Das Dampfhaus
dem Angriffe auf das Gelbe Haus am 9. März 1858, nachdem viele Sipahis niedergemetzelt waren, einer der unglücklichen Gefangenen von den Shiks, und noch dazu unter den Augen der englischen Officiere, lebendig geröstet.
Am 11. füllten fünfzig Leiber der Sipahis die Gräben des Palastes der Begum in Laknau, ohne daß auch nur ein Verwundeter von den Soldaten, die sich nicht mehr zu zügeln vermochten, verschont worden wäre.
An zwölf Gefechtstagen kamen dreitausend Natifs durch den Strick oder die Kugel um’s Leben, und unter ihnen dreihundertachtzig auf der Insel Hidaspe angesammelte Flüchtlinge, die sich bis nach Kaschmir zu retten vermocht hatten.
Alles in Allem, ohne die Sipahis zu zählen, welche mit den Waffen in der Hand, getödtet wurden, findet man, daß bei diesen unbarmherzigen Repressalien, bei denen von Gefangenen keine Rede sein konnte, nur in dem Pendjab-Feldzuge nicht weniger als sechshundertachtundzwanzig Eingeborne durch die Militärbehörden entweder standrechtlich erschossen oder vor die Mündung der Kanonen gebunden wurden, neben dreizehnhundertsiebzig Mann, welche von den Civilbehörden, und dreihundertsechsundachtzig, die auf Anordnung beider öffentlichen Gewalten gehenkt wurden.
Zu Anfang des Jahres 1859 schätzte man die Zahl der hingeschlachteten eingebornen Officiere und Soldaten auf hundertzwanzigtausend, neben zweimalhunderttausend Civilpersonen, die für ihre, manchmal gewiß zweifelhafte Theilnahme an dem Aufstande mit dem Leben büßen mußten. Eine schreckliche Wiedervergeltung, gegen welche Gladstone im englischen Parlament gewiß mit Recht protestirte. Für die folgende Erzählung erscheint es wichtig, die Bilanz dieses ungeheuren Nekrologs zu ziehen, weil der Leser daraus ersieht, welch’ ungelöschter Haß in den Herzen der nach Rache dürstenden Besiegten ebenso zurückbleiben mußte wie in denen der Sieger, die noch zehn Jahre später Trauer trugen um die Opfer von Khanpur und Laknau.
Die eigentlichen militärischen Vorgänge in dem gegen die Rebellen geführten Feldzuge bestehen aus folgenden Expeditionen, die wir hier in Kürze aufzählen.
Den Anfang macht der Feldzug im Pendjab, der Sir John Laurence das Leben kostete.
Dann kommt die Belagerung von Delhi, jenes durch Tausende von Flüchtlingen verstärkten Mittelpunktes der Rebellion, in welchem Mohammed Schah Bahadour zum Kaiser von Hindostan ausgerufen wurde.
»Machen Sie mit Delhi ein Ende!« hatte der General-Gouverneur in seiner letzten Depesche an den commandirenden General gebieterisch verlangt, und die in der Nacht des 13. Juni begonnene Belagerung endigte am 19. September, nachdem die Generale Sir Harry Barnard und John Nicholson dabei gefallen waren. Zur gleichen Zeit begann General Havelock, nachdem Nana Sahib sich hatte zum Peïschwah erklären und in der Citadelle von Bilhour krönen lassen, seinen Marsch auf Khanpur. Er erzwang sich den Eingang am 17. Juli, leider zu spät, um die letzte Metzelei zu verhindern und sich Nana’s zu bemächtigen, dem es glückte, mit fünftausend Mann und vierzig Geschützen zu entkommen.
Nachher unternahm Havelock seinen ersten Zug in das Königreich Audh und überschritt mit nur siebzehntausend Mann und zehn Kanonen am 28. Juli den Ganges, auf dem Wege nach Laknau.
Nun traten auch Sir Colin Campbell und Generalmajor Sir James Outram mit in’s Feld. Die Belagerung von Laknau nahm siebenundachtzig Tage in Anspruch und kostete Sir Henri Lavrence und dem General Havelock das Leben. Darauf bereitete sich Colin Campbell, nachdem er gezwungen worden war, nach Khanpur zurückzukehren, das er nun dauernd in seine Gewalt brachte, zu einem zweiten Zuge vor.
Inzwischen entsetzten andere Truppen Mohir, eine Stadt Central-Indiens, und machten einen Vorstoß durch Malva, der die englische Autorität in jenem Königreiche wieder herstellte.
Anfangs 1858 begannen Campbell und Outram in Audh einen zweiten Feldzug mit vier Divisionen Infanterie, welche von den Generalmajoren Sir James Outram, Sir Edward Lugar und den Brigadiers Walpole und Franks befehligt wurden. Die Cavallerie stand unter Sir Hope Grant, die Specialwaffen unter Wilson und Robert Napier, – zusammen etwa fünfundzwanzigtausend Combattanten, denen sich noch der Rajah von Nepal mit gegen zwölftausend Gourgkhas anschloß. Die Rebellen-Armee der Begum zählte auch nicht weniger als hundertzwanzigtausend Mann und die Stadt Laknau sieben-bis achthunderttausend Einwohner. Der erste Angriff ging am 6. März vor
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