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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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wiederzuentdecken. Ihm aber geben sie hintereinander zwei mit Aloe angemachte Hundekuchen, die er des bitteren Geschmacks wegen ausspuckt, so daß es scheint, als habe er selbst das Schwein gestohlen. Danach lassen sie ihn sich auch noch loskaufen, da er nicht will, daß seine Frau von der Geschichte erfährt.
     
    Kaum war die Geschichte des Filostrato, über die sehr viel gelacht ward, zu Ende, als die Königin Filomena gebot, im Erzählen fortzufahren. Diese begann deshalb:
    Anmutige Mädchen, so wie Filostrato durch den Namen Masos veranlaßt wurde, euch die Geschichte zu erzählen, die ihr eben gehört habt, so werde ich durch Calandrinos und seiner Gesellen Namen bewogen, von diesen eine andere Begebenheit zu berichten, die, wie ich denke, euch gefallen wird.
    Wer Calandrino, Bruno und Buffalmacco waren, brauche ich euch nicht erst zu sagen, denn ihr habt es vorhin erst ausführlich vernommen. Darum fahre ich denn fort und berichte euch, daß unser Calandrino nicht fern von Florenz ein kleines Gut besaß, das er als Mitgift von seiner Frau bekommen hatte. Neben anderem, das er hier aufzog, pflegte er auch jedes Jahr ein Schwein zu halten, und seine Gewohnheit war es nun, daß er im Dezember mit seiner Frau dorthin ging, um das Tier zu schlachten und einsalzen zu lassen.
    Nun geschah es aber einmal, daß Calandrino, weil seine Frau nicht ganz wohl war, allein hinausging, um das Schwein zu schlachten. Als Bruno und Buffalmacco dies hörten und erfuhren, daß seine Frau nicht mitgegangen war, begaben sie sich zu einem Priester, der ihnen sehr befreundet und ein Nachbar Calandrinos war, um bei diesem einige Tage zu verweilen. Gerade am Morgen des Tages, da sie dort eintrafen, hatte Calandrino das Schwein geschlachtet, und als er sie nun bei dem Priester sah, rief er sie zu sich und sprach: »Willkommen, Freunde, ihr müßt sehen, was ich für ein Landwirt bin.« Damit führte er sie in sein Haus und zeigte ihnen das Schwein. Sie sahen es, fanden es vortrefflich und hörten von Calandrino, daß er es für seinen Haushalt einsalzen wolle. Da sagte Bruno zu ihm: »Was bist du dumm! Verkauf es doch lieber, und laß uns das Geld durchbringen. Deiner Frau kannst du ja sagen, es sei dir gestohlen worden.« »Nein«, antwortete Calandrino, »sie glaubte mir nicht und jagte mich zum Hause hinaus. Gebt euch keine Mühe, das tu ich nimmermehr.« Viel Worte wurden noch gewechselt, aber sie führten zu nichts.
    Calandrino lud sie darauf mit verdrießlicher Miene zum Abendessen ein, weshalb jene es nicht annehmen wollten und von ihm schieden. Bruno sprach zu Buffalmacco: »Wollen wir ihm diese Nacht das Schwein stehlen?« »Oh, wie könnten wir?« antwortete Buffalmacco. »Das Wie habe ich schon herausgebracht, wenn er es nicht von da wegbringt, wo es eben hing.« »Nun, so tun wir es«, sagte Buffalmacco. »Warum auch sollten wir's nicht tun? Nachher verzehren wir es hier mit dem Domine.« Der Priester sagte, es soll ihm nur lieb sein. Darauf sprach Bruno: »Hier gilt es eine kleine List. Du weißt, Buffalmacco, welch ein Knauser Calandrino ist und wie gern er trinkt, wenn ein anderer die Zeche bezahlt. Kommt, wir wollen ihn in die Schenke führen. Dort mag der Priester dann so tun, als bezahle er alles uns zu Ehren, und ihn nichts bezahlen lassen. Gewiß wird er sich dann ein Räuschchen trinken, und dann wird uns die Sache leicht werden, da er ja ganz allein im Hause ist.«
    Und sie taten so, wie Bruno gesagt hatte. Sobald Calandrino sah, daß der Geistliche niemand bezahlen ließ, machte er sich ans Trinken, und obwohl er nicht viel brauchte, so trank er sich doch reichlich voll. Da es nun schon spät in der Nacht war, als er aus der Schenke schied, trat er, ohne weiter Appetit auf ein Abendessen zu haben, in sein Haus, ließ die Tür, die er verschlossen zu haben glaubte, auf und legte sich zu Bett. Buffalmacco und Bruno aber gingen mit dem Priester und machten sich, nachdem sie gegessen hatten, mit allerhand Diebsgerät, das ihnen in Calandrinos Haus Eingang verschaffen sollte, in aller Stille dorthin auf den Weg. Doch da sie die Tür offen fanden, traten sie ohne weiteres ein, machten das Schwein los und trugen es in des Priesters Haus, wo sie es versteckten und dann zur Ruhe gingen.
    Calandrino erhob sich am ändern Morgen, nachdem der Weindunst aus seinem Kopf verflogen war, kam herunter und fand sein Schwein nicht mehr, dafür aber die Tür offen. Bestürzt fragte er diesen und jenen, ob sie nicht wüßten, wer das

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