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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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sie zu Fuß in jenem Tal zurück. Dann eilte er zu seinem Herrn und sagte ihm, er habe seinen Befehl nicht nur vollzogen, sondern auch mehrere Wölfe über den Leichnam herfallen sehen. Einige Zeit darauf kam Bernabo wieder nach Genua. Man erfuhr, was er getan, und tadelte ihn allgemein.
    Inzwischen war die Frau einsam und trostlos zurückgeblieben und bei einbrechender Nacht, nachdem sie sich, so gut es sich tun ließ, unkenntlich gemacht hatte, in einer benachbarten Bauernhütte eingekehrt. Hier bekam sie von einer Alten, was sie brauchte, um die Jacke für ihren Körperbau passend zu machen. Aus ihrem Hemd nähte sie sich Hosen, schnitt sich die Haare ab und gab sich überhaupt das Aussehen eines Matrosen. In dieser Gestalt ging sie dem Meere zu. Da traf sie von ungefähr einen spanischen Edelmann, der Herr Encararch genannt ward und sein ihm gehörendes, in geringer Entfernung, bei Alba, vor Anker liegendes Schiff verlassen hatte, um sich an einer Quelle zu erfrischen. Mit diesem begann sie ein Gespräch, verdingte sich bei ihm als Diener und bestieg das Schiff, wo sie sich Sicurano von Finale nennen ließ. Der Edelmann versah sie nun mit neuen, besseren Kleidern. Sie aber wußte ihm in allem so gut aufzuwarten, daß der neue Diener ihm über die Maßen lieb wurde.
    Nicht lange darauf schiffte der Spanier mit einer Warenladung nach Alexandrien und nahm unter anderem mehrere seltene Falken mit, die er dem Sultan zum Geschenk machte. Darauf lud ihn der Sultan einige Male zu Tisch, wurde, weil Sicurano immer mit bediente, auf dessen geschicktes Benehmen aufmerksam und fand daran solchen Gefallen, daß er ihn sich von dem Spanier erbat, was dieser, so leid es ihm tat, nicht abschlagen konnte. Sicurano gewann in kurzer Zeit durch sein gutes Betragen die Gunst und Liebe des Sultans nicht minder, als er zuvor die des Spaniers besessen hatte.
    Darüber kam die Zeit heran, wo sich, wie alljährlich, zu Akkon eine große Anzahl christlicher und sarazenischer Kaufleute zu einer Art Messe versammeln sollte. Zu diesem Markt pflegte der Sultan, unter dessen Oberhoheit Akkon stand, außer mehreren anderen Beamten zur Sicherheit der Kaufleute und ihrer Waren stets einen seiner Großen und eine Anzahl Bewaffneter zu senden. Als nun diesmal die Zeit gekommen war, beschloß er, den Sicurano, der die Sprache bereits vollkommen beherrschte, mit diesem Amt zu betrauen, und wirklich führte er seinen Vorsatz aus. So wurde denn Sicurano Befehlshaber von Akkon und der vom Sultan zum Schutze der Kaufleute und ihrer Waren dorthin gesandten Wache; und während er sein Amt auf das beste und sorgfältigste versah, wozu er aufmerksam umherging, traf er auf viele Kaufleute aus Sizilien, Pisa, Genua, Venedig und anderen Gegenden Italiens und ließ sich in der Erinnerung an sein Vaterland gern mit ihnen in trauliche Gespräche ein.
    Da traf es sich unter anderm einmal, daß er in einem Kaufhause der Venezianer, welches er für einen Augenblick betrat, neben mancherlei anderem Schmuck eine Tasche und einen Gürtel gewahrte, die er schnell und voller Verwunderung als die seinigen wiedererkannte. Doch verbarg er sein Erstaunen und fragte höflich, wem sie gehörten und ob sie zu verkaufen wären. Ambrogiuolo von Piacenza nämlich war auf einem venezianischen Schiffe mit vielen Waren zu dieser Messe gekommen, trat, als er den Befehlshaber der Wache fragen hörte, wem die Sachen seien, lächelnd vor und sagte: »Herr, die Sachen gehören mir und sind nicht verkäuflich. Findet Ihr aber Gefallen daran, so mache ich sie Euch gern zum Geschenk.« Als Sicurano ihn lächeln sah, fürchtete er schon, jener möchte seine Züge erkannt haben; doch hielt er sein Gesicht vollkommen in der Gewalt und sagte: »Du lachst wohl, daß ein Kriegsmann wie ich nach solchem Weiberzeuge fragt?« »Herr«, antwortete Ambrogiuolo, »ich lache nicht darüber, sondern nur über die Art, wie ich zu den Sachen gekommen bin.« Darauf sagte Sicurano: »Nun, beim Himmel, wenn nichts Unziemliches dabei ist, so möchte ich wohl, daß du uns die Geschichte erzähltest.« »Herr«, entgegnete jener, »die Sachen, die Ihr da seht, und noch ein paar andere schenkte mir einmal eine Genueser Dame, Frau Ginevra genannt, die Gattin des Bernabo Lomellino, weil ich eine Nacht bei ihr geschlafen hatte, und bat mich, sie ihr zuliebe zu behalten. Nun mußte ich aber lachen, weil ich an Bernabos Torheit dachte, der dumm genug war, fünftausend Goldgulden gegen tausend zu setzen, daß ich von

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