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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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und freudig, und ohne weiter ein Wort zu sagen, warf er zum großen Vergnügen der Frau mehr denn einmal Anker.
     
    Während diese beiden so beschäftigt waren, fürchtete Pinuccio, daß der Schlaf ihn bei seiner Geliebten überraschen möchte, und da er die Freude genossen hatte, nach der er verlangte, erhob er sich von ihrer Seite, um in sein Bett zum Schlafen zurückzukehren. Als er dahin kam, traf er auf die Wiege und glaubte nun nicht anders, als dies sei das Bett des Wirtes, weshalb er ein wenig weiterging und sich zu dem Wirt legte. Dieser wachte von der Ankunft des Pinuccio auf. Pinuccio, der an der Seite Adrianos zu liegen glaubte, sprach nun: »Ich sage dir, wahrhaftig, nichts Süßeres gab es je in der Welt als diese Niccolosa! Beim Leibe Gottes, ich habe die größte Wonne genossen, die nur je ein Mann bei einem Weibe gehabt hat, und ich sage dir, sechsmal und öfter bin ich zur Stadt gefahren, seitdem ich von dir wegging.« Als der Wirt diese Botschaft hörte, die ihm nicht allzu wohl gefiel, sprach er erst bei sich: »Was zum Teufel macht der denn hier?« Dann rief er, mehr vom Zorn als von der Klugheit geleitet: »Pinuccio, was du getan hast, ist eine große Schändlichkeit, und ich weiß nicht, wie du mir dies antun konntest. Aber beim Leibe Christi, du sollst mir dafür bezahlen.«
    Pinuccio, der nicht eben der Klügste war, versuchte keinerlei Ausrede, um seine Übereilung soviel wie möglich wieder gutzumachen, sondern fragte: »Wofür soll ich dir bezahlen? Und was kannst du mir tun?« Die Wirtsfrau, die bei ihrem Manne zu liegen glaubte, sagte nun zu Adriano: »O weh, hörst du unsere Gäste, die sich, wer weiß über was, miteinander streiten?« »Laß sie nur«, antwortete Adriano lächelnd, »Gott schicke ihnen böse Zeit; sie haben gestern zuviel getrunken.« Die Frau, der es doch vorkam, als hätte sie ihren Mann zanken gehört, sah nun, als sie die Stimme des Adriano erkannte, wohl ein, wo und bei wem sie gewesen war. Sofort stand sie als eine verständige Frau, ohne ein Wort zu erwidern, auf, nahm die Wiege ihres kleinen Sohnes und trug sie, obwohl in der Kammer auch nicht ein Schimmer von Licht zu sehen war, aufs Geratewohl zu dem Bett hin, wo ihre Tochter schlief, und legte sich zu dieser.
    Dann aber rief sie ihren Mann, als wäre sie von dem Lärm, den er machte, erwacht, und fragte ihn, was er mit Pinuccio für einen Streit habe. »Hörst du nicht«, antwortete der Mann, »was er sagt, das er diese Nacht mit unserer Niccolosa gemacht?« »Da lügt er gründlich in seinen Hals hinein«, erwiderte die Frau, »denn bei der Niccolosa ist er nimmer gewesen. Ich habe mich gleich gestern zu ihr gelegt und seitdem nicht einen Augenblick schlafen können, und du bist ein Tropf, wenn du ihm glaubst. Ihr Männer trinkt immer des Abends so viel, daß ihr nachts träumt und hier und dort umhergeht, ohne etwas von euch zu wissen, und dann glaubt ihr wunder was. Schade nur, daß ihr euch nicht den Hals brecht. Aber was macht denn Pinuccio dort, und warum liegt er nicht in seinem Bett?«
    Adriano, der nun seinerseits erkannte, wie klug die Frau ihre eigene Schmach und die ihrer Tochter zu verdecken wußte, sprach dazwischen: »Pinuccio, ich hab es dir schon hundertmal gesagt, du sollst nachts nicht umhergehen, denn diese deine Untugend, im Schlaf aufzustehen und dann den Unsinn, den du träumst, als Wahrheit zu erzählen, wird dich noch einmal ins Unglück bringen. Komm zurück, oder Gott schicke dir eine üble Nacht.« Als der Wirt vernahm, was seine Frau und Adriano sagten, fing er an, völlig überzeugt zu werden, daß Pinuccio träume. Darum nahm er ihn bei der Schulter, rüttelte ihn und rief ihm zu, indem er sagte: »Pinuccio, wach doch auf und geh in dein Bett zurück.«
    Pinuccio, der sich endlich zusammenreimte, was hin und her gesprochen worden war, fing nun nach Art eines Träumenden an, noch allerhand ändern Unsinn zu schwatzen, worüber der Wirt in das herzlichste Lachen von der Welt ausbrach. Zuletzt aber tat er, als wache er von jenem Rütteln auf, rief den Adriano und sagte: »Ist es schon Tag, daß du mich weckst?« »Jawohl«, antwortete Adriano, »komm nur her.« Jener verstellte sich ferner und spielte den Schlaftrunkenen, bis er endlich von der Seite des Wirtes aufstand und zu Adriano ins Bett zurückkehrte.
    Als der Tag anbrach und alle aufgestanden waren, lachte der Wirt noch herzlich über ihn und hatte ihn wegen seiner Träume zum besten. Und so von einer Scherzrede zur

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