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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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Mute neue Schwingen!
     
    Wie glichen Worte wohl dem süßen Glücke,
    An dem ich so entbrannt,
    Daß Tag und Nacht mein Herz nicht Ruhe findet.
    Es haben so Gefühl wie Ohr und Blicke
    Mit Kräften, nie gekannt,
    Ein jedes neue Glut in mir entzündet,
    Daß alle Kraft mir schwindet.
    Nur du hast Trost für mich und meine Qual
    Und kannst mit neuer Kraft mein Herz durchdringen.
     
    Sag an, ob jemals ich und wann aufs neue
    Dich treff an jenem Ort,
    Wo ich geküßt den Quell der Liebespfeile?
    Sag, Trauter, mir's zum Lohn für meine Treue,
    Wann bist du wieder dort?
    Und mich zu trösten, sag es mir in Eile,
    Kurz sei bis dann die Weile
    Und reich der Stunden deines Bleibens Zahl,
    In dem mir Jahre Tagen gleich vergingen.
    I
    ch bin, sollt ich dich jemals wieder fassen,
    So töricht nicht jetzund,
    Wie ich gewesen, als ich dich ließ ziehen.
    Was auch erfolg, ich will dich nicht mehr lassen,
    An deinem süßen Mund
    Die Flammen kühlen, die mich jetzt durchglühen,
    Dir keine Gunst entziehen.
    Komm bald, mich zu umarmen, mein Gemahl!
    Denk ich nur dran, so muß ich jubelnd singen.
     
    Das Lied ließ die ganze Gesellschaft vermuten, daß Filomena von einer neuen und beglückten Liebe gefesselt werde, und weil ihre Worte zu verraten schienen, daß sie mehr als den bloßen Augenblick gekostet habe, pries man sie glücklich, und einige unter den Anwesenden beneideten sie darum. Doch als ihr Gesang beendet war, sagte die Königin mit Rücksicht darauf, daß der folgende Tag ein Freitag war, freundlich zu allen: »Ihr wißt, edle Damen und Herren, daß morgen der Tag ist, der dem Leidensandenken unseres Heilandes gewidmet ist; ein Tag, den wir, wenn ihr euch recht erinnert, als Neifile Königin war, andächtig feierten, indem wir mit unseren heiteren Geschichten aussetzten. Gleiches taten wir am darauffolgenden Samstag. So will ich denn dem guten Beispiel folgen, das Neifile uns gab, da auch ich es für geziemend halte, daß wir morgen und am folgenden Tag auf unser ergötzliches Erzählen verzichten und uns dafür an das erinnern, was an diesen Tagen zum Heile unserer Seelen geschah.«
    Allen gefiel die fromme Rede ihrer Königin. Als aber diese sie nun beurlaubte, war bereits ein großer Teil der Nacht verstrichen, weshalb sich alle zur Ruhe begaben.
     

ES SCHLIESST DES DEKAMERON SIEBENTER TAG, UND ES BEGINNT DER ACHTE, AN WELCHEM UNTER DER HERRSCHAFT LAURETTAS VON DEN STREICHEN GESPROCHEN WIRD, WELCHE TAGTÄGLICH EINE FRAU DEM MANNE ODER DER MANN DER FRAU ODER AUCH EIN MANN DEM ÄNDERN SPIELT.

Schon erschienen am Sonntagmorgen auf den Gipfeln der höchsten Berge die Strahlen der aufgehenden Sonne, jeder Schatten schwand, und man erkannte deutlich die Dinge umher, als die Königin mit ihrer Gesellschaft aufstand. Erst gingen sie ein wenig im tauigen Grase umher und besuchten dann um die Mitte der zweiten Tagesstunde ein nahes Kirchlein, hörten dort den Gottesdienst und begaben sich hierauf nach Hause zurück.
    Nachdem man fröhlich und heiter gespeist hatte, sang und tanzte man eine Zeitlang, worauf sich mit Urlaub der Königin zur Ruhe niederlegen konnte, wer da wollte. Doch als die Sonne bereits den Mittagskreis überschritten hatte, eilten alle, wie es der Königin gefiel, sich an dem schönen Springbrunnen zum gewohnten Erzählen niederzusetzen, und auf Befehl der Königin begann Neifile also:
     

Erste Geschichte
     
     
    Wolfliart leiht von Gasparruolo Geld und wird mit dessen Frau einig, für die gleiche Summe bei ihr zu schlafen. Er gibt es ihr und sagt in ihrer Gegenwart zu Gasparruolo, daß er ihr's gegeben hat, und sie muß einräumen, daß es wahr ist.
     
    Da es dem Himmel einmal gefallen hat, daß ich am heutigen Tag mit meiner Erzählung den Anfang machen soll, so schicke ich mich denn darein. Darum, ihr liebreichen Damen, beliebt es mir, euch, denen nun schon so viele Possen vorgetragen wurden, welche den Männern von Frauen gespielt wurden, einen Streich zu erzählen, der einer Frau von einem Manne gespielt ward. Doch tue ich es nicht, um ihn deshalb zu tadeln oder zu behaupten, daß der Frau nicht ganz recht geschehen sei, sondern im Gegenteil, um den Mann zu loben und die Frau zu tadeln und um euch zu zeigen, daß auch die Männer die anzuführen wissen, die ihnen allzusehr vertrauen, wie sie von denen betrogen werden, denen sie blindlings Glauben schenken; weshalb denn eigentlich das, was ich vortragen will, nicht ein Possen, sondern ein wohlverdienter Lohn zu nennen wäre.
    Wir wissen, daß

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