird sie es tun – aber nur dann, wenn jeder der Partner die Chance erhält, für sich allein zu sein, um innerlich zu wachsen.
    Die zweite Phase: das Element Feuer
    In dieser Phase der Beziehung weiß ein Paar, dass es zusammengehört. Nun geht es um die Balance der Zweisamkeit.
    Spannung, Aktion, Energie, Extrovertiertheit – dafür sorgt das feurige Element. Für Liebende bedeutet das: Beide möchten verehrt werden und gemeinsam die Welt erobern. In dieser Phase ist man so richtig Hals über Kopf verliebt. Das gilt nicht nur für frisch Verliebte. Auch in längeren Beziehungen kommt es vor, dass die Liebe plötzlich neuen Aufschwung erhält, Herzklopfen inklusive. Das kann zum Beispiel passieren, wenn die Kinder erwachsen und aus dem Haus sind und das Paar sich wieder aufeinander besinnt.
    Dieser Zustand fühlt sich herrlich an, hat aber auf Dauer einen Haken: In dieser Phase überwiegen Euphorie und Entdeckerlust, es fehlt der Liebe jedoch an Tiefe und Reife. Manche Menschen bleiben übrigens im Element Feuer hängen. Sie verlieben sich nach kurzer Zeit immer wieder neu, werden süchtig nach dem Kick, sind
aber nicht in der Lage, eine tiefe Beziehung einzugehen. Jetzt heißt es: Sie sollten an künftigen gemeinsamen Interessen und Zielen arbeiten. Oder klar formulieren, was Ihnen an einer bestehenden Partnerschaft fehlt, damit sie reifen kann.
    Die dritte Phase: das Element Erde
    Die Liebe fühlt sich jetzt an wie ein ruhiger Fluss: vertrauensvoll, freundlich, ohne großes Auf und Ab. In dieser Phase sind Sie bei sich und bei dem Partner angekommen. In der letzten Zeit haben Sie beide den Eindruck gewonnen, gut zusammenzupassen, die Verliebtheit wächst sich deshalb jetzt zu einer stabilen Beziehung aus.
    Die Erde ist die Basis der Elemente. Erde ist