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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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rüber zu den NIH.«
    »Geben Sie mir einen Anhaltspunkt, Christophen Ich möchte nicht noch einmal eine Nacht wie die beiden letzten erleben.«
    »Säugling C. wäre vermutlich nicht gestorben, wenn seine Mutter sich keinen Herpes zugezogen hätte. Es dürfte sich um zwei verschiedene Paar Schuhe handeln.«
    Kaye, immer noch auf dem Bürgersteig, schloss kurz die Augen.
    Dann sah sie sich nach Farrah Tighe um; sie war wohl ganz in Gedanken entgegen den Anweisungen ohne ihre Begleiterin hinausgegangen. Bestimmt suchte Tighe schon hektisch nach ihr.
    »Selbst wenn es so ist, wer hört uns denn jetzt noch zu?«
    »Von den acht Frauen in der Klinik hat keine einzige Herpes oder HIV. Ich habe Lipton angerufen und es überprüft. Sie sind ausgezeichnete Paradefälle.«
    »Aber die sind erst in zehn Monaten so weit«, erwiderte Kaye, »vorausgesetzt, die EinMonatsRegel gilt auch bei ihnen.«
    »Ich weiß. Aber wir werden mit Sicherheit noch andere finden.
    Wir müssen uns noch einmal unterhalten – und zwar ernsthaft.«
    »Ich habe morgen den ganzen Tag Besprechungen, und anschließend bin ich im AmericolLabor.«
    »Dann heute Abend. Oder zählt die Wahrheit inzwischen nicht mehr?«
    »Halten Sie mir keine Vorträge über die Wahrheit, verdammt noch mal«, sagte Kaye. Auf dem Center Drive sah sie die Lastwagen der Nationalgarde entlangfahren. Die Demonstranten waren bisher am Nordende geblieben; von ihrem Standort an einem niedrigen, grasbewachsenen Hügel aus konnte sie die Transparente sehen. Dickens nächste Worte entgingen ihr – so fasziniert war sie von der Menschenmenge, die sich dort in der Ferne bewegte.
    »… möchte ich Ihrer Idee eine faire Chance geben«, sagte Dicken. »Der große Proteinkomplex kann für ein einfaches Virus nicht von Nutzen sein – wozu ist er also gut?«
    »Für SHEVAs Funktion als Übermittlerin«, erwiderte Kaye in sanftem Ton, halb träumend, halb abwesend. »SHEVA ist Darwins Sender, Darwins Stimme.«
    »Wie bitte?«
    »Haben Sie die Nachgeburten von HerodesFeten des ersten Stadiums gesehen? Ganz besondere Fruchtblasen … äußerst raffinierte, und alles andere als krank.«
    »Wie gesagt, ich möchte weiter daran arbeiten. Überzeugen Sie mich, Kaye. Du lieber Gott, wenn es bei diesem Säugling C. nur Zufall war …«
    Von der Nordseite des Geländes her war dreimal ein kurzes leises Knallen zu hören, so, als ballere jemand mit einer Spielzeugpistole herum. Kaye hörte, wie durch die Menschenmenge ein bestürztes Stöhnen ging, gleich darauf war in der Ferne durchdringendes Geschrei zu hören.
    »Ich muss jetzt Schluss machen, Christopher.« Sie klappte das kleine Plastiktelefon zu und lief los. Die Menge, knapp fünfhundert Meter entfernt, löste sich auf: Menschen wichen zurück und verteilten sich entlang der Straßen, auf den Parkplätzen, zwischen den Backsteingebäuden. Weiteres Knallen war nicht zu hören. Sie verlangsamte zu Schritttempo und wägte die Gefahr ab; dann rannte sie erneut los. Sie musste Gewissheit haben. In ihrem Leben gab es zu viel Ungeklärtes. Zu vieles, das in der Luft hing. Zu vieles, das sie passiv hingenommen hatte – bei Saul, bei allem und jedem.
    Fünfzehn Meter vor ihr kam ein stämmiger Mann im braunen Anzug aus einem Seiteneingang des Gebäudes gestürzt; seine Arme und Beine bewegten sich wie Windmühlenflügel. Mit dem hoch aufwehenden Mantel, der über ein bauschiges weißes Hemd fiel, sah er eigentlich lächerlich aus, aber er kam wie der Teufel in Menschengestalt auf sie zugestürmt.
    Einen Augenblick lang war sie beunruhigt und drehte ab, um ihm aus dem Weg zu gehen.
    »Verdammt noch mal, Dr. Lang!«, rief er. »Bleiben Sie stehen!
    Halt!«
    Widerwillig und außer Atem verlangsamte sie ihre Schritte. Der Mann im braunen Anzug holte sie ein und zeigte seine Erkennungsmarke vor. Er war vom Secret Service und hieß Benson –
    mehr bekam sie nicht mit, bevor er das Etui zuklappte und wieder einsteckte. »Was um alles in der Welt tun Sie hier? Wo ist Tighe?«, fragte er mit puterrotem Gesicht und Schweiß auf den aknenarbigen Wangen.
    »Sie brauchen Hilfe«, sagte sie. »Sie ist drinnen im …«
    »Das sind Schüsse. Sie bleiben hier, und wenn ich Sie eigenhändig festhalten muss. Verdammt, Tighe sollte Sie doch nicht allein nach draußen lassen.«
    Im gleichen Augenblick stieß Tighe im Laufschritt zu ihnen. Ihr Gesicht war rot vor Wut. Hastig und erregt flüsterte sie mit Benson, dann stellte sie sich neben Kaye. Benson setzte sich in

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