Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
Bedürfnis, den Gesprächsverlauf zu kontrollieren«. Und das ist eine ideale Methode, um den anderen wütend zu machen oder ihn zum Schweigen zu bringen. Auch nonverbal lässt sich ein Gespräch abwürgen, indem man auf dem Stuhl hin und her rutscht, wegschaut, dauernd die Körperhaltung ändert. Wer wirklich zuhört, lebt mit jeder Faser seines Körpers mit. Wenn Sie sich dabei ertappen, dass Sie jemanden unterbrechen, halten Sie im Satz inne und entschuldigen Sie sich. Mit der Zeit verzichten Sie dann von ganz allein auf die Störmanöver.
»Wir« statt »ich«
Es lohnt sich auch, über die Wortwahl nachzudenken. Die westliche Psychologie lehrt, in Ich-Botschaften zu sprechen, auf Du-Sätze, die oftmals Vorwürfe enthalten, zu verzichten. Diese Ego-Zentriertheit ist aber die größte Barriere, wenn es darum geht, sich selbst und anderen Menschen wirklich zuzuhören. Buddhistisches Gesprächsverhalten geht deshalb weiter, verbindet das Ich und das Du zum Wir, indem persönliche Botschaften mit Worten eingeleitet werden, die den Ich-Aspekt ein wenig aus dem Rampenlicht nehmen: »Heute Abend wäre es schön, wenn wir …« »Es könnte doch sein, dass wir …«
Meditationsübung: Die Kontrolle abgeben
Wieso lassen wir uns eigentlich ständig auf Machtkämpfe ein? Warum möchten wir so gerne dem anderen unseren Willen aufzwingen? Warum sind wir so oft der Überzeugung, absolut im Recht zu sein?
Der Buddhismus lehrt: Auf Kontrolle zu verzichten bringt mehr Seelenfrieden. Nehmen Sie sich deshalb, wann immer Sie können, ein wenig Zeit dafür, um herauszufinden, was und wen Sie kontrollieren wollen. Das fängt bei der Kassiererin im Supermarkt an, die uns zu langsam ist, und hört beim Partner auf, der schon wieder die Zahnpastatube nicht zugeschraubt hat.
Fragen Sie sich in solchen Situationen ganz freundlich, was geschähe, wenn Sie die Situation einfach so sein ließen, wie sie ist. Und was passieren würde, wenn Sie nicht versuchen würden, den Menschen zu verändern. Tun Sie das täglich für ein paar Augenblicke und beobachten Sie, wie sich Ihr Blick auf Menschen und Situationen allmählich verändert.
Lernen, sich klar auszudrücken
Diese Übung trägt zu einem sorgfältigen Umgang mit Sprache bei, und sie macht zugleich Spaß: Zeichnen Sie ein abstraktes Bild, zum Beispiel ein schiefes Haus mit Bäumen, die Blumen gleichen, oder Fantasietieren. Dann verdecken Sie das Bild. Ihr Partner soll das Bild nun nach Ihrer Beschreibung nachmalen. Überprüfen Sie, ob Ihr Partner Sie richtig verstanden hat – oder besser: ob Sie ihm alles gut erklärt haben!
Alles schön und gut. Aber wer garantiert, dass auch mein Partner mir künftig aufmerksamer zuhört und mich aussprechen lässt? Ganz einfach: Es wird von selbst eintreten. Denn wenn der Partner spürt, dass wir uns achtsam und respektvoll auf seine Innenwelt einlassen, wird er sich nicht nur weiter für uns öffnen, sondern es wächst
auch seine innere Bereitschaft, sich auf uns einzulassen. Aus einem ganz simplen Grund: Er braucht keine Energie mehr darauf zu verwenden, uns endlich zum Zuhören zu bringen.
Schweigen üben und Stille genießen
Der Münchner Psychotherapeut und Autor Wilhelm Schmid-Bode lebt schon seit Jahren als Privatmann nach den Prinzipien der Ordensbrüder und -schwestern in westlichen Klöstern. Deren Ideale, sagt er, »sind universell. Ob wir uns in einem bayerischen Kloster oder in einem Zen-Kloster befinden: Die Lebensregeln und die Werte sind im Grunde gleich.« In seinem persönlichen Leben verzichtet Schmid-Bode auf unnötigen Luxus. Er verrichtet viele Arbeiten selbst, die andere als unter ihrer Würde erachten, zum Beispiel, seine Praxis zu putzen. All das, sagt er, bringt ihn in Kontakt mit den Dingen, die ihn umgeben. Es macht ihn etwas demütiger. Jeden Tag gönnt er sich Momente der Stille, in denen er meditiert oder einfach nichts tut. Das Beste daran, sagt Schmid-Bode: »Weil ich mich innerlich von vielem befreit habe, habe ich viel mehr Zeit als andere Menschen für meine Partnerschaft.«
Klösterlichen Disziplinen entsprechend zu leben, so die Erfahrung des Therapeuten, lohne sich für jeden: »Auf Dauer ändert sich die innere Einstellung, wir werden glücklicher, sind weniger gestresst, haben mehr Zeit.« »Stille«, sagt Schmid-Bode, »meint ein Schweigen, das Augen und Ohren öffnet für das sonst nicht Wahrgenommene.
Stille erleben heißt Nuancen sehen, hören, spüren, die einem sonst entgehen.« Und bei
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