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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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Gebieterin war, ermunterte sie nach Kräften, dieser nachzugeben.
    So kehrte denn die Dame zurück zum Feuer, wo sie den Rinaldo gelassen, sah ihn mit verliebten Augen an und sagte: »Nun, Rinaldo, warum so nachdenklich? Sind denn das Pferd und die paar Kleidungsstücke, die Ihr eingebüßt habt, so unersetzlich? Gebt Euch zufrieden, seid munter und denkt, Ihr seid zu Hause. Ja, ich könnte Euch noch mehr sagen: in den Kleidern, die Ihr da anhabt, und die meinem verstorbenen Manne gehörten, kommt Ihr mir vor wie er selbst, und mich hat heute abend wohl hundertmal die Lust angewandelt, Euch um den Hals zu fallen und Euch zu küssen, und wahrhaftig, hätte ich nicht gefürchtet, Euch lästig zu fallen, so hätte ich's auch getan.«
    Als Rinaldo, der nicht auf den Kopf gefallen war, diese Worte hörte und sah, wie die Augen der jungen Witwe blitzten, ging er mit offenen Armen auf sie zu und sagte: »Madonna, wenn ich, des Zustandes gedenkend, aus dem Ihr mich befreit habt, Euch in alle Zukunft mein Leben werde zu danken haben, so wäre es wohl sehr undankbar, wollte ich nicht bestrebt sein, alles zu tun, was Euch angenehm sein kann. Folgt also immerhin Eurer Lust, mich zu umarmen und zu küssen; denn was mich betrifft, so werde ich Euch wahrhaftig gern umarmen und noch lieber küssen.« Weiter bedurfte es keiner Worte. Die Witwe, die vor liebevollem Verlangen ganz entbrannt war, warf sich augenblicklich in seine Arme, und nachdem sie ihn wohl tausendmal gedrückt und geküßt hatte und ebensooft von ihm geküßt worden war, standen sie miteinander auf und gingen in die Kammer, wo sie sich unverweilt niederlegten und ihren Wünschen volle und öfter wiederholte Befriedigung schenkten, bevor der Morgen anbrach.
    Als jedoch das Morgenrot zu dämmern begann, erhoben sie sich auf den Wunsch der Witwe von ihrem Lager. Damit niemand erraten könne, was geschehen sei, gab sie ihm einige schlechte Kleidungsstücke zum Anziehen, füllte ihm den Beutel mit Geld, und nachdem sie ihm gezeigt hatte, welchen Weg er einschlagen mußte, um seinen Diener wiederzufinden, ließ sie ihn mit der Bitte, über das Geschehene zu schweigen, zur selben kleinen Tür hinaus, durch die er hereingekommen war.
    Sobald es heller Tag geworden und die Tore geöffnet waren, ging er, als ob er von weither käme, in den Ort hinein und suchte seinen Diener auf Wie er sich nun wieder mit seinen Sachen, die im Mantelsack geblieben waren, bekleidet hatte und eben auf das Pferd des Dieners steigen wollte, geschah es wie durch ein göttliches Wunder, daß die drei Wegelagerer, die ihn am Abend vorher ausgeplündert hatten und wegen eines anderen von ihnen begangenen Verbrechens bald darauf gefangen worden waren, in ebenjenen Ort eingebracht wurden. So erhielt er denn durch ihr eigenes Geständnis sein Pferd, seine Kleidungsstücke und sein Geld wieder und büßte nichts ein als ein Paar Kniebänder, von denen die Räuber nicht wußten, was daraus geworden war. Voller Dank gegen Gott und den heiligen Julianus stieg Rinaldo zu Pferde und kam heil und gesund zu Hause an. Die drei Wegelagerer aber schaukelten schon anderntags im Galgenwind.
     

Dritte Geschichte
     
     
    Drei Jünglinge bringen ihr Hab und Gut durch und verarmen. Ein Neffe von ihnen kehrt, an allem verzagend, nach Hause zurück und trifft unterwegs mit einem Abte zusammen, der sich als Tochter des Königs von England entpuppt. Sie heiratet ihn und macht seine Oheime durch Ersatz des Verlorenen wieder wohlhabend.
     
    Die Schicksale des Rinaldo von Asti waren von den Mädchen mit Verwunderung angehört worden. Sie lobten seine Frömmigkeit und dankten Gott und dem heiligen Julianus, daß sie ihm in seiner größten Not beigestanden hatten. Doch hielten sie deshalb die Witwe, wenngleich sie sich darüber nur verstohlen äußerten, keineswegs für töricht, daß sie das Glück, welches ihr Gott ins Haus gesandt, so gut zu benutzen gewußt hatte.
    Während noch mit leisem Lachen über die angenehme Nacht gesprochen wurde, die ihr zuteil geworden war, fing Pampinea, die als nächste Nachbarin des Filostrato mutmaßte, daß die Reihe nun an ihr sei, darüber nachzudenken an, was sie erzählen sollte, und sagte alsdann nach dem Geheiß der Königin unbefangen und fröhlich:
    Je mehr man über die wechselnden Launen des Glücks redet, desto mehr bleibt dem Aufmerksamen darüber zu sagen. Daß es sich so verhält, wird niemanden verwundern können, der klug genug ist, zu erwägen, wie alle Dinge, die wir

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