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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Jesuskindern anfangen?« Sie fing zu weinen an. »Ich bin nicht mit meinem Mann zusammengewesen und auch mit keinem anderen. Ich schwöre es!«
    Kaye drückte ihre Hand. »Es ist wirklich schwierig«, sagte sie.
    »Ich will ja mithelfen, aber meine Familie, die macht wirklich viel durch«, erwiderte Mrs. Hamilton. »Mein Mann wird fast verrückt, Kaye. Die könnten es uns wirklich ein bisschen leichter machen.«
    Sie starrte aus dem Fenster, hielt Kayes Hand immer noch fest und schwenkte sie dann leicht hin und her, als lausche sie auf irgendeine innere Musik. »Sie hatten doch Zeit zum Nachdenken.
    Sagen Sie mal, was ist eigentlich los?«
    Kaye richtete den Blick starr auf Mrs. Hamilton und überlegte, was sie antworten sollte. Schließlich sagte sie: »Das versuchen wir immer noch herauszufinden. Es ist eine schwere Bürde, die uns da auferlegt ist.«
    »Von Gott auferlegt?«, fragte Mrs. Hamilton.
    »Von innen auferlegt«, erwiderte Kaye.
    »Wenn es uns von Gott auferlegt ist, werden alle kleinen Jesuskinder sterben, außer einem«, sagte Mrs. Hamilton. »Da habe ich keine großen Chancen.«

    »Ich finde mich widerlich«, sagte Kaye, während Tighe sie zu Dr. Liptons Arbeitszimmer brachte.
    »Warum?«
    »Weil ich nicht da war.«
    »Sie können doch nicht überall sein.«
    Lipton war in einer Besprechung, konnte sie aber lange genug unterbrechen, um mit Kaye zu reden. Sie gingen in einen Nebenraum, der mit Aktenschränken und einem Computer vollgestopft war.
    »Wir haben gestern Abend Ultraschall gemacht und den Hormonspiegel überprüft. Sie war fast hysterisch. Die Fehlgeburt hat ihr wenig bis gar keine Schmerzen verursacht. Ich glaube, sie wollte, dass es stärker weh tut. Es war ein klassischer HerodesFetus.«
    Lipton hielt eine Reihe Fotos hoch. »Wenn das eine Krankheit ist, dann eine verdammt gut organisierte«, sagte sie. »Die Pseudoplazenta unterscheidet sich kaum von einer normalen Plazenta, nur ist sie stark verkleinert. Aber bei der Fruchtblase sieht es anders aus.« Lipton wies auf einen Fortsatz auf einer Seite der eingeschrumpften Fruchtblase, die mit dem Fetus ausgestoßen worden war. »Ich weiß nicht, wie Sie es nennen würden, aber ich halte es für einen kleinen Eileiter.«
    »Und die anderen Frauen in der Studie?«
    »Bei zweien dürfte die Abstoßung in den nächsten Tagen stattfinden, bei den übrigen im Laufe der nächsten zwei Wochen. Ich habe Geistliche, einen Rabbiner und mehrere Psychiater geholt, und auch ihre Bekannten – aber nur wenn es Frauen sind. Die Mütter sind zutiefst unglücklich. Was nicht verwunderlich ist.
    Aber sie haben sich bereit erklärt, weiter an dem Projekt teilzunehmen.«
    »Kein Kontakt mit Männern?«
    »Kein männliches Wesen, das die Pubertät hinter sich hat«, erklärte Lipton. »Auf Anordnung von Mark Augustine, Mitunterzeichner Frank Shawbeck. Manche Familien sind die Behandlung leid. Ich kann es ihnen nicht verdenken.«
    »Sind auch reiche Frauen hier?«, fragte Kaye trocken.
    »Nein«, erwiderte Lipton und lachte lustlos. »Was hatten Sie denn gedacht?«
    »Sind Sie verheiratet, Dr. Lipton?«, fragte Kaye.
    »Vor einem halben Jahr geschieden. Und Sie?«
    »Witwe.«
    »Da haben wir ja Glück gehabt«, sagte Lipton.
    Tighe zeigte auf ihre Armbanduhr. Lipton blickte zwischen den beiden hin und her. Dann sagte sie scharf: »Tut mir Leid, dass ich Sie aufgehalten habe. Meine Leute warten auch auf mich.«
    Kaye hielt die Fotos von der Pseudoplazenta und der Fruchtblase hoch. »Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen, es sei eine schrecklich gut organisierte Krankheit?«
    Lipton stützte sich auf einen Aktenschrank. »Ich hatte mit Tumoren und offenen Stellen zu tun, mit Beulen und Warzen und den ganzen anderen schrecklichen Dingen, die Krankheiten in unserem Körper anrichten können. Sicher, auch da gibt es Strukturen. Durch Neuorganisation der Durchblutung werden Zellen unterwandert. Gier auf Nährstoffe. Aber diese Fruchtblase ist ein stark spezialisiertes Organ, und sie ist ganz anders als alles, was ich bisher untersucht habe.«
    »Sie ist also nach Ihrer Ansicht kein Produkt einer Krankheit?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Die Folgen sind Fehlbildungen, Schmerzen, Leid und Fehlgeburten. Das Kind in Mexiko …« Lipton schüttelte den Kopf. »Ich will meine Zeit nicht damit vergeuden, es als etwas anderes zu beschreiben. Es ist eine neue Krankheit, und zwar eine teuflisch erfindungsreiche, mehr nicht.«
46
    Atlanta
    Dicken stieg die flache Auffahrt des

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