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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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sie sich, in Verbindung mit anderen Zeichen, daß dieser Faziuolo und nicht Tedaldo gewesen sei, und jeder Verdacht schwand denn aus der Seele der Brüder.
    Tedaldo aber, der nun sehr reich geworden war, fuhr in seiner Liebe fort, ohne sich je wieder mit seiner Dame zu entzweien. Vielmehr genossen sie bei vorsichtigem Benehmen noch lange einander. Gott gewähre uns die gleichen Freuden!
     

Achte Geschichte
     
     
    Ferondo wird, nachdem er ein gewisses Pulver geschluckt hat, für tot begraben. Der Abt aber, der sich inzwischen mit seiner Frau ergötzt, holt ihn aus dem Grabe, setzt ihn gefangen und macht ihm weis, er sei im Fegefeuer. Dann wird er auferweckt und erzieht einen Sohn, den der Abt mit seiner Frau erzeugt hat, als den seinigen.
     
    So lang auch die Geschichte Emilias gewesen war, so hatte sie deswegen doch niemandem mißfallen, vielmehr waren alle der Meinung, Emilia habe in Anbetracht der Mannigfaltigkeit der vorgetragenen Ereignisse noch sehr kurz erzählt. Nun aber gab die Königin der Lauretta ihren Wunsch durch einen bloßen Wink zu verstehen und veranlaßte sie dadurch, also zu beginnen:
    Ihr lieben Mädchen, ich besinne mich eben auf eine Geschichte, die ich euch zu erzählen Lust habe und die wahr ist, so sehr sie auch einer Lüge gleichsieht. Sie ist mir wieder eingefallen, weil ich eben hörte, wie einer für den ändern betrauert und begraben worden ist, während ich euch erzählen werde, wie ein Lebender für tot begraben wurde, und wie er sich selbst nachher mit vielen anderen nicht für fortlebend, sondern von den Toten auferweckt und aus dem Grabe auferstanden hielt, und wie schließlich derjenige, welcher dessentwillen als ein Schuldiger hätte verdammt werden sollen, wie ein Heiliger verehrt wurde.
    In Toskana nämlich war und ist noch heutzutage eine Benediktinerabtei, wie man deren viele sieht, an einem wenig besuchten Orte gelegen. Dort hatte man einen Mönch zum Abt gemacht, der in jeder Beziehung, den Umgang mit Weibern abgerechnet, ein sehr heiliger Mann genannt werden konnte. Diesen Umgang aber wußte er so insgeheim zu betreiben, daß bei seinem Rufe der Strenge und Heiligkeit niemand dergleichen ahnte, geschweige denn etwas davon erfuhr.
    Nun traf es sich, daß ein schwerreicher Bauer, namens Ferondo, mit dem Abte näher bekannt ward und bei seiner unmäßigen Einfalt und Albernheit von diesem, der sich zuweilen an seinen Narrheiten ergötzen mochte, gern gesehen wurde. Inzwischen wurde der Abt gewahr, daß Ferondo ein wunderschönes Weib zur Frau hatte, und er verliebte sich so sehr in dieses, daß er bei Tag und Nacht an nichts anderes dachte und fast verzweifeln wollte, als er erfuhr, Ferondo, der in allem ändern so töricht und dumm war, sei vollkommen vernünftig, sobald es sich darum handle, seine Frau zu lieben und zu bewachen. Dennoch war er geschickt genug, den Ferondo so weit zu bringen, daß er zuweilen mit seiner Frau heraufkam, sich im Klostergarten einige Zeit zu ergötzen. Hier redete er ihnen dann mit vieler Salbung von der Seligkeit, vom ewigen Leben und von den heiligen Werken vieler verstorbener Männer und Frauen so lange etwas vor, bis die Frau Lust bekam, bei ihm zur Beichte zu gehen, und die Erlaubnis von ihrem Manne, als sie ihn darum ansprach, sogleich erhielt.
    Zur großen Freude des Abtes kam die Frau nun wirklich zu ihm beichten, setzte sich zu seinen Füßen und begann, noch ehe sie etwas anderes redete: »Hochwürdiger Herr, hätte mir Gott einen ändern oder auch gar keinen Mann gegeben, so würde es mir vielleicht nicht schwer fallen, unter Eurer Anleitung den Weg zu gewinnen, der nach Eurer Rede den Menschen zum Paradiese führt. Wenn ich aber bedenke, was Ferondo für ein Mensch und wie übermäßig seine Albernheit ist, so muß ich mich in dieser Hinsicht eine Witwe nennen, während ich doch wieder insofern verheiratet bin, als ich zu seinen Lebzeiten keinen ändern Mann nehmen darf. Dabei ist er nun ohne irgendeinen Grund in seiner Einfalt so übertrieben eifersüchtig auf mich, daß ich um dessentwillen nicht anders als in Not und Elend mit ihm leben kann. Deshalb bitte ich denn, bevor ich zur ferneren Beichte schreite, Euch auf das demütigste, mir in dieser Sache mit einigem Rate gefällig zu sein; denn erlange ich dadurch nicht erst die Möglichkeit, gut zu handeln, dann wird mir das Beichten so wenig helfen wie die Buße.«
    Diese Rede gefiel dem Abt in seiner Seele gar wohl, und ihn deuchte, das Glück habe ihm bereits den Weg

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