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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Kinder. Wie Kinder, die das richtige Leben noch nicht kennen gelernt haben.«
    »Was übersehen wir denn?«, fragte Cross geduldig.
    Jackson trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Darüber wurde schon diskutiert.«
    »Worüber?«, wollte Cross wissen.
    »Aber in keinem ernst zu nehmenden Forum«, sagte Kaye.
    »Worüber bitte?«
    »Kaye will uns sagen, SHEVA sei Teil einer größeren biologischen Umstrukturierung. Transposons, die herumhüpfen und den Phänotyp beeinflussen. So lautet das Gerücht bei den Eingeweihten, die Kayes Artikel gelesen haben.«
    »Und das bedeutet?«
    Jackson schnitt eine Grimasse. »Ich greife mal ein wenig vor.
    Wenn wir zulassen, dass die neuen Babys geboren werden, wachsen sie alle zu großköpfigen Übermenschen heran. Wunderkinder mit blonden Haaren, blauen Augen und übersinnlichen Fähigkeiten. Die bringen uns dann um und übernehmen die Macht auf der Erde.«
    Wie vor den Kopf gestoßen und den Tränen nahe, starrte Kaye zu Jackson hinüber. Er lächelte halb entschuldigend, halb in diebischer Freude darüber, dass er jede Diskussion abgewürgt hatte. »Es ist Zeitvergeudung«, sagte er. »Und wir haben keine Zeit zu vergeuden.«
    Nilson betrachtete Kaye mit vorsichtigem Mitgefühl. Marge hob den Kopf und starrte zur Decke. »Kann mir bitte mal jemand erklären, in was ich da reingetappt bin?«
    »In den reinen Mist«, sagte Jackson halblaut und zog seine Serviette zurecht.
    Der Kellner brachte das Essen.
    Nilson legte ihre Hand auf die von Kaye. »Haben Sie Nachsicht mit uns, Kaye. Robert ist manchmal sehr direkt.«
    »Ich habe mit meiner eigenen Verwirrung zu kämpfen, nicht mit Roberts unhöflichem Abwehrverhalten«, sagte Kaye. »Marge, ich bin in den Grundlagen der modernen Biologie ausgebildet. Ich habe mich mit der strengen Interpretation von Daten befasst, aber ich bin auch mitten in dem größten vorstellbaren Gärbottich groß geworden. Das hier ist die feste Grundmauer der modernen Biologie, sorgfältig aufgebaut, Stein auf Stein …« Sie deutete mit ausgestreckter Hand die Mauer an. »Und das hier ist die Flutwelle namens Genetik. Wir sind dabei, die Produktionsanlagen der lebenden Zellen zu kartieren. Und müssen dabei feststellen, dass die Natur nicht nur voller Überraschungen steckt, sondern sich auch erschreckend unorthodox verhält. Die Natur kümmert sich einen feuchten Kehricht darum, was wir denken oder wie unsere Lehrmeinungen aussehen.«
    »Alles gut und schön«, sagte Jackson, »aber in der Wissenschaft geht es um die Frage, wie wir unsere Arbeit organisieren und Zeitvergeudung vermeiden.«
    »Robert, wir führen hier eine Diskussion«, ermahnte ihn Cross.
    »Ich kann mich nicht für das entschuldigen, was nach meinem innersten Gefühl wahr ist«, beharrte Kaye. »Bevor ich lüge, gebe ich lieber alles auf.«
    »Bewundernswert«, meinte Jackson. »›Und sie bewegt sich doch‹, ist es das, liebe Kaye?«
    »Robert, seien Sie nicht so gemein«, sagte Nilson.
    »Ich bin in der Minderheit, meine Damen « , erwiderte Jackson, schob angewidert seinen Stuhl zurück und drapierte die Servierte auf seinem Teller. Er stand aber nicht auf, sondern verschränkte die Arme und legte den Kopf schief, als wollte er Kaye ermutigen – oder herausfordern –, fortzufahren.
    »Wir benehmen uns wie Kinder, die noch nicht einmal wissen, wie man Babys macht«, sagte Kaye. »Wir erleben eine andere Art der Schwangerschaft. Neu ist sie nicht – das Gleiche hat es schon viele Male gegeben. Es ist Evolution, aber sie verläuft nicht allmählich, sondern zielgerichtet, kurzfristig, plötzlich, und ich habe keine Ahnung, was für Kinder dabei herauskommen. Ungeheuer werden es aber nicht sein, und sie werden ihre Eltern nicht auffressen.«
    Jackson hob den Arm wie ein Schuljunge im Unterricht. »Wenn uns jetzt ein schnell arbeitender Oberingenieur in der Hand hat, wenn Gott jetzt unsere Evolution lenkt, ist es meines Erachtens an der Zeit, ein paar kosmische Anwälte zu beauftragen. Es ist ein Kunstfehler der schlimmsten Sorte. Der Säugling C war totaler Pfusch.«
    »Das war Herpes«, erwiderte Kaye.
    »So funktioniert Herpes nicht«, entgegnete Jackson. »Das wissen Sie so gut wie ich.«
    »SHEVA macht die Feten besonders anfällig für eine Virusinfektion. Es ist ein Fehler, ein natürlicher Fehler.«
    »Dafür haben wir keine Belege. Belege, Ms. Lang!«
    »Die CDC …«, setzte Kaye an.
    »Säugling C war eine sekundäre HerodesFehlbildung und hatte nebenbei noch Herpes«,

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