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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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Frau: »Kümmert Euch doch darum nicht. Ich weiß allein, wie ich mich zu benehmen habe. Tut Ihr nur Eure Schuldigkeit, ich werde mich schon anstrengen und mein Möglichstes tun.« So war Bruder Puccio still und nahm seine Paternoster wieder in Angriff. Die Frau aber und der Herr Pater ließen sich von dieser Nacht an in einem ändern Teil des Hauses ein Bett richten und schliefen darin, solange Bruder Puccios Bußzeit dauerte, mit großem gegenseitigem Ergötzen bis zum Morgen, wo dann der Mönch nach Hause ging, die Frau sich aber in ihr Bett legte, um dort Bruder Puccio, wenn er von der Buße käme, zu erwarten.
    Während dieser nun auf solche Weise seine Bußübungen, die Frau aber und der Mönch ihr Vergnügen fortsetzten, sagte sie wohl oft im Scherze zu dem letzteren: »Du läßt Bruder Puccio Buße tun, und wir sind's, die dadurch ins Paradies gekommen sind.« Übrigens gab ihr der Mönch alle Ursache, zufrieden zu sein, so daß sie sich an sein Futter gewöhnte. Und weil ihr Mann sie so lange hatte fasten lassen, fand sie, auch als dessen Buße zu Ende ging, Mittel und Wege, sich anderwärts mit dem Mönche satt zu essen und sich lange Zeit bei aller gehörigen Vorsicht mit ihm zu ergötzen.
    So geschah es denn, damit Ende und Anfang der Geschichte übereinstimmen, daß Bruder Puccio, während er durch seine Buße das Paradies zu erlangen suchte, zwei andere hineinbrachte: den Mönch, der ihm den nächsten Weg dahin gezeigt hatte, und die Frau, die großen Mangel an dem gelitten, womit der Herr Pater sie nun aus christlicher Liebe reichlich versorgte.
     

Fünfte Geschichte
     
     
    Zima schenkt Herrn Francesco Vergellesi ein schönes Pferd und erhält dafür die Erlaubnis, mit dessen Frau reden zu dürfen. Als sie schweigt, antwortet er selbst in ihrem Namen, und dann erfolgt alles seinen Antworten gemäß.
     
    Panfilo hatte nicht ohne das Gelächter der Damen die Geschichte des Bruders Puccio vollendet, als die Königin Elisa fortzufahren gebot. Sie begann in der spöttischen Weise, die weniger ihrem eigenen Wesen als einer alten Gewohnheit entsprang, folgendermaßen:
    Viele, die viel wissen, halten andere Leute für ganz dumm, und so sehen sie sich denn manchmal, während sie andere anzuführen glaubten, am Ende selbst angeführt. Darum halte ich es für eine große Torheit, wenn sich einer ohne Not darauf einläßt, die Stärke eines fremden Verstandes auf die Probe zu stellen. Weil aber vielleicht nicht ein jeder meiner Meinung sein dürfte, so will ich, die für unsere Geschichten gesetzte Ordnung einhaltend, euch erzählen, was einem Edelmann von Pistoja begegnet ist.
    Zu Pistoja war in der Familie der Vergellesi ein Edelmann namens Francesco, der bei großem Reichtum, vieler Erfahrung und hellem Verstände über die Maßen geizig war. Als nun dieser in Mailand zum Stadtvogt erwählt worden war, hatte er sich mit allem, was er zur Reise brauchte, anständig versehen. Nur fehlte es ihm noch an einem Pferde, das gut genug für ihn gewesen wäre, und da er keines finden konnte, war er in einiger Verlegenheit. Nun lebte damals in Pistoja ein Jüngling namens Ricciardo, der zwar von geringer Familie, aber äußerst reich war und so geschmückt und sorgfältig gekleidet ging, daß man ihn allgemein nur Zima, zu deutsch Stutzer, nannte. Dieser hatte seit langer Zeit die Frau des Herrn Francesco, die von großer Schönheit und Tugend war, geliebt und ihr ohne Erfolg den Hof gemacht.
    Zima aber hatte eines der schönsten Pferde in Toskana, das er auch seiner Schönheit wegen sehr wert hielt, und da es offenkundig war, daß er sich um die Frau des Herrn Francesco bemühte, riet irgendein guter Freund dem letzteren, er möge den Zima um sein Pferd ansprechen, und gewiß werde dieser aus Liebe zu der Frau es ihm schenken.
    Herr Francesco ließ sich vom Geiz verleiten, den Zima zu sich rufen zu lassen, und bat ihn alsdann, ihm das Pferd zu verkaufen, in der Hoffnung,
    Zima werde es ihm zum Geschenk anbieten. Als Zima den Antrag vernahm, freute er sich und sagte zu dem Edelmann: »Herr, und wenn Ihr mir Euer ganzes Vermögen schenktet, so wäre mir mein Pferd darum doch nicht verkäuflich. Wenn Ihr's aber zum Geschenk von mir annehmen wollt, so könnt Ihr's haben; doch nur unter der Bedingung, daß ich, ehe Ihr das Pferd erhaltet, mit Eurer Erlaubnis und in Eurer Gegenwart mit Eurer Gattin einige Worte reden darf, jedoch so weit von jedermann entfernt, daß niemand außer ihr selbst mich hören kann.« Der

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