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Das Dante-Ritual (German Edition)

Das Dante-Ritual (German Edition)

Titel: Das Dante-Ritual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Lütke-Bohmert
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Handbewegung die Kanüle aus dem Körper riss. Sie schlug mit den Armen um sich, traf ihn aber nur leicht an der Schulter.
    „Bleib ruhig, Eva!“, rief ich. „Rensing weiß, wo wir sind. Die Polizei wird jeden Moment hier sein.“
    Ich pokerte um unser Leben.
    Stefan wirbelte herum und starrte mich an. Dann setzte er sich gemächlich in Bewegung, ohne den Blick von mir zu lösen, und nickte Geller zu, der sich hinter mich stellte, und meine Arme nach hinten riss. Ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach.
    „Netter Versuch.“ Er griff nach dem Messer in meinem Oberschenkel und drehte es genüsslich in der Wunde. „Es wird dein letzter gewesen sein.“
    Die Betäubung schien nachzulassen. Erste Vorboten eines gewaltigen Schmerzes durchfluteten meinen Körper. Ich versuchte, die Zehen zu bewegen. Noch wollte es mir nicht gelingen.
    „Ich hab gesehen, wie sie Unmengen Benzin reingetragen haben!“, rief Eva. „Sie werden das Haus anzünden, Philip! Im Nebenraum sind über dreißig Kommilitonen eingeschlossen. Er wird uns alle umbringen!“
    „Bitte tu es nicht, Stefan“, flehte ich ein letztes Mal.
    „Du kannst mich nicht mehr umstimmen, Philip.“
    Die Tür öffnete sich. Zwei vermummte Brüder eskortierten Jan Lohoff in den Raum. Weitere Brüder folgten. Der junge Dozent verzog keine Miene. Wenn er überrascht war, Stefan Marcks von den Toten auferstanden zu sehen, so ließ er es sich nicht anmerken.
    „Sei gegrüßt, Jan“, hob Stefan an, während die Brüder Fackeln entzündeten und in die Halterungen an den Wänden steckten. „Willkommen zum großen Finale.“
    Jan schüttelte den Kopf. „Wieso tust du das?“
    „Was bist du nur für ein Heuchler, Jan. Hältst Reden über die Abkehr von Regeln und Zwängen, und wenn jemand deine Worte in die Tat umsetzt, fragst du nach dem Warum ? Du bist nicht der Visionär, für den du dich hältst. Du bist nur ein kleiner Dummschwätzer. Du hast von der Freiheit des Willens gesprochen. Von der Möglichkeit, zu tun, was man tun will. Frei von Zwängen.“
    „Ich bin für die Freiheit des Willens eingetreten, ja, aber nur unter der Prämisse, dass der Wille redlich und gut ist. Dass der Mensch seine Entscheidungen nicht von äußeren Zwängen, sondern von der inneren Stimme der Vernunft leiten lässt. Dass er ein Gewissen hat. Du hast kein Gewissen, Stefan. Dein Wille ist weder redlich noch gut. Ich hätte es wissen müssen. Du bist ein Ungeheuer.“
    Stefan lachte auf. Das Gelächter eines Irren.
    „Tief in deinem Innern beneidest du mich, Jan. Du grübelst und redest, redest und grübelst. Aber wenn es ums Handeln geht, sitzt du auf den Zuschauerrängen und wäschst deine Hände in Unschuld. Ich habe keinen Beifall von dir erwartet. Du hast Recht, Jan, ich habe kein Gewissen. Und deshalb bin ich dir und den anderen Träumern, die an deinen Rockzipfeln hängen, überlegen. Ihr sitzt in euren Elfenbeintürmen und lasst den Geist im Universum der Theorie umherschweifen, während ich meine Gedanken in die Tat umsetze. Ihr schwafelt von den letzten Ideen und dem Ding an sich, saugt euch alberne Höhlengleichnisse und Gottesbeweise aus den Fingern. Und wofür?“ Er griff sich eine der Fackeln von der Wand. „Ich brauche keinen Platon, um mir ein Bild von der Welt zu machen. Wenn ich wissen will, ob das Feuer existiert, halte ich meine Hand hinein.“
    Und genau das tat er in diesem Moment.
    Die Flammen züngelten an seinem Arm hinauf. Als er die Hand wieder herauszog breitete sich der Gestank verbrannten Fleisches im Raum aus.
    Stefan ging auf Jan zu. „Kannst du das auch von dir behaupten? Bist auch du bereit, für Erkenntnisse Opfer zu bringen?“ Er blieb vor Jan stehen. „Wir werden sehen.“
    Bevor Jan den Sinn der Worte begreifen konnte, hatte die Fackel schon sein Jackett entzündet. Ein zweiter Fackelstoß ließ Jans Hose aufflammen. Wie ein heulender Derwisch vollführte er einen grotesken Tanz durch den Raum - panisch mit den Händen auf sich selbst einschlagend. Er stürzte und wälzte sich auf dem Boden. Nach endlosen Sekunden waren die Flammen erstickt.
    Jan schrie wie am Spieß. Auf seinen Händen, am Hals und im Gesicht bildeten sich Brandblasen.
    Auf ein Zeichen ihres Großmeisters begannen die Brüder, Benzin über den Boden und die Wände zu schütten. Sofort füllte sich die Luft mit penetranten Dämpfen. Stefan ließ ein weiteres Handzeichen folgen, und die vermummten Gestalten verließen den Raum. Wohl, um an anderen Stellen des Gebäudes

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