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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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hören wirst, sieh zu, daß er in diese Truhe kriecht und schließe ihn darin ein. Wenn du dies vollbracht hast, werde ich dir das übrige, was du zu tun hast, schon sagen. Bei dem allem brauchst du keine Furcht zu haben; denn ich verspreche dir, daß ich ihm nichts zuleide tun werde.«
    Um ihn zu besänftigen, sagte die Frau, sie wolle es tun, und so geschah es auch. Am folgenden Tag, als Zeppa mit Spinelloccio um die dritte Morgenstunde zusammen war, sprach der letztere, welcher der Frau verheißen hatte, um diese Stunde zu ihr zu kommen, zum Zeppa: »Ich muß heute morgen mit einem Freund essen, den ich nicht warten lassen mag, und darum Gott befohlen.« »Es ist ja jetzt nicht Essenszeit«, sprach Zeppa. »Schadet nichts«, antwortete Spinelloccio, »ich habe auch mit ihm über eine Sache zu sprechen und muß darum zeitig dort sein.«
    Nachdem Spinelloccio sich von Zeppa losgemacht hatte, ging er mit einem kleinen Umweg zu der Frau des letzteren, und wie sie beide in der Kammer waren, dauerte es nicht lange, so kehrte Zeppa heim. Als die Frau ihn hörte, stellte sie sich sehr erschrocken und hieß ihren Liebhaber sich in der Truhe verbergen, die ihr Gatte ihr bezeichnet hatte, schloß ihn darin ein und verließ dann die Kammer. Zeppa kam herauf und rief: »Frau, ist es nicht Essenszeit?« »Jawohl«, antwortete ihm diese, »viel fehlt nicht mehr.« Nun fuhr Zeppa fort: »Spinelloccio ist heute morgen zu einem Freund zum Essen gegangen und hat seine Frau allein gelassen. Geh also ans Fenster und rufe sie und sag ihr, sie soll zu uns zum Essen kommen.« Die Frau, die immer noch für sich selbst fürchtete und darum ganz gehorsam geworden war, tat, was der Mann ihr befahl.
    Spinelloccios Frau erschien auf die dringlichen Bitten der Frau des Zeppa, als sie hörte, daß ihr Mann nicht zu Hause essen würde. Zeppa empfing sie mit der größten Zuvorkommenheit, ergriff sie vertraulich bei der Hand, und indem er seiner Frau heimlich befahl, in die Küche hinabzugehen, führte er sie in die Kammer, die er, sobald sie eingetreten waren, von innen verschloß. Als die Frau ihn die Kammertür verschließen sah, rief sie: »Weh mir, Zeppa, was soll dies bedeuten? Darum also habt Ihr mich herüberkommen lassen? Ist dies die Liebe, die Ihr dem Spinelloccio beweist, und die treue Freundschaft, die Ihr mit ihm haltet?« Hierauf entgegnete ihr Zeppa, indem er sich der Truhe, worin ihr Mann eingeschlossen war, näherte und sie festhielt: »Ehe du mir Vorwürfe machst, höre, was ich dir sagen werde. Ich habe den Spinelloccio geliebt und liebe ihn noch wie meinen Bruder. Doch gestern habe ich, obgleich er noch nichts davon weiß, entdeckt, wie das Vertrauen, das ich auf ihn gesetzt habe, dahin geführt hat, daß er bei meiner Frau schläft wie bei dir. Nun aber will ich, eben weil ich ihn liebe, meine Rache an ihm so nehmen, wie die Beleidigung gewesen ist. Er hat meine Frau besessen, und ich beabsichtige, dich ebenso zu besitzen. Willst du dies nicht, wahrlich, so muß ich ihn anders fassen, und weil ich diesen Schimpf durchaus nicht ungestraft zu lassen gedenke, so muß ich ihm dann ein Spiel machen, daß weder du noch er je wieder froh sein werdet.«
    Als die Frau dies hörte und es nach vielen Beteuerungen Zeppas glaubte, sprach sie: »Lieber Zeppa, da nun deine Rache auf mich fallen soll, so bin auch ich damit zufrieden, wenn du nur Sorge trägst, daß ich wegen dessen, was wir tun sollen, mit deiner Frau in Frieden bleibe, wie ich, trotz allem, was sie mir angetan, mit ihr in Frieden zu bleiben gedenke.« Hierauf sprach Zeppa: »Gewiß, das will ich schon machen. Überdies aber schenke ich dir auch einen so kostbaren und schönen Edelstein, wie keine andere als du ihn haben soll.« Und nach diesen Worten umarmte er sie, fing an sie zu küssen, streckte sie dann auf die Truhe hin, in der ihr Mann eingeschlossen war und ergötzte sich hier mit ihr und sie mit ihm, solange es ihm gefiel.
    Spinelloccio, der in der Truhe steckte und dieses ganze Gespräch, sowohl was Zeppa gesagt, als auch was seine Frau geantwortet, mit angehört und dann den Trevisaner Tanz über seinem Kopf vernommen hatte, fühlte lange Zeit solchen Schmerz darüber, daß er zu sterben meinte, und hätte er sich nicht vor Zeppa gefürchtet, so hätte er seiner Frau ein schlimmes Wort zugerufen und ihr, eingeschlossen wie er war, die ärgsten Sachen gesagt. Zuletzt bedachte er jedoch, daß der Schimpf von ihm ausgegangen war und Zeppa recht hatte zu tun, was er

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