Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
einfach im Wesen der modernen Wissenschaft.
    Kushners Assistentin und Sekretärin, ein entsetzlich magerer junger Rotschopf namens Fiona Bierce, führte Kaye durch das Labyrinth der Laborräume und fuhr mit ihr in einem zentralen Aufzug abwärts.
    Kushners Büro befand sich auf Stockwerk 0, unter der Straßenhöhe, aber noch über dem Keller: fensterlos, die Betonwände in einem angenehmen Beige gestrichen. Rundherum in den Regalen standen dicht bei dicht säuberlich geordnete Bücher und gebundene Fachzeitschriften. In einer Ecke summten leise vier Computer, darunter ein »Sim Engine«-Superrechner, den die Firma Mind Design aus Seattle gestiftet hatte.
    »Kaye Lang, ich bin stolz auf dich!« Kushner erhob sich von ihrem Stuhl, strahlte und breitete die Arme aus, um Kaye in der Tür zu umarmen. Sie ließ ein leises Quieken hören, schwenkte ihre frühere Studentin durch den Raum und lächelte voller professoraler Freude. »Erzähl – wer hat sich schon bei dir gemeldet? Lynn?
    Der alte Mann selbst?«
    »Lynn hat gestern angerufen«, sagte Kaye und errötete.
    Kushner legte die Hände zusammen und schüttelte sie in Richtung der Decke wie ein Boxer, der seinen Sieg feiert. »Großartig!«
    »Es ist echt zu viel«, sagte Kaye; auf Kushners Aufforderung hin setzte sie sich auf einen Stuhl neben dem breiten Flachbildschirm des SimRechners.
    »Nimm es hin! Freu’ dich drüber!«, riet Kushner schwungvoll.
    »Du hast es wirklich verdient, mein Schatz. Ich habe dich drei Mal im Fernsehen gesehen. Jackie Oniama auf Triple C, und sie hat versucht, über Wissenschaft zu reden – wirklich lustig! Sieht sie auch in natura wie eine kleine Puppe aus?«
    »Sie waren alle sehr nett, wirklich. Aber ich bin müde, weil ich dauernd etwas erklären soll.«
    »Es gibt so viel zu erklären. Wie geht’s Saul?« Kushner gab sich Mühe, eine gewisse Besorgnis zu verbergen.
    »Gut. Wir wissen immer noch nicht, ob die Georgier uns zu ihren Partnern machen wollen.«
    »Wenn sie euch jetzt nicht als Partner nehmen, haben sie noch einen langen Weg vor sich, bis sie zu Kapitalisten werden«, sagte Kushner und setzte sich neben Kaye.
    Fiona Bierce machte es offenbar Spaß, einfach zuzuhören. Sie grinste und ließ dabei die Zähne sehen.
    »Dann …«, sagte Kushner und sah Kaye durchdringend an, »…
    war es eine Art Abkürzung, oder?«
    Kaye lachte. »Ich fühle mich noch so jung .«
    »Ich bin wahnsinnig neidisch. Von meinen verrückten Theorien hat keine auch nur annähernd so viel Aufmerksamkeit gefunden.«
    »Nur einen Haufen Geld«, erwiderte Kaye.
    »Viele Haufen. Brauchst du was?«
    Kaye lächelte. »Ich möchte unsere Stellung in der Branche nicht schmälern.«
    »Ach ja, die große neue Welt der Bargeldbiologie, die so wichtig ist, so geheimnisvoll und selbstgenügsam. Denk dran, meine Liebe, Frauen betreiben Wissenschaft angeblich auf andere Art. Wir hören zu und schuften, hören zu und schuften, genau wie die arme Rosalind Franklin, aber nicht wie vorlaute kleine Jungs. Und alles aus Beweggründen von höchster ethischer Reinheit. Also –
    wann geht ihr, Saul und du, an die Börse? Mein Sohn versucht gerade, mir eine Altersvorsorge aufzubauen.«
    »Vermutlich überhaupt nicht«, sagte Kaye. »Es wäre Saul ein Gräuel, den Aktionären Rechenschaft zu geben. Übrigens müssen wir zuerst mal Erfolg haben und ein bisschen Geld verdienen, und bis dahin ist es noch ein weiter Weg.«
    »Schluss mit dem Smalltalk«, sagte Kushner energisch. »Ich kann dir etwas Interessantes zeigen. Fiona, würdest du bitte unsere hübsche kleine Simulation laufen lassen?«
    Kaye zog ihren Stuhl zur Seite. Bierce setzte sich an die Tastatur des SimRechners und ließ die Fingergelenke knacken wie eine Pianistin. »Daran ackert Judith jetzt seit drei Monaten«, erklärte sie.
    »Zum größten Teil hat sie sich dabei auf unsere Veröffentlichungen gestützt und das Übrige beruht auf Daten aus drei anderen Genomprojekten. Als dann die Nachricht kam, waren wir so weit.«
    »Wir haben unsere Marker aufgesucht und die Anweisungen für den Zusammenbau gefunden«, sagte Kushner. »Die Hülle von SHEVA und sein niedliches Übertragungssystem für alle Menschen. Das hier ist die Simulation einer Infektion, nach Befunden von John Dawsons Arbeitsgruppe in der fünften Etage. Sie haben Hepatocyten in dichten Gewebekulturen infiziert. Und das ist dabei herausgekommen.«
    Kaye sah zu, wie Bierce noch einmal den simulierten Zusammenbau ablaufen ließ. SHEVATeilchen

Weitere Kostenlose Bücher