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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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fühl ich nur Plagen,
    Und welch ein Trugbild ich mir ersann,
    Erkenn ich jetzt mit bittern Schmerzen an.
     
    Daß ich von ihr, in deren schönen Armen Ich alles Glück mir träumte, ward verlassen,
    Ließ meinen Wahn verdunsten,
    Denn als ich schon von ihrer Huld und Gunsten
    Das letzte Ziel bald hoffte zu erfassen,
    Sah ich, wie ohn Erbarmen Mit mir auf ewig Armen,
    In ihrer Brust sich neue Lieb entspann
    Und über mich verhängte herben Bann.
     
    Als ich mich so vertrieben nun erkannte,
    Beklagte sich mein Herz ob seiner Qualen,
    Und noch brennt seine Wunde.
    Oft auch verwünsch ich Tag sowohl als Stunde,
    Wo ich zuerst ihr Antlitz sah, das Strahlen
    Von Schönheit ringsum sandte
    Und hold in Glut entbrannte.
    Ob Glauben, Lieb und Hoffnung fluchet dann
    Die Seele, die zu sterben schon begann.
     
    Wie leer an Trost die Schmerzen, die ich leide,
    Weißt du, o Herr, an meiner Stimme Klange,
    Mit der ich oft dich rufe.
    So sag ich denn, ich steh auf solcher Stufe,
    Daß ich zur Linderung den Tod verlange.
    Drum komm, o Tod, zerschneide
    Mein Leben voller Leide
    Durch deinen Schlag. Wo immer hin ich dann
    Auch gehe, glücklich, wenn ich hier entrann.
     
    Nichts kann mir mehr in meinem Leiden frommen
    Als nur der Tod, nur er kann Hilfe geben.
    Drum send ihn mir, o sende
    Ihn, Amor, schnell, als meines Jammers Ende,
    Befrei das Herz von so betrübtem Leben.
    Er ist mir ja willkommen,
    Denn Glück ist mir benommen.
    Erfreu sie denn durch meinen Tod, Tyrann,
    Wie neue Liebe sie durch dich gewann.
     
    Mein Lied, laß es geschehen, wenn - weil du kläglich
    Dich niemand lernen mag; es kann ja keiner
    Dich so wie ich betonen.
    Drum sollst du mir nur in dem einen fronen:
    Geh hin zu Amor, und sobald allein er,
    Sag ihm, wie unerträglich Mir dieses Leben täglich.
    Dann rufe flehentlich um Hilf ihn an,
    Der in der Ruhe Port uns führen kann.
     
    Warum mein Herz so klage,
    Daß es Verrat in Amors Dienst gewann,
    Künd ich mit tausend Tränen jedermann.
     
    Die Worte dieses Liedes schilderten den Gemütszustand des Filostrato und dessen Ursache deutlich genug. Noch deutlicher indes hätten die Gesichtszüge eines der am Tanze teilnehmenden Mädchen die letztere vielleicht zu erkennen gegeben, wenn die Dunkelheit der inzwischen hereingebrochenen Nacht die Glut ihrer Wangen nicht verhüllt hätte.
    Nach Beendigung dieses Liedes wurden bis zur Stunde des Schlafengehens noch viele andere gesungen. Dann zog sich auf Befehl der Königin jeder in sein Gemach zurück.
     

ES SCHLIESST DES DEKAMERON VIERTER TAG, UND ES BEGINNT DER FÜNFTE, AN WELCHEM UNTER DER HERRSCHAFT FIAMMETTAS VON DEN GLÜCKSFÄLLEN ERZÄHLT WIRD, DIE NACH WIDRIGEN UND BETRÜBENDEN EREIGNISSEN LIEBENDE BETROFFEN HABEN.

Schon stand der Osten im weißen Glanze, und schon erhellten die Strahlen der aufgehenden Sonne unsere ganze Halbkugel, als Fiammetta von den süßen Gesängen der Vögel, die des Tages erste Stunde mit frohen Kehlen von Bäumen und Sträuchern verkündeten, erwachte und, während sie selbst sich erhob, die übrigen Mädchen und die drei Männer wecken ließ.
    Langsamen Schrittes gingen sie dann auf das niedrig gelegene Feld hinaus und lustwandelten unter mancherlei Gesprächen in der weiten Ebene auf tauigem Grase, bis die Sonne schon ziemlich hoch stand. Als aber die Sonnenstrahlen zu brennen anfingen, wandte die Königin ihre Schritte nach dem Saale zurück, wo die Gesellschaft auf ihr Geheiß sich zuerst mit trefflichem Weine und Backwerk von der geringen Anstrengung erholte, die sie auf sich genommen, und alsdann bis zur Essenszeit in dem anmutigen Garten ihrem Vergnügen nachging.
    Inzwischen bereitete der verständige Seneschall die Tafel, und als die Stunde herangekommen war und man noch ein Lautenlied und einige Tanzliedchen gesungen hatte, setzten sich auf der Königin Geheiß alle fröhlich zu Tische, und während der Tafel walteten Anstand und Munterkeit.
    Nach Tisch aber gedachte man der herkömmlichen Ordnung und führte mit Instrumenten und Liedern mehrere kleine Tänze auf. Dann beurlaubte die Königin einen jeden bis zum Ende der Schlafenszeit. Auch legten einige sich wirklich schlafen, andere aber verweilten zu ihrer Lust in dem schönen Garten. Nicht lange nach der dritten Nachmittagsstunde versammelten sie sich jedoch alle bei der Quelle, wie die Königin ihnen befohlen hatte. Und kaum hatte diese feierlich den Vorsitz übernommen, als sie auch schon mit einem Blick auf Panfilo diesem den Auftrag gab, die heiteren

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