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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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Andreuccio du redest, noch was du sonst schwatzest. Gehe in Frieden und sei so gut und laß uns schlafen.« »Wie«, sagte Andreuccio, »du weißt nicht, wovon ich rede? Nun, wenn es mit den sizilianischen Verwandtschaften so steht, so gib mir wenigstens die Kleider wieder, die oben geblieben sind, und ich will gerne gehen.« Zur Antwort lachte ihm die Magd beinahe ins Gesicht und sagte: »Guter Freund, ich glaube, du redest im Traume.« Dies sagen, sich umdrehen und das Fenster zuschlagen, war eins.
    Als dem Andreuccio nun kein Zweifel übrigblieb, daß er betrogen worden sei, geriet er so in Zorn, daß dieser sich fast zur Wut steigerte, und er beschloß, mit Gewalt durchzusetzen, was er im Guten nicht erlangen konnte. Zu diesem Ende ergriff er einen großen Stein und begann mit viel heftigeren Schlägen als zuvor gegen die Tür zu pochen. Darüber traten mehrere der Nachbarn, die schon vorher erwacht und aufgestanden waren, ans Fenster. Sie waren aufgebracht über das Pochen, das er vollführte, meinten, irgendein ungezogener Mensch wolle mit lügenhaften Worten das arme Frauenzimmer ärgern, und schrien, nicht anders als alle Hunde einer Gasse einen fremden Hund anbellen: »Es ist sehr ungezogen, um diese Stunde die armen Weiber mit solchem Geschwätz in ihrem eigenen Hause zu stören. Geh mit Gott, guter Freund, und sei so gut und lasse uns schlafen. Hast du etwas mit ihr zu tun, so komm morgen wieder. In der Nacht aber laß uns ungeschoren.« Vielleicht machten diese Worte einen Menschen, der sich drinnen im Hause befand und - ohne daß Andreuccio ihn zuvor gesehen - bei dem Mädchen Kupplerdienste versah, dreist genug, daß er ans Fenster trat und mit einer gewaltigen, wilden und zornigen Stimme hinunterrief: »Wer ist da?« Als Andreuccio bei diesem Ruf in die Höhe blickte, begriff er leicht, so wenig er auch in der Dunkelheit erkennen konnte, daß mit dem nicht viel zu spaßen sei, solch einen gewaltigen schwarzen Bart hatte er herunterhängen. Dabei gähnte er und rieb sich die Augen, als ob er aus dem Bett und von tiefem Schlafe aufgestanden wäre. Darum antwortete er nicht ohne Furcht: »Ich bin ein Bruder der Dame, die hier drinnen wohnt.« Jener aber wartete nicht ab, daß Andreuccio seine Antwort vollendete, sondern rief noch viel grimmiger als zuvor: »Ich weiß nicht, was mich abhält, hinunterzukommen und dich widerwärtigen, besoffenen Esel, der du sein mußt, weil du uns diese Nacht nicht schlafen läßt, so lange durchzuprügeln, als du noch ein Glied rühren kannst.« Mit diesen Worten drehte er sich herum und schlug das Fenster zu. Ein paar Nachbarn, die über diesen Menschen besser Bescheid wußten, sagten nun ganz freundlich: »Um Himmels willen, guter Freund, geh mit Gott und laß dich hier nicht totschlagen; es ist zu deinem Besten, wenn du gehst.«
    War Andreuccio zuerst über die Stimme und den Anblick des Menschen erschrocken, so bewog ihn jetzt das Zureden dieser Leute, die nur aus Mitleid so zu sprechen schienen, noch mehr, und verdrießlich, wie nur ein Mensch sein kann, und außer sich über das verlorene Geld ging er nach der Richtung, von wo er, ohne zu wissen wohin, am Abend zuvor der Kleinen gefolgt war, um sein Wirtshaus wiederzufinden. Weil ihm aber selbst der Gestank, der von ihm ausging, unerträglich war, bog er in der Absicht, sich dem Meer zuzuwenden und dort zu baden, links in eine Straße ein, die Ruga Catalana genannt wird. Während er so dem unteren Teil der Stadt zustrebte, sah er in einiger Entfernung zwei Männer, die eine Laterne trugen und ihm entgegenkamen. In der Meinung, daß es Häscher oder Leute sein könnten, die Böses im Schilde führten, verbarg er sich vor ihnen in einem verfallenen Hause, das in der Nähe stand. Jene aber folgten ihm, als ob sie gerade in dieses Gebäude bestellt gewesen wären, auf dem Fuße. Hier legte der eine von ihnen, der allerhand eiserne Werkzeuge auf der Schulter getragen hatte, diese nieder und fing an, sie mit dem ändern zu besehen und mancherlei darüber zu sprechen.
    Während sie noch so redeten, sagte der eine: »Weiß der Teufel, was das bedeutet. Ich rieche den abscheulichsten Gestank, der mir in meinem Leben vorgekommen ist.« Bei diesen Worten hob er die Laterne ein wenig in die Höhe, und da sahen sie denn beide den armen Andreuccio und riefen ganz erstaunt: »Wer da?« Andreuccio schwieg, sie aber hielten ihm das Licht näher ans Gesicht und fragten, was er, so schmutzig wie er sei, da mache.
    Andreuccio erzählte

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