Das Dampfhaus
sich. Am 16. waren die Engländer nach einer Reihe von Gefechten, bei denen der Seekapitän Sir Willian Peel und der Major Hudson fielen, im Besitz des auf der Goumti gelegenen Theiles der Stadt. Trotz dieser errungenen Vortheile leisteten die Begum und ihre Söhne im Palaste des Mousa Bagh, im äußersten Nordwesten von Laknau, hartnäckigen Widerstand, und auch der Moulvi, der mohammedanische Chef des Aufstandes, der in das Centrum der Stadt geflüchtet war, schlug es aus, sich zu ergeben. Ein Angriff Outram’s am 19. und ein glücklicher Kampf am 21. brachten den Engländern endlich den vollen Besitz dieses furchtbaren Bollwerkes des Aufstandes der Sipahis.
Mit dem Monat April trat die Erhebung in ihre letzte Phase. Es wurde noch ein Zug nach Rohilkhande unternommen, wohin sich eine große Menge flüchtiger Rebellen zurückgezogen hatte. Zuerst wendeten sich die Anführer der königlichen Armee gegen Bareilli, die Hauptstadt des Königreichs. Zu Anfang ging es dabei nicht besonders glücklich. Bei Judgespore erlitten die Engländer sogar eine Art Niederlage. Der Brigadier Andrien Hope ward getödtet. Gegen Ende des Monats aber kam Campbell an, nahm Schah-Jahanpore wieder ein und griff am 5. Mai Bareilli selbst an, das er in Brand schoß und überwältigte, ohne freilich das Entweichen der Rebellen verhindern zu können.
Inzwischen eröffnete Sir Hugh Rose seinen Feldzug in Central-Indien. In den ersten Tagen des Januar 1858 marschirte dieser General quer durch das Königreich Bhopal nach Saungor, befreite dessen Besatzung am 3. Februar, nahm zehn Tage später das Fort von Gurakota ein, erzwang den Durchgang durch die Defilés der Vindhyas-Kette im Passe von Mandanpore, überschritt die Betiva, gelangte nach Jansi, das von elftausend Aufständischen unter Führung der wilden Rani vertheidigt wurde, cernirte es unter brennender Hitze am 22. März, entsandte dann zweitausend Mann von der Belagerungs-Armee, um zwanzigtausend Mann des Contingents von Gwalior, die der berüchtigte Tantia-Topi befehligte, den Weg zu versperren, warf den genannten Rebellen-Chef über den Haufen, griff die Stadt am 2. April an, erstürmte die Mauern, eroberte die Citadelle, aus der die Rani mit genauer Noth entkam, nahm dann die Operationen gegen das Fort von Calpi auf, in dem die Rani und Tantia-Topi zu sterben entschlossen waren, bemächtigte sich desselben durch einen heldenmüthigen Sturm am 22. Mai, machte sich von hier aus zur Verfolgung der Rani und ihres Begleiters auf, die sich nach Gwalior geworfen hatten, zog daselbst am 16. Juni seine zwei Brigaden zusammen, die durch den Brigadier Napier noch weitere Verstärkungen erhielten, vernichtete die Aufständischen in Morar, unterwarf den Platz selbst am 18. und kehrte nach einem wirklichen Triumphzuge nach Bombay zurück.
Während eines Vorpostengefechtes vor Gwalior fand auch die Rani ihr Ende. Diese dem Nabab völlig ergebene, gefürchtete Königin, seine treueste Bundesgenossin während des ganzen Aufstandes, fiel von Sir Edward Munro’s eigener Hand. Nana Sahib über der Leiche der Lady Munro in Khanpur, und der Oberst über der Leiche der Rani in Gwalior, das waren zwei Männer, welche den Aufstand und die Unterdrückung repräsentirten, zwei Feinde, deren Haß schreckliche Folgen haben mußte, wenn sie sich einmal begegneten.
Von nun an kann man den Aufstand als gezügelt ansehen, höchstens mit Ausnahme einzelner Theile des Königreichs Audh. Campbell zog deshalb am 2. November noch einmal in’s Feld, bemächtigte sich der letzten Stellungen der Rebellen und nöthigte noch einige hervorragende Führer zur Unterwerfung. Einer derselben, Beni Madho, wurde indeß nicht ergriffen. Im Laufe des Decembers hörte man, daß er sich in einen Grenzdistrict von Nepal zurückgezogen habe. Man behauptete auch, daß sich Nana Sahib, Balao Rao, sein Bruder, und die Begum von Audh, bei ihm befänden. In den letzten Tagen des Jahres tauchte dann das Gerücht auf, die Genannten hätten auf Rapti, nahe der Grenze zwischen Nepal und Audh, Zuflucht gesucht. Campbell bedrängte sie ohne Unterlaß, doch gelang es ihnen, die Grenze zu überschreiten. Erst Anfang Februar 1859 vermochte eine englische Brigade, von der ein Regiment unter dem Befehl des Oberst Munro stand, sie in Nepal weiter zu verfolgen. Beni Madho fand dabei den Tod, die Begum von Audh und ihr Sohn dagegen wurden gefangen und erhielten Erlaubniß, in der Hauptstadt von Nepal zu wohnen. Nana Sahib und Balao Rao hielt man schon
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