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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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dazu, immer ein Spaßvogel zu sein. Schon einmal hast du uns den Mugnone hinuntergeführt, schwarze Steine zusammenzulesen, und als du uns ohne Schiffszwieback wie auf die Galeere gebracht hattest, machtest du dich davon und wolltest uns dann weismachen, du hättest jenen Stein gefunden. Ebenso glaubst du jetzt, uns mit deinen Beteuerungen aufbinden zu können, daß das Schwein, das du verschenkt oder verkauft hast, dir gestohlen worden sei. Doch wir sind an deine Streiche gewöhnt und kennen sie schon, und in Zukunft führst du uns nicht mehr an. Und weil wir, die Wahrheit zu gestehen, es uns haben sauer werden lassen, jene Beschwörung zu machen, so gib uns nun rasch zwei Paar Kapaune; wo nicht, sagen wir alles der Monna Tessa wieder.« Calandrino, der wohl einsah, daß jene ihm nicht glaubten, und der Ärger genug auf dem Hals hatte, so daß er nicht wünschte, daß auch die Frau noch aufgebracht würde, lieferte notgedrungen die zwei Paar Kapaune aus. Jene salzten nun ihr Schwein ein, schafften es nach Florenz und ließen Calandrino mit Schaden und Spott zurück.
     

Siebente Geschichte
     
     
    Ein Gelehrter liebt eine Witwe, die in einen ändern verliebt ist und ihn eine Winternacht hindurch im Schnee stehen und ihrer warten läßt. Dafür gibt er ihr einen Rat, der zur Folge hat, daß sie mitten im Juli einen ganzen Tag nackt auf einem Turme zubringen muß, den Fliegen, den Wespen und der Sonnenglut ausgesetzt.
     
    Viel hatten die Damen über den armen Calandrino gelacht, und hätten wohl noch mehr gelacht, wenn es ihnen nicht am Ende leid getan hätte, daß ihm auch noch die Kapaune von denen genommen wurden, die ihm schon das Schwein entwendet hatten. Doch als nun das Ende gekommen war, befahl die Königin Pampinea, ihre Geschichte zu erzählen. Diese begann sogleich folgendermaßen:
    Vielgeliebte Mädchen, gar oft geschieht es, daß die List von der List besiegt wird, und darum ist es unverständig, sich zu ergötzen, während man andre zum besten hat. Wir haben bei mehreren Geschichten viel über die Possen gelacht, die einer dem ändern gespielt hat. Daß aber einer dieser Possen irgendwie gerächt worden sei, ist uns nicht erzählt worden. So nehme ich mir denn vor, in euch einiges Mitgefühl für eine wohlverdiente Wiedervergeltung zu wecken, die einer unserer Mitbürgerinnen zuteil wurde. Ihr wurde ihr Streich so heimgezahlt, daß er ihr beinahe tödlich aufs eigene Haupt zurückfiel. Dies zu hören, wird für euch nicht ohne Nutzen sein, weil ihr euch hiernach besser hüten werdet, andere zu verhöhnen; und daran werdet ihr klug tun.
    Es ist noch nicht viele Jahre her, daß in Florenz eine junge Frau, schön von Gestalt, stolz von Gemüt, adelig von Geburt und mit allen Gütern des Glücks reichlich ausgestattet, lebte, die Helena hieß. Diese war durch den Tod ihres Mannes Witwe geworden und wollte nicht wieder heiraten, da sie sich in einen schönen und liebenswerten jungen Mann, ganz nach ihrer Wahl, verliebt hatte und sich, jeder ändern Sorge ledig, durch die Vermittlung einer Dienerin, der sie ganz vertrauen konnte, gar oft und zu ihrer großen Lust frohe Stunden mit ihm machte.
    In dieser Zeit geschah es, daß ein junger Mann namens Rinieri, ein Edelmann aus unserer Stadt, von Paris, wo er lange Zeit studiert hatte - nicht etwa um hernach seine Wissenschaft, wie so viele tun, lotweise zu verhandeln, sondern um die Beziehungen der Dinge zueinander und die Ursachen derselben zu ergründen, wie dies einem wahrhaft adeligen Mann gar wohl ansteht -, nach Florenz zurückkehrte und hier, sowohl seines Adels als auch seiner Kenntnisse wegen hoch geehrt, als Bürger lebte. Aber wie es oft geschieht, daß die, bei welchen die Einsicht in die Dinge am tiefsten ist, am leichtesten von der Liebe gefesselt werden, so geschah es auch mit diesem Rinieri.
    Eines Tages nämlich, als er lustwandelnd zu einem Feste hinausgegangen war, wurden seine Augen diese Helena gewahr, welche schwarz gekleidet, wie unsere Witwen zu gehen pflegen, seinem Urteil nach solcher Schönheit und Anmut voll erschien, wie er noch nie eine andere zu sehen geglaubt hatte.
    Selig, so meinte er, müsse der zu nennen sein, dem der Himmel die Gunst verleihe, sie nackt in seinen Armen zu halten. Vorsichtig blickte er sie wieder und wieder an, und da er wußte, daß das Große und Wertvolle niemals ohne Mühe zu erlangen ist, beschloß er bei sich, jede Mühe und Sorgfalt aufzuwenden, um ihr zu gefallen, damit er durch dies Gefallen ihre

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