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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sagte Jackson. »Ehrlich gesagt, meine Damen, für mich ist die Sache klar. Wir sind alle erschöpft. Ich für mein Teil bin jedenfalls fix und fertig.« Er stand auf, verbeugte sich hastig und stolzierte aus dem Restaurant.
    Marge stocherte mit ihrer Gabel im Salat. »Es klingt ein bisschen nach einer Begriffsverwirrung. Ich werde eine Besprechung ansetzen. Wir werden uns Ihre Argumente im Einzelnen anhören«, sagte sie. »Und ich werde Robert bitten, seine eigenen Fachleute mitzubringen.«
    »Ich glaube, von den Fachleuten würde mir kaum jemand offen zustimmen«, erwiderte Kaye. »Jedenfalls jetzt noch nicht. Dazu ist die Atmosphäre zu aufgeladen.«
    »Was die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit angeht, so ist es von allergrößter Bedeutung«, sagte Nilson nachdenklich.
    »Wieso?«, wollte Cross wissen.
    »Wenn irgendeine Gruppe oder Glaubensrichtung oder Firma zu dem Schluss gelangt, dass Kaye Recht hat, werden wir uns damit auseinander setzen müssen.«
    Kaye fühlte sich plötzlich sehr schutzlos, sehr verletzlich.
    Cross spießte mit der Gabel einen Käsestreifen auf und betrachtete ihn genau. »Wenn die Herodes-Grippe keine Krankheit ist, weiß ich nicht, wie wir damit umgehen sollen. Dann bedrängt uns auf der einen Seite ein natürlicher Vorgang, auf der anderen Seite eine unwissende, entsetzte Öffentlichkeit. Und wir sitzen genau dazwischen in der Falle. Das bedeutet schreckliche politische Maßnahmen und wirtschaftliche Albträume.«
    Kaye bekam einen trockenen Mund. Ihr fiel keine Antwort ein.
    Es stimmte.
    »Wenn es keine Experten gibt, die Sie unterstützen«, sagte Cross nachdenklich und führte den Käse zum Mund, »woher nehmen Sie dann Ihre Überzeugung?«
    »Ich werde die Belege erläutern, die Theorie«, erwiderte Kaye.
    »Allein?«
    »Vermutlich werde ich noch ein paar Leute finden.«
    »Wie viele?«
    »Vier oder fünf.«
    Cross kaute. »Jackson ist ein Flegel, aber hochintelligent. Er ist ein anerkannter Experte, und viele hundert andere würden sich seiner Sichtweise anschließen.«
    »Viele tausend«, sagte Kaye, die sich um einen ruhigen Tonfall bemühte. »Auf der anderen Seite stehen nur ich und ein paar Spinner.«
    Cross drohte ihr mit dem Finger. »Sie sind keine Spinnerin, meine Liebe. Laura, eine von unseren Firmen hat doch vor ein paar Jahren eine Pille für den Morgen danach entwickelt.«
    »Das war in den Neunzigerjahren.«
    »Warum haben wir das Projekt aufgegeben?«
    »Politik und Haftungsfragen.«
    »Wir hatten doch schon einen Namen dafür – wie haben wir es genannt?«
    »Irgendein Witzbold hat es auf RUPentium getauft«, erwiderte Nilson.
    »Soweit ich mich erinnere, ist die Erprobung gut verlaufen«, sagte Marge. »Ich nehme doch an, dass wir die Formeln und Substanzproben noch haben?«
    »Ich habe mich heute Nachmittag darum gekümmert«, erwiderte Nilson. »Wir könnten die Sache wieder aufnehmen und in ein paar Monaten mit der Großproduktion beginnen.«
    Kaye krallte sich über ihrem Schoß am Tischtuch fest. Früher hatte sie leidenschaftlich für das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung gekämpft. Jetzt fand sie sich in ihren widersprüchlichen Gefühlen nicht mehr zurecht.
    »Nichts gegen Roberts Arbeit«, sagte Cross, »aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Erprobung des Impfstoffs fehlschlägt, ist größer als fünfzig Prozent. Und diese Äußerung behalten Sie für sich, meine Damen!«
    »Unsere Computermodelle sagen immer noch voraus, dass als Nebenwirkung des Ribozymbestandteils MS auftreten kann«, sagte Kaye. »Wird Americol die Abtreibung als Alternative empfehlen?«
    »Nicht nur wir«, sagte Cross. »Das Entscheidende an der Evolution ist das Überleben. Wir stehen jetzt mitten in einem Minenfeld, und wenn sich irgendwo ein Ausweg eröffnet, werde ich den sicher nicht übergehen.«

    Dicken nahm den Anruf im Geräteraum neben dem Hauptannahme- und Obduktionslabor entgegen. Während ein junger Computertechniker ihm das Telefon entgegenhielt, zog er die Latexhandschuhe aus. Der Techniker sollte gerade eine streikende alte Workstation zum Laufen bringen, mit der die Obduktionsbefunde festgehalten und die Gewebeproben auf ihrem Weg durch die übrigen Labors dokumentiert wurden. Er starrte Dicken, der einen grünen Kittel und eine Chirurgenmaske trug, ein wenig besorgt an.
    »Nichts, das Sie anstecken könnte«, erklärte Dicken, während er den Hörer nahm. »Dicken hier. Ich stecke gerade bis zu den Ellenbogen in einer Sache.«
    »Christopher, hier ist

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