Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Deutsche als Männersprache

Das Deutsche als Männersprache

Titel: Das Deutsche als Männersprache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
Vom Netzwerk:
das Substantiv Mann. Es wird jetzt häufig klein geschrieben und/oder, wie frau und man, ohne Artikel benutzt, meist in ironisch oder kämpferisch verdeutlichender Absicht:

    Was mann in Wiesbaden/Bundeskriminalamt über uns weiß. ( Courage 79.10.8 )

    Buhfrau Alice, der mann... so gern die Scheiße vorrotzt… ( Emma 80.7.63 )

    Mann nennt es Ausräumung. ( Courage 77.6/7.24 )

    Wo käme Mann auch hin, wenn er nichtmal mehr ungestraft ein bißchen belästigen darf? ( Emma 80.12.45 )

    Jeden zweiten Dienstag… wird jetzt... den erstaunten Seherinnen und Sehern präsentiert, wie Frauenherrschaft aussieht. Und weil Medien-Mann sie sich lieber nicht auf der Erde vorstellen will, wurde der Planet Medora erfunden. ( Courage 77.4.21 )

    Auch Mensch wurde solcherart zum Pronomen:

    Diese Leute kann mensch nur vor vollendete Tatsachen setzen. ( Emma 80.12.62 )

    Subjektiv und ungerecht, wie mensch ist. ( Courage 81.11.39 )

    Was macht mensch damit? ( Courage 81.11.41 )

    Der Prozeß ist sehr ansteckend und greift auf immer mehr Substantive über:

    Wie kann Bürger/in dem Rüstungswettlauf Steine in den Weg legen? ( Emma 82.2.18 )

    4.2.2 jede f rau

    Während man in feministischen Publikationen durchaus noch sehr häufig verwendet wird (weit häufiger als frau sogar), ist jedermann als Bezeichnung für »Menschen im allgemeinen« oder gar für Frauen selten oder nie anzutreffen. 3 7 Der Werbeslogan der Courage lautet: »Jedefrau braucht Courage .«

    Von Anfang an gründete sich die Macht der größeren Städte mehr auf den Handelsreichtum als auf das kleine Handwerk, das jedermann/jedefrau frei von feudalen Abgabelasten betreiben konnte. (Courage 76.2.17)

    Denn nicht jedefrau kann Abitur haben. ( Courage 81.1.58)

    Courage-Abonnement — ein Geschenk für Jedefrau. ( Courage 77.12 (Rücktitel))

    Mehr und mehr scheint auch Männern die Angemessenheit von jedermann (und man) für »Mensch« fragwürdig zu werden:

    Man (und hier ist wirklich jedermann und jede Frau gemeint) sollte sich immer überlegen... (R. W. Leonhardt in Die Zeit Nr. 7 vom 12. 2. 82, S. 63)

    4.2.3 jemand, die (...mir helfen kann)

    In der Emma Nr. 12/1980 schreibt Gabi Butz unter dem Titel »Ich bin Malerlehrling« über ihre Schwierigkeiten in diesem Männerberuf. Sie schließt mit den Worten: »Wenn jemand vorhat, so etwas zu lernen, soll er es zumindest versuchen .« Wieso er? »Er« wird ja in diesem Beruf kaum auf die Probleme stoßen, mit denen »sie« zu tun hat!
    Um solcher Sprachunlogik entgegenzuwirken, wird inzwischen jemand immer häufiger auch als Femininum verwendet:

    Vielleicht rufe ich mal jemand an, von der ich weiß, daß sie allein ist. ( Unsere kleine Zeitung 80.12.13)

    Warum sollte es plötzlich jemanden geben, der zu trauen wäre? ( Courage 78.6.2)

    Ich fühlte mich nicht angesprochen... von jemandem, die ich nicht kenne. (Courage 81.11.42)

    Manchen Frauen klingt das jemand auch noch zu sehr nach Mann, und sie feminisieren es zu jefrau oder jemande (mündliche Belege). Oder sie benutzen, wenn es der Sinnzusammenhang zuläßt, statt jemand : eine/r).

    4.2.4 Wer glaubt, sie sei mit »wer« gemeint, die irrt sich!

    Traditionellerweise wird das »geschlechtsneutrale« maskuline Indefinitpronomen wer gern wie folgt verwendet:

    Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment. (Spruch aus APO-Zeiten)

    Wer mit Katzen lebt, ist ihnen niemals Herrchen , wie man das dem Hund ist. ( Die Zeit 83.22.56)

    Ferienende in Nordrhein-Westfalen. Wer noch nicht zu Hause ist, wird sich an diesem Wochenende aus allen Himmelsrichtungen über die Autobahn gen Heimatort quälen.... Vielleicht auf den letzten Drücker losgefahren, das Auto bis oben hin bepackt mit Muttern, Kindern, Koffern, Reiseandenken. (Günter Hoffmeister in Neue Westfälische, 18. 8. 83)

    Wer das Echte liebt..., wer überall eine Schöne für seine Töne findet - der raucht Gauloises. (Gauloises-Reklame, Spiegel 81. 4. 152)

    Wer noch vor einigen Jahren zum Arbeitsamt ging, der tat dies oft, weil er mit seiner bisherigen Arbeitsstelle nicht mehr zufrieden war und sich erkundigen wollte, ob für einen Mann mit seinen Qualifikationen nicht etwas anderes vorhanden sei. (. Neue Westfälische, 27. 2. 82)

    Wer in Deutschland nur einen Hund, einen Kater oder einen Kanarienvogel hat, ist übel dran.... Wer in Deutschland einen Hund und eine Frau hat, ist schon besser dran. Ärgert ihn der Hund, muß er nur rasch die Frau verprügeln — und alles ist wieder in

Weitere Kostenlose Bücher