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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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und der abgeschlossenen Wette zugegen gewesen waren, und erklärte in Bernabos Gegenwart, er habe die Summe, um welche sie damals gewettet, gewonnen und ausgeführt, was er zu tun sich gerühmt habe. Zum Beweis beschrieb er das Gemach und die Malereien in demselben und zeigte dann auch die Sachen vor, die er mitgebracht und von denen er behauptete, daß sie ihm dieselben geschenkt habe. Bernabo gestand, daß das Zimmer wirklich so aussähe, wie es jener beschrieben, auch erkannte er jene Sachen als die seiner Frau; doch meinte er, Ambrogiuolo könnte leicht von einem Dienstboten des Hauses die Beschreibung des Zimmers und auf gleichem Wege auch die Sachen erhalten haben. Deshalb erachte er sich durch das Vorgebrachte, wenn jener nicht noch anderes hinzufüge, keineswegs für besiegt. Ambrogiuolo sagte darauf: »Wahrlich, du solltest dich damit begnügen; weil du aber verlangst, ich soll noch mehr sagen, so will ich es tun. Ich sage dir denn, daß Frau Ginevra, deine Gattin, unter ihrer linken Brust ein kleines Mal hat, um das wohl sechs goldgelbe Härchen herumstehen.« Als Bernabo das hörte, war es ihm wie ein Messerstich durch das Herz, und die plötzliche Blässe seines Gesichts bekundete auch ohne Worte die Wahrheit dessen, was Ambrogiuolo gesagt hatte. Nach einer Weile sagte er: »Ihr Herren, was Ambrogiuolo berichtet, ist wahr. So hat er denn gewonnen und mag sich, wann es ihm beliebt, die Zahlung abholen.«
    Wirklich wurde Ambrogiuolo schon am folgenden Tag vollständig bezahlt. Bernabo aber verließ Paris und zog voll bösen Blutes gegen seine Frau nach Genua. Als er in die Nähe der Stadt gekommen war, wollte er nicht hineingehen, sondern blieb wohl zwanzig Meilen davor auf einer Besitzung, die ihm gehörte, und sandte einen Diener mit zwei Pferden und einem Briefe an seine Frau, in welchem er schrieb, er sei zurückgekehrt und sie solle ihm mit jenem entgegenkommen. Dem Diener aber erteilte er heimlich Befehl, die Frau ohne Erbarmen zu ermorden, sobald er mit ihr einen geeigneten Platz erreiche, und dann zu ihm zurückzukehren.
    Als der Diener in Genua angelangt war, den Brief abgegeben und seine Aufträge ausgerichtet hatte, empfing ihn die Frau mit herzlicher Freude. Am ändern Morgen stieg sie mit ihm zu Pferde und verfolgte den Weg nach jener Besitzung, bis sie unter mancherlei Gesprächen, die sie während des Reitens führten, in ein tiefes, einsames Tal gelangten, das Bäume und hohe Felswände rings umschlossen. Das schien dem Diener der gelegene Ort, um den Befehl seines Herrn ungefährdet ausführen zu können. Er zog sein Messer, faßte die Frau am Arm und sagte: »Madonna, empfehlt dem Herrgott Eure Seele, denn hier müßt Ihr sterben und dürft nicht mehr von der Stelle.« Als die Frau das Messer sah und die Worte des Dieners vernahm, rief sie voll Entsetzen: »Um Gottes willen, Gnade! Ehe du mich umbringst, sage mir, was ich getan habe, daß du mich morden willst?« »Madonna«, entgegnete der Diener, »mir habt Ihr nichts zuleide getan. Worin Ihr aber Euren Gemahl beleidigt habt, davon weiß ich nicht mehr, als daß er mir befohlen hat, Euch auf diesem Wege ohne alles Erbarmen zu töten, und wenn ich es nicht täte, hat er gedroht, mich aufhängen zu lassen. Ihr wißt wohl, wieviel ich ihm verdanke und daß ich mich nicht weigern darf, zu tun, was er befiehlt. Weiß Gott, es ist mir leid um Euch; aber was soll ich tun?« Darauf antwortete die Frau unter Tränen: »Ach, um Gottes willen, Gnade! Werde doch nicht um eines anderen willen an mir, die ich dir nie etwas zuleide getan, zum Mörder. Gott, der alles weiß, ist mein Zeuge, daß ich nichts begangen habe, um dessentwillen ich von meinem Manne solche Strafe verdient hätte. Aber lassen wir das. Du kannst dich, wenn du willst, um Gott, um deinen Herrn und um mich zugleich verdient machen; nimm hier meine Kleider und schenke mir dafür nur deine Jacke und deinen Mantel. Kehre mit den Kleidern zu meinem und deinem Herrn zurück und sage, du hättest mich umgebracht. Ich schwöre dir bei meinem Leben, das ich von dir als Geschenk erwarte, daß ich verschwinden und in ein anderes Land gehen will, und weder er noch du sollen in diesen Gegenden je das mindeste von mir hören.«
    Der Diener, der sie ohnehin nicht gern töten wollte, ließ sich leicht zum Mitleid bewegen. Er nahm ihre Kleider, gab ihr seine alte Jacke und seinen Mantel, ließ ihr das wenige Geld, das er bei sich hatte, und nachdem er sie gebeten, jene Gegenden zu meiden, ließ er

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