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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Schwangerschaften, Sir.«
    Augustine beugte sich vor. »Sie sind in die Türkei geflogen, weil Ihre Kontaktperson gesagt hat, sie hätten ein Virus, das Fehlgeburten verursacht. Aber warum Georgien?«
    »In Tiflis gab es vor fünf Jahren eine Häufung von Fehlgeburten. Ich konnte dort keine Informationen beschaffen, nichts Offizielles. Nur mit einem Leichenbestatter bin ich einen trinken gegangen – inoffiziell. Er hat mir erzählt, dass es ungefähr zur gleichen Zeit auch in Gordi viele Fehlgeburten gab.«
    Diesen Teil der Geschichte kannte Augustine noch nicht. Dicken hatte in seinem Bericht nichts davon erwähnt. »Weiter«, forderte er mit mäßigem Interesse.
    »Es gab irgendwie Schwierigkeiten, da wollte er nicht so richtig mit der Sprache raus. Also bin ich nach Gordi gefahren, aber die Stadt war von der Polizei abgeriegelt. Ich habe in ein paar Läden an der Straße herumgefragt und etwas von einer UNUntersuchung mit russischer Beteiligung gehört. Daraufhin habe ich die UN angerufen, und die haben mir gesagt, sie hätten eine Amerikanerin um Hilfe gebeten.«
    »Das war …«
    »Kaye Lang.«
    »Du liebe Güte«, bemerkte Augustine und presste die Lippen zu einem dünnen Lächeln zusammen. »Die Heldin des Tages. Sie kennen ihre Arbeiten über HERV?«
    »Natürlich.«
    »Sie … Sie glauben also, jemand von den UN war einer Sache auf der Spur und brauchte ihren Rat.«
    »Der Gedanke ist mir auch schon durch den Kopf gegangen, Sir. Aber man hat sich an sie gewandt, weil sie sich in forensischer Pathologie auskennt.«
    »Was halten Sie denn nun von der Sache?«
    »Mutationen. Induzierte Geburtsfehler. Teratogene Viren vielleicht. Und ich habe mich gefragt, warum der Staat die Eltern nicht leben lassen wollte.«
    »Damit sind wir wieder am Anfang«, sagte Augustine. »Wieder einmal wilde Spekulationen.«
    Dicken verzog das Gesicht. »Da sollten Sie mich besser kennen, Mark.«
    »Manchmal habe ich wirklich keinen Schimmer, wie Sie zu derart guten Ergebnissen kommen.«
    »Ich war mit meiner Arbeit noch nicht fertig. Sie haben mich zurückbeordert und gesagt, wir hätten etwas Handfestes.«
    »Herrgott, ich habe mich schon manchmal geirrt«, erwiderte Augustine.
    »Ich glaube nicht, dass Sie sich geirrt haben. Das hier ist vermutlich nur der Anfang. Wir werden bald noch mehr vorzuweisen haben.«
    »Sagt Ihnen das Ihr Instinkt?«
    Dicken nickte.
    Mark zog die Augenbrauen zusammen und legte die fest gefalteten Hände auf den Schreibtisch. »Wissen Sie noch, was 1963 los war?«
    »Damals war ich noch ein Baby, Sir. Aber ich habe davon gehört. Malaria.«
    »Ich selbst war damals sieben. Der Kongress strich sämtliche Mittel für die Bekämpfung von Krankheiten, die von Insekten übertragen werden, einschließlich der Malaria. Die dümmste Maßnahme in der Geschichte der Epidemiologie. Millionen Tote auf der ganzen Welt, neue Stämme resistenter Krankheitserreger …
    eine Katastrophe.«
    »Das DDT hätte ohnehin nicht mehr lange gewirkt, Sir.«
    »Woher wollen Sie das wissen?« Augustine hob zwei Finger.
    »Die Menschen denken wie Kinder. Sie springen von einer Leidenschaft zur nächsten. Plötzlich ist die Gesundheit der Weltbevölkerung kein Thema mehr. Vielleicht sind wir mit unseren Behauptungen zu weit gegangen. Jetzt wenden wir dem Sterben der Regenwälder den Rücken zu, und die globale Erwärmung brodelt nicht mehr, sondern köchelt nur vor sich hin. Verheerende, weltweite Seuchen hat es nicht gegeben, und Otto Normalverbraucher hat sich die Schuldgefühle gegenüber der Dritten Welt nie angezogen. Die Apokalypse hängt den Leuten zum Halse raus. Wenn wir nicht bald eine politisch vertretbare Krise in unserem Heimatrevier bekommen, werden sie uns im Kongress einseifen, Christopher, und dann könnte es genauso kommen wie 1963.«
    »Ich verstehe, Sir.«
    Augustine schnaubte durch die Nase und hob den Blick zu den Reihen der Leuchtstoffröhren an der Decke. »Die Leiterin des Gesundheitswesens meint, unser Apfel sei noch so grün, dass wir ihn dem Präsidenten nicht auf den Tisch packen können, und deshalb hat sie sich eine Migräne zugelegt. Die Besprechung ist von heute Nachmittag auf nächste Woche verschoben.«
    Dicken unterdrückte ein Lächeln. Dass die Leiterin des Gesundheitswesens Kopfschmerzen vortäuschte, war ein köstlicher Gedanke.
    Augustine heftete den Blick auf Dicken. »Na gut, Sie riechen etwas, also machen Sie es dingfest. Prüfen Sie alle Berichte aus dem letzten Jahr über Fehlgeburten in

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