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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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hältst du davon?« »Wahrhaftig«, entgegnete Bruno, »gegen Euch können nicht einmal die Strohfiedeln aufkommen, so Wundersambarlicher Weise könnt Ihr singen und übersingen.« »Nicht wahr«, sagte der Meister,
    »ich sage dir, du hättest mir's nicht geglaubt, wenn du mich nicht selbst gehört hättest.« »Gewiß, Ihr sagt die Wahrheit«, entgegnete Bruno. »Oh, ich weiß noch viele andere«, erwiderte der Meister, »aber lassen wir das jetzt. So wie du mich hier siehst, war mein Vater ein Edelmann, obschon er auf dem Dorf wohnte, und von Mutterseite her stamme ich aus dem Geschlecht der Herren von Valecchio. Und wie du hast sehen können, habe ich schönere Bücher und bessere Kleider als irgendein Arzt in ganz Florenz. Gottestreu, ich habe Sachen, die, alles gerechnet, mich fast hundert Lire in Hellern kosteten, und die habe ich schon seit mehr als zehn Jahren. Drum beschwöre ich dich, soviel ich kann, mach, daß ich dort aufgenommen werde. So wahr Gott lebt, wenn du das fertigbringst, so sei krank, soviel du Lust hast, nie werde ich dir einen Dreier für meine Bemühungen abnehmen.«
    Als Bruno dies hörte und erkannte, was er schon oft festgestellt hatte, daß nämlich der Doktor ein Einfaltspinsel sei, rief er: »Meister, leuchtet einmal ein wenig hierher und geduldet Euch, bis ich diesen Mäusen hier die Schwänze gemalt habe; dann will ich Euch antworten.«
    Als die Schwänze fertig waren, tat Bruno, als wenn dieser Antrag ihn sehr in Verlegenheit setzte, und sprach: »Liebster Meister, freilich sind das gar große Dinge, die Ihr für mich zu tun bereit seid, und ich erkenne das wohl an. Doch bei alledem ist, was Ihr von mir verlangt, so klein es auch im Vergleich zu der Größe Eures Gehirns ist, für mich eine gar große Sache. Ich kenne keinen Menschen auf der Welt, für den ich - die Möglichkeit es zu tun vorausgesetzt - mich dazu entschlösse, wenn ich es nicht für Euch tue. Ich will es teils tun, weil ich Euch so liebe, wie es Euch zukommt, teils Eurer Worte wegen, die so mit Weisheit gewürzt sind, daß sie die Betschwestern aus den Wasserstiefeln ziehen und mich von meinem Vorsatz abbringen können, und je länger ich mit Euch umgehe, um so weiser kommt Ihr mir vor. Ja, auch das will ich Euch sagen: wenn ich keine anderen Gründe hätte, Euch liebzuhaben, so tät ich es schon darum, weil Ihr Euch in etwas so Schönes, von dem Ihr eben sprächet, verliebt habt. Leider aber muß ich Euch gestehen, daß ich in diesen Dingen weniger vermag, als Ihr glaubt, und darum kann ich für Euch nicht soviel tun, wie nötig wäre. Doch wenn Ihr mir bei Eurer festen und vielverbrüchlichen Treue versprecht, das Geheimnis zu bewahren, so will ich Euch den Weg anzeigen, den Ihr einschlagen müßt, und dann halte ich es für gewiß, daß es Euch, die Ihr so schöne Bücher und andere Dinge besitzt, von denen Ihr mir gesagt habt, notwendig gelingen muß.«
    »Sprich nur dreist«, entgegnete der Meister. »Ich sehe wohl, du kennst mich noch nicht recht und weißt nicht, wie ich Geheimnisse zu bewahren verstehe. Traun, es waren wenig Dinge, die Messer Gasparruolo da Saliceto unternahm, solange er Richter des Podesta von Forlimpopuli war, die er mich nicht wissen ließ, weil er an mir einen so guten Geheimtuer fand. Und willst du sehen, ob ich dir die Wahrheit sage? Ich war der erste Mensch, dem er sagte, daß er im Begriff stand, die Bergamina zu heiraten. Nun siehst du wohl!«
    »Vortrefflich«, sagte Bruno, »wenn der sich Euch anvertraute, so kann ich es wohl auch tun. Der Weg also, den Ihr einschlagen müßt, ist der: Wir haben in unserer Gesellschaft immer einen Hauptmann und zwei Räte, welche alle sechs Monate wechseln, und gewiß wird am nächsten Ersten Buffalmacco Hauptmann werden und ich Rat; denn das ist schon beschlossen. Wer nun Hauptmann ist, der vermag gar viel, um hineinzubringen und aufnehmen zu lassen, wen er will. Darum scheint mir das beste, wenn Ihr Buffalmaccos Vertrauen möglichst zu gewinnen sucht und ihm Ehre erweist. Wenn er sieht, wie weise Ihr seid, wird er Euch sogleich gern haben, und wenn Ihr ihn dann mit Eurem Verstand und mit all den guten Dingen, die Ihr besitzt, ein wenig gewonnen haben werdet, dann könnt Ihr ihn darum bitten, und er wird Euch nicht nein sagen können. Ich habe ihm bereits von Euch gesprochen, und er ist Euch schon jetzt überaus zugetan, und habt Ihr nur erst all das vollbracht, dann laßt nur mich das Weitere mit ihm abmachen.«
    Hierauf entgegnete der

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