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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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wünschenswerten Ding hätte entflammen lassen können. Deshalb antwortete er Bruno: freilich sei es ihm nun kein Wunder mehr, wenn sie fröhlich und guter Dinge lebten. Nur mit großer Mühe zügelte er sich so weit, daß er die Bitte, ihn in jene Gesellschaft aufnehmen zu lassen, verschob, bis er dem Bruno noch mehr Ehre erwiesen hätte, um alsdann seinen Antrag mit größerer Zuversicht Vorbringen zu können. Er überwand sich jedoch und setzte den Umgang mit ihm fleißig fort, lud ihn abends und morgens zu Tisch und bezeigte ihm überhaupt eine übermäßige Liebe.
    Bald ward diese Vertraulichkeit so groß und anhaltend, daß es schien, als könnte der Doktor ohne Bruno nicht mehr sein oder leben. Bruno, der sich dabei ganz wohl befand, hatte dem Doktor, um für alle Ehre, welche dieser ihm erwies, nicht undankbar zu scheinen, in seinem Speisesaal die Fasten gemalt und ein Agnus Dei über den Eingang seines Zimmers, über die Haustür aber ein Uringlas gepinselt, damit die, welche seines Rats bedürften, ihn vor ändern zu erkennen wüßten. In einer offenen Halle aber malte er ihm den Kampf der Mäuse mit den Katzen, welches Gemälde der Doktor für ein wunderschönes Werk hielt. Außerdem aber sagte er gelegentlich zum Meister, wenn er gerade nicht bei ihm zu Abend gegessen hatte: »Diese Nacht war ich in unserer Gesellschaft, und da ich der Königin von England ein wenig überdrüssig bin, so habe ich mir heute Frau Gumedra, die Gemahlin des Großmoguls von Tarisi, kommen lassen.« »Was bedeutet Gumedra?« fragte der Doktor. »Ich verstehe alle diese Namen nicht.« »O mein liebster Meister«, antwortete Bruno, »darüber wundere ich mich gar nicht. Ich habe oft sagen hören, daß Hippengras und Achwieschön nichts davon berichten.« »Du meinst wohl«, erwiderte der Meister, »Hippokrates und Avicenna?« »Meiner Treu, ich weiß nicht«, entgegnete Bruno, »ich verstehe mich auf Eure Namen ebenso schlecht wie Ihr Euch auf die meinigen. Aber Gumedra bedeutet in der Sprache des Großmoguls soviel wie Kaiserin in der unseren. Oh, wie würde Euch das Weibsbild gefallen! Ich sage Euch, sie machte Euch Medikamente und Klistiere und Pflaster und alles andere vergessen!«
    Durch solche Erzählungen brachte er ihn von Zeit zu Zeit noch mehr in die Hitze, und in der Meinung, daß er den Bruno nun durch allerhand Ehrenbezeigungen genügend für sich eingenommen habe, entschloß sich der Doktor eines Abends, als er lange aufblieb und dem Bruno das Licht hielt, während er an der Mäuse- und Katzenschlacht malte, diesem seine Wünsche zu eröffnen. Sie waren allein, und er begann: »Bruno, Gott weiß, jetzt lebt kein Mensch, für den ich alles so tun könnte wie für dich, und wenn du mir jetzt sagtest, gehe nach Peretola, ich glaube, wenig fehlte daran, so ginge ich.
    Darum mußt du dich denn nicht wundern, wenn ich ganz vertraulich und mit aller Zuversicht dich um etwas bitte. Wie du weißt, ist es noch nicht lange her, daß du mir von der Art und Weise eurer lustigen Gesellschaft erzählt hast.
    Mich aber hat ein so großes Verlangen ergriffen, zu dieser zu gehören, daß niemals von irgendwem etwas anderes so heftig begehrt worden ist. Daß ich aber dazu guten Grund habe, würdest du bald sehen, wenn es mir gelänge, in sie aufgenommen zu werden. Denn gleich jetzt will ich dir das Recht geben, daß du mich zum Narren halten sollst, wenn ich nicht das schönste Mägdlein, das du seit langer Zeit gesehen hast, dorthin kommen lasse, das ich erst im vorigen Jahr in Kackenwinkel gesehen und dem ich mein ganzes Herz geschenkt habe. Beim Leibe Christi, ich wollte der Kleinen damals zehn bolognesische Groschen geben, wäre sie mir zu Willen gewesen, allein sie wollte nicht. Und so bitte ich dich denn, so sehr ich nur kann, sag mir, was hab ich zu tun, um hinkommen zu können. Und mach und wirke, daß ich dort aufgenommen werde; wahrhaftig, ihr sollt an mir einen guten, getreuen und ehrenwerten Kameraden haben. Zuvörderst siehst du, daß ich ein ganz hübscher Mann bin und die Beine mir gut zu Leibe stehen; und ein Gesicht habe ich wie eine Rose, und außerdem bin ich Doktor der Medizin, dergleichen ich nicht glaube, daß ihr unter euch habt, und viele prächtige Geschichten weiß ich und schöne Lieder, und gleich will ich dir eines singen.« Und damit sang er los.
    Bruno hatte solch ein Verlangen zu lachen, daß er sich fast nicht halten konnte; doch bezwang er sich. Als das Lied zu Ende war, sprach der Doktor: »Nun, was

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