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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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grübelte der Anwalt erfreut.
    »Und was ist, wenn wir damit nicht durchkommen?«, unterbrach ihn Cross mit tiefer, drohender Stimme.
    »Möglicherweise können wir nachweisen, dass Ms. Lang ein Interesse an dem Patent hat. Gesetzwidrige Übergehung eines Ersterfinders.«
    Cross schlug mit der Faust auf die Sofakissen. »Also sind wir optimistisch«, sagte sie. »Kaye, meine Liebe, Sie sehen aus wie der Ochs vorm Berg.«
    Kaye hob abwehrend die Hände. »Marge, ich schwöre Ihnen, ich habe nichts …«
    »Ich möchte gerne wissen, warum meine eigenen Leute das nicht ausgegraben haben. Ich muss sofort mit Augustine und Shawbeck reden.« Sie wandte sich an die Anwälte. »Seht mal nach, wo Bragg sonst noch die Finger drin hatte. Eine Katastrophe kommt selten allein.«
39
    Bethesda
März
    »Das war eine sehr kurze Reise«, sagte Dicken und warf sowohl den Ausdruck eines Berichts als auch eine Diskette auf Augustines Schreibtisch. »Die WHOLeute in Afrika haben mir gesagt, sie würden die Sache auf ihre Weise handhaben, schönen Dank. Sie sagen, man könne hier nicht mit der gleichen Kooperation rechnen wie bei früheren Untersuchungen. Angeblich haben sie in ganz Afrika nur hundertfünfzig bestätigte Fälle, und deshalb sehen sie keinen Anlass zur Panik. Immerhin waren sie so freundlich, mir ein paar Gewebeproben zu geben. Ich habe sie von Kapstadt hergeschickt.«
    »Sind schon angekommen«, sagte Augustine. »Seltsam. Wenn wir ihren Zahlen glauben, ist Afrika viel weniger betroffen als Asien, Europa oder Nordamerika.« Er sah besorgt aus – nicht wütend, sondern traurig. Dicken hatte Augustine noch nie so mitgenommen erlebt.
    »Wohin führt das alles, Christopher?«
    »Der Impfstoff?«, fragte Dicken.
    »Ich meine Sie, mich, die Taskforce. Bis Ende Mai haben wir allein in Nordamerika über eine Million infizierte Frauen. Der Sicherheitsberater des Präsidenten hat Soziologen zu sich bestellt, die ihm sagen sollen, wie die Öffentlichkeit reagieren wird. Der Druck wird von Woche zu Woche größer. Ich komme gerade von einer Besprechung mit der Leiterin der Gesundheitsbehörde und dem Vizepräsidenten. Nur der Vize, Christopher. Für den Präsidenten ist die Taskforce zur Belastung geworden. Kaye Langs kleiner Skandal kam vollkommen unerwartet. Das einzig Lustige daran war, dass Marge Cross im Zimmer herumgeeiert ist wie ein entgleister Güterzug. In der Presse werden wir runtergemacht –
    inkompetente Stümperei in einem Zeitalter der Wunder , das ist der allgemeine Tenor.«
    »Kein Wunder«, sagte Dicken und setzte sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
    »Sie kennen Lang besser als ich, Christopher. Wie konnte sie das zulassen?«
    »Ich hatte den Eindruck, die NIH können das Patent rückgängig machen. Irgendeine Formalie, die Unmöglichkeit, eine natürliche Ressource auszubeuten.«
    »Ja – aber mittlerweile lässt dieser Idiot Bragg uns aussehen wie richtige Esel. War Lang so dumm und hat jedes Papier unterschrieben, das ihr Mann ihr unter die Nase gehalten hat?«
    »Sie hat unterschrieben?«
    »Sie hat unterschrieben«, sagte Augustine. »Das ist sonnenklar.
    Sie hat die Kontrolle über alle Entdeckungen, die sich auf das ursprüngliche endogene menschliche Retrovirus stützen, an Saul Madsen und beliebige Partner übertragen.«
    »Die Partner sind nicht festgelegt?«
    »Die sind nicht festgelegt.«
    »Dann hat sie sich eigentlich nicht strafbar gemacht, oder?«, fragte Dicken.
    »Ich arbeite nicht gern mit Idioten. Sie ist mir ganz buchstäblich mit Americol in die Quere gekommen, und jetzt macht sie die Taskforce lächerlich. Wen wundert es da noch, dass der Präsident mich nicht empfängt?«
    »Das ist doch nur vorübergehend.« Dicken kaute an einem Fingernagel, hörte aber damit auf, als Augustine aufblickte.
    »Cross sagt, wir sollen mit der Erprobung weitermachen und Braggs Klage auf uns zukommen lassen. Der Meinung bin ich auch. Aber unsere Beziehung zu Lang werde ich vorläufig begraben.«
    »Sie könnte immer noch nützlich sein.«
    »Dann soll sie sich anonym nützlich machen.«
    »Heißt das, ich soll mich von ihr fernhalten?«
    »Nein«, sagte Augustine. »Geben Sie ihr das Gefühl, dass zwischen Ihnen alles in Butter ist. Dass sie gebraucht und auf dem Laufenden gehalten wird. Ich will nicht, dass sie sich an die Presse wendet – außer um sich über die Behandlung durch Cross zu beklagen. Und jetzt … die nächste kleine Unerfreulichkeit.«
    Augustine griff in seine Schreibtischschublade

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