Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
Vom Netzwerk:
und weil er mir übelgenommen, daß ich über ihn Klage geführt, für einmal jetzt täglich wenigstens siebenmal an meinem Hause vorbei. Und wollte Gott, er wäre beim Vorübergehen und Heraufgucken stehengeblieben! Aber so verwegen, so unverschämt ist er gewesen, daß er mir erst gestern ein Frauenzimmer mit Botschaft von ihm und mit verliebtem Geschwätz ins Haus geschickt und mir eine Tasche und einen Gürtel geschenkt hat, als ob ich nicht Taschen und Gürtel genug hätte. Das habe ich ihm aber so übelgenommen und nehme es ihm noch so übel, daß ich ihm den Teufel über den Hals geschickt hätte, wenn ich mich nicht vor der Sünde gefürchtet und Euch zuliebe an mich gehalten hätte. So habe ich mir denn am Ende noch Gewalt angetan und nichts tun und sagen wollen, ohne Euch zuvor davon zu benachrichtigen. Dem Frauenzimmer übrigens hatte ich Gürtel und Tasche, die sie mir gebracht hatte, schon zurückgegeben, daß sie ihm beides wiederbringen sollte, ihr auch sonst bösen Bescheid erteilt, als mir einfiel, sie könnte vielleicht gar die Geschenke behalten und ihm erzählen, ich hätte sie angenommen; denn solche Weiber sollen dergleichen wohl tun. Darum rief ich sie zurück, nahm ihr die Sachen voller Verdruß wieder aus der Hand und habe sie nun Euch mitgebracht, damit Ihr sie ihm wiedergebt und ihm sagt, daß ich seine Geschenke nicht brauche; denn, Gott und meinem Mann sei es gedankt, Gürtel und Taschen habe ich noch so viele, daß ich ihn darunter ersticken könnte. Dann aber bitte ich Euch, den ich wie einen Vater ehre, um Verzeihung, wenn ich es meinem Mann und meinen Brüdern sage, sobald er mir nun keine Ruhe mehr läßt, mag daraus werden, was da will. Ergeht es ihm dann übel, nun, so soll mir's immer noch viel lieber sein, als wenn ich durch ihn in schlechte Nachrede komme, und damit gut!«
    Als sie das gesagt hatte, zog sie, ohne ihre Tränen zu unterbrechen, eine äußerst schöne und reichgestickte Tasche nebst einem zierlichen, kostbaren Gürtel unter dem Mantel hervor und warf sie dem Mönch in den Schoß. Dieser glaubte noch immer an die Wahrheit ihrer Erzählungen, nahm die Geschenke voller Zorn und sagte: »Mein Kind, ich wundere mich nicht, wenn diese Vorfälle dich betrüben, und kann dich deswegen nicht tadeln; vielmehr lobe ich an dir, daß du dabei meinen Ratschlägen gefolgt bist. Ich habe ihn neulich zur Rede gestellt; er aber hat schlecht gehalten, was er mir damals versprach, und so denke ich ihm denn um dessentwillen, wie auch wegen seiner neuen Vergehen dermaßen den Kopf zu waschen, daß er keine Lust mehr haben soll, dich zu beunruhigen. So lieb dir aber Gottes Segen ist, so lasse dich vom Zorne nicht überwältigen, einen der Deinigen von dieser Angelegenheit zu unterrichten; es könnte zuviel Unglück daraus entstehen. Übrigens sei wegen deines Rufes unbesorgt, denn ich werde deine Unschuld immerdar, vor Gott wie vor den Menschen, unwandelbar bezeugen.«
    Die Dame schien sich etwas zu beruhigen. Da sie von der Habsucht dieses wie der ändern Mönche wohl unterrichtet war, lenkte sie das Gespräch von jenem Gegenstände ab und sagte: »Ehrwürdiger Herr, in den letzten Nächten sind mir mehrere meiner Verwandten erschienen, die wohl große Qualen erdulden müssen und nichts verlangen als Almosen; vor allem aber meine verstorbene Mutter, die so betrübt und elend aussieht, daß es ein wahrer Jammer ist. Ich glaube bestimmt, daß es ihr bitter weh tut, mich von diesem bösen Feinde so versucht zu sehen, und darum wünschte ich, Ihr läset mir für ihre Seele die vierzig Gregoriusmessen und sagtet dazu Eure Gebete, damit Gott sie aus den Feuerqualen befreie.« Und mit diesen Worten drückte sie ihm einen Goldgulden in die Hand. Der ehrwürdige Pater nahm ihn voller Freuden, bekräftigte mit guten Worten und mit vielen Beispielen ihre Frömmigkeit und entließ sie dann mit seinem Segen.
    Als die Dame fortgegangen war, schickte er, immer noch ohne zu ahnen, daß man ihn zum besten hatte, nach seinem Freunde, der gleich bei seinem Eintritt, als er den Mönch zornig sah, erriet, er werde Neuigkeiten von seiner Dame hören, und nun abwartete, was jener ihm sagen werde. Der Mönch wiederholte, was er ihm schon früher gesagt hatte, und schalt ihn besonders mit vielen zornigen und harten Worten wegen dessen, was er, den Reden der Dame zufolge, getan haben sollte. Der Edelmann, der noch nicht durchschauen konnte, wo der Mönch eigentlich hinwollte, leugnete ziemlich lau, Gürtel und

Weitere Kostenlose Bücher