Das Dampfhaus
dasselbe erzielt.
Ich sah den Kapitän an. Er ging mit aufeinander gebissenen Zähnen dahin. Eine zwischen den Augenbrauen verlaufende lange und tiefe Furche der Stirn verrieth seinen stummen Groll. Er murmelte etwas zwischen den gepreßten Lippen und bedrohte alles Feder-und Pelzvieh, von dem sich noch kein einziges Exemplar zeigte, mit dem Tode. Allem Anschein nach hätte er seine Flinte auf jeden beliebigen Gegenstand, auf einen Felsen oder einen Baum, abgefeuert – eine bekannte Jägermanier, um dem Zorne Luft zu machen. Das Gewehr brannte ihm in den Händen, das sah man deutlich. Er warf es einmal in den Arm, trug es dann am Riemen oder schulterte damit, scheinbar ganz wider Willen.
Goûmi betrachtete ihn verwundert.
»Der Kapitän wird noch ganz rasend, wenn das so fortgeht, sagte er kopfschüttelnd.
– Gewiß, ich gäbe gern dreißig Schillinge für die simpelste Haustaube, die eine barmherzige Hand ihm in den Weg triebe. Das würde ihn beruhigen!«
Doch nicht für dreißig Schillinge, nicht für den doppelten oder dreifachen Preis hätte man sich hier das billigste und gewöhnlichste Stück Jagdwild verschaffen können. Das Feld ringsum war menschenleer und wir erblickten weder eine Farm noch ein Dorf.
Wahrlich, wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich Goûmi weggeschickt, um jeden Preis ein Stück Geflügel zu kaufen, und wenn es ein gerupftes Huhn war, um es als Sühnopfer unserem unwilligen Kapitän darbieten zu lassen.
Jetzt kam die Nacht allmählich heran. Nach einer Stunde war es nicht mehr hell genug, unsere nutzlose Expedition noch länger fortzusetzen. Obwohl wir übereingekommen waren, nicht mit leerer Jagdtasche nach dem Halteplatz zurückzukehren, so schien uns doch nichts Anderes übrig zu bleiben, wenn wir nicht die Nacht unter freiem Himmel zubringen wollten. Doch ohne Rücksicht darauf, daß für die Nacht Regen drohte, so wären Oberst Munro und Banks über unser Ausbleiben gewiß unruhig geworden, was ihnen doch erspart bleiben mußte.
Mit weit aufgerissenen Augen warf Kapitän Hod den Blick von der Rechten zur Linken und von der Linken zur Rechten mit der Schnelligkeit eines Vogels, und ging immer zehn Schritte voraus, doch in einer Richtung, die uns dem Steam-House nicht gerade näher brachte.
Ich beeilte meine Schritte, um ihn einzuholen, und ihn endlich zum Aufgeben dieser vergeblichen Versuche zu veranlassen, als ich zu meiner Rechten ein starkes Rauschen von Flügeln hörte. Ich blickte auf.
Eine schillernde Masse erhob sich langsam in einem Dickicht.
Ohne Kapitän Hod Zeit zu lassen, sich umzukehren, schlug ich an, und die beiden Schüsse der Flinte krachten.
Langsam fiel ein mir unbekannter Vogel am Rande des Reisfeldes nieder.
Phann sprang darauf zu und brachte dem Kapitän die Beute.
»Endlich, rief Hod, wenn Monsieur Parazard nun nicht zufrieden gestellt ist, mag er selbst, mit dem Kopfe voraus, in seinen Kochtopf springen.
– Sind das aber auch eßbare Vögel, auf die ich geschossen habe?
– Natürlich…, wenigstens, wenn man keine anderen hat! meinte der Kapitän.
– Zum Glück hat Sie Niemand gesehen, Herr Maucler! bemerkte da Goûmi.
– Zum Glück?… Was habe ich denn verbrochen?
– Ei, Sie haben einen Pfau getödtet, das ist verboten, da der Pfau ein in ganz Indien geheiligter Vogel ist.
– Der Kukuk hole alle heiligen Vögel und Die, welche sie heilig sprechen, rief Kapitän Hod. Der hier ist nun einmal geschossen und wird verspeist werden, meinetwegen mit aller Ehrfurcht, aber gegessen wird er doch!«
In der That, ist der Pfau schon seit dem Zuge Alexander’s, zu welcher Zeit er sich in Indien verbreitete, überall im Lande der Brahmanen geheiligt. Die Hindus betrachten ihn als Symbol der Göttin Saravasti, der Beschützerin der Geburt und Ehe. Auf die Tödtung dieses Vogels sind schwere, auch vom englischen Gesetz anerkannte Strafen gesetzt.
Das Exemplar aus der Hühnerfamilie, das Kapitän Hod so sehr erfreute, war mit seinen grünen, metallisch glänzenden Flügeln, welche ein Goldrand umgab, wirklich prächtig anzusehen. Der wohlausgebildete Schweif erschien wie ein Fächer aus feinstem Seidenhaar.
»Nun vorwärts, drängte der Kapitän. Morgen wird Monsieur Parazard uns Pfauenbraten vorsetzen, was auch alle Brahmanen Indiens dazu sagen mögen. Wenn der Pfau an und für sich nichts Anderes als ein anspruchsvolles Huhn ist, so werden doch die künstlerisch angeordneten Federn von diesem hier uns einen hübschen Tafelschmuck
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