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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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amerikanischen Krankenhäusern. Drohen Sie der Türkei und Georgien mit einer Anzeige bei der Weltgesundheitsorganisation. Sagen Sie, wir würden ihnen den Bruch aller Kooperationsabkommen vorwerfen. Ich gebe Ihnen Rückendeckung. Stellen Sie fest, wer nach einem Aufenthalt in Europa oder dem Nahen Osten an SHEVA erkrankt ist und vielleicht eine oder zwei Fehlgeburten hatte. Wir haben eine Woche, und wenn Sie nicht mit einem noch gefährlicheren SHEVA kommen, werde ich es mit einem unbekannten Spirochäten versuchen, den sich ein paar Schafhirten in Afghanistan zugezogen haben … nach dem Beischlaf mit Schafen.« Augustine täuschte eine Armesündermiene vor. »Retten Sie mich, Christopher.«
13
    Cambridge, Massachusetts
    Kaye war erschöpft, fühlte sich aber wie eine Königin. Seit einer Woche behandelten die Kollegen sie mit Respekt und freundlicher Bewunderung, als wollten sie nach vielen Widrigkeiten anerkennen, dass sie einen tieferen Einblick in die Wahrheit gewonnen hatte. Sie hatte nicht unter den Angriffen und Ungerechtigkeiten zu leiden, die andere in der biologischen Forschung während der letzten 150 Jahre erlebt hatten – sicher nicht das, womit ihr großes Vorbild Charles Darwin sich auseinander setzen musste, und noch nicht einmal das, was Lynn Margulis mit ihrer Theorie der symbiotischen Evolution eukaryotischer Zellen durchgemacht hatte.
    Aber es gab noch genug …
    Skeptische und verärgerte Leserbriefe von Genetikern der alten Garde, die überzeugt waren, sie jage einem Phantom hinterher; auf Tagungen die Anmerkungen von leicht herablassenden, lächelnden Männern und Frauen, die überzeugt waren, sie stünden dichter vor einer großen Entdeckung … weiter oben auf der Erfolgsleiter, näher an den Lorbeeren von Wissen und Anerkennung.
    Das alles ließ Kaye kalt. So war die Wissenschaft nun einmal: nur allzu menschlich, und das war gut so. Aber dann hatte Saul eine persönliche Auseinandersetzung mit dem Herausgeber von Cell, die für sie jede Aussicht zunichte machte, in diesem angesehenen Blatt publizieren zu können. Stattdessen musste sie sich an Virology wenden, auch das eine gute Fachzeitschrift, aber doch eine Leitersprosse tiefer. Bis in Science oder Nature hatte sie es nie geschafft. Sie war ein ganzes Stück nach oben geklettert und dann ausgebremst worden.
    Jetzt, so schien es, wollten Dutzende von Labors und Instituten ihr unbedingt die Ergebnisse von Arbeiten zeigen, die ihre Spekulationen bestätigten. Um ihres inneren Friedens willen entschloss sie sich, Einladungen von jenen Fakultäten, Instituten und Labors anzunehmen, von denen sie in den letzten Jahren eine gewisse Ermutigung erfahren hatte – insbesondere vom Carl Rose Center for Domain Research in Cambridge, Massachusetts.
    Das Rose Center lag auf einem Anwesen von fast fünfzig Hektar, das man in den Fünfzigerjahren mit Kiefern bepflanzt hatte.
    Dichter Wald umgab das würfelförmige Laborgebäude, das aber nicht flach auf der Erde stand, sondern an einer Kante erhöht war.
    Zwei Laboretagen lagen unterirdisch unmittelbar unter dem erhöhten Würfel und östlich davon. Finanziert wurde das Rose Center zum größten Teil von einer Stiftung der ungeheuer reichen Familie Van Buskirk aus Boston, und es befasste sich schon seit dreißig Jahren mit Molekularbiologie.
    Drei Wissenschaftler des Rose Center hatten Forschungsmittel aus dem HumanGenomProjekt erhalten, jenem umfangreichen, reichlich mit Geld ausgestatteten Gemeinschaftsvorhaben, mit dem man die gesamte Erbinformation des Menschen sequenzieren und kennen lernen wollte. Sie sollten uralte Genbruchstücke analysieren, die in den so genannten Introns lagern, den »SchrottAbschnitten« des menschlichen Genoms. Die leitende Wissenschaftlerin, die den Etat verwaltete, war Judith Kushner, die früher in Stanford Kayes Promotion betreut hatte.
    Die knapp einen Meter fünfundsiebzig große Judith Kushner hatte üppige, gelockte Haare, ein rundes, versonnenes Gesicht, das immer ein wenig zu lächeln schien, und kleine, leicht vorstehende schwarze Augen. International war sie als wahre Zauberkünstlerin bekannt: Sie konnte Experimente planen und jeden Apparat dazu bringen, das Gewünschte zu tun – mit anderen Worten: Sie konnte die wiederholbaren Experimente ausführen, die für eine funktionierende Naturwissenschaft unentbehrlich sind.
    Dass sie mittlerweile ihre Zeit zum größten Teil damit zubrachte, Papierkram zu erledigen oder Doktoranden und Postdocs anzuleiten, lag

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