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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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Liebesglut sich von Tag zu Tag mehrte, flößte sie Pinuccio das Verlangen ein, sich mit jener zusammenzufinden. Dabei verfiel er auf den Gedanken, dies dadurch möglich zu machen, daß er bei ihrem Vater übernachtete, wobei er, der die Einrichtung jenes Hauses wohl kannte, hoffte, wenn er nur dort herberge, zu ihr gelangen zu können, ohne daß jemand es gewahr würde.
    In der Tat führte er diesen Vorsatz ohne Aufschub aus. Begleitet von einem vertrauten Genossen namens Adriano, der von dieser Liebschaft unterrichtet war, nahmen sie eines Abends spät zwei Mietgäule, legten ihnen zwei Mantelsäcke auf, die vielleicht mit Stroh gefüllt waren, verließen Florenz und machten einen weiten Umweg nach dem Mugnonetal, das sie erreichten, als es schon Nacht war. Hier drehten sie um, so daß es schien, als kämen sie eben aus der Romagna, ritten auf das Haus zu und klopften an die Tür des guten Mannes, welcher, da er mit den beiden sehr bekannt war, sogleich öffnete. »Sieh«, sagte Pinuccio zu ihm, »du mußt uns diese Nacht beherbergen. Wir glaubten noch nach Florenz hineinzukommen, haben uns aber doch nicht so zu beeilen gewußt, daß wir nicht zu so später Stunde, wie du siehst, hier angelangt wären.« »Pinuccio«, antwortete ihm der Wirt, »du weißt wohl, wie wenig ich eingerichtet bin, solche Herren wie euch bei mir aufnehmen zu können. Doch da euch einmal die späte Stunde hier überrascht hat und es keine Zeit mehr ist, anderswo unterzukommen, so will ich euch für die Nacht gern beherbergen, so gut ich eben kann.« Die jungen Männer stiegen nun ab, traten in das kleine Wirtshaus ein, brachten erst ihre Pferde unter und speisten dann, da sie zum Abendessen etwas mitgebracht hatten, zusammen mit ihrem Wirt.
    Nun hatte dieser nur eine einzige, ziemlich kleine Kammer, in welcher er drei Betten, so gut es sich tun ließ, aufgestellt hatte. Da nun zwei dieser Betten auf der einen Seite, das dritte aber ihnen gegenüber auf der ändern Seite stand, so war nur so viel Raum übriggeblieben, daß man mit genauer Not hindurchgehen konnte. Von diesen drei Betten ließ der Wirt das am wenigsten schlechte für die beiden Reisegefährten richten und sie darin sich niederlegen. Bald darauf, als noch keiner von jenen schlief, obschon sie taten, als schliefen sie längst, hieß er seine Tochter in das eine der beiden ändern Betten sich legen und bestieg mit seiner Frau das dritte. Die letztere stellte noch neben das Bett, in dem sie schlief, die Wiege, in der sie ihren kleinen Sohn hatte.
    Nachdem diese Einrichtungen getroffen waren und Pinuccio, der alles wohl bemerkt hatte, nach Verlauf einer gewissen Zeit glauben konnte, daß sie alle eingeschlafen seien, stand er leise auf, ging zu dem Bette hin, wo sein geliebtes Mädchen ruhte, legte sich ihr, die ihn furchtsam und freudig zugleich empfing, zur Seite und verweilte bei ihr im Genüsse der Lust, die sie beide vor allem ersehnt hatten.
    Während Pinuccio so bei dem Mädchen lag, begab es sich, daß die Katze etwas umwarf, worüber die Frau erwachte und es hörte. Besorgt, was geschehen sei, stand sie im Finstern auf und ging, nackt wie sie war, dorthin, von wo sie das Geräusch vernommen hatte. Adriano, der hierauf nicht achtete, erhob sich inzwischen wegen eines körperlichen Bedürfnisses gleichfalls, und während er dies abzumachen ging, traf er auf die Wiege, welche die Frau dorthin gestellt hatte. Da er nun nicht vorüber konnte, ohne sie wegzunehmen, ergriff er sie, hob sie von der Stelle weg, wo sie stand, und setzte sie an der Seite des Bettes nieder, in dem er selbst schlief. Nachdem er verrichtet hatte, wozu er aufgestanden war, kehrte er zurück und legte sich, ohne weiter an die Wiege zu denken, wieder in sein Bett.
    Die Frau, die unterdessen gesucht und gefunden hatte, daß das, was gefallen war, nicht das Vermeintliche gewesen, wollte nicht erst Licht anzünden, um zu sehen, was es gewesen sei, sondern schalt nur mit der Katze, kehrte dann in die Kammer zurück und ging tappend auf das Bett zu, worin ihr Mann schlief. Da sie jedoch hier die Wiege nicht fand, sprach sie bei sich selbst: »Oh, ich Ärmste! Seht nur, was ich eben zu tun im Begriff war! So wahr Gott lebt, ich ging gerade auf das Bett unserer Gäste zu.« Dann ging sie noch ein wenig weiter, fand endlich die Wiege und legte sich nun in das Bett, an dessen Seite sie stand, zum Adriano, während sie bei ihrem Mann zu liegen glaubte. Adriano, der noch nicht schlief, merkte dies, empfing sie gut

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