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Das Deutsche als Männersprache

Das Deutsche als Männersprache

Titel: Das Deutsche als Männersprache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
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Frauenbewegung. Ich beobachte nicht nur Spiegel, Stern, Zeit, Funkzeitschriften, diverse Tageszeitungen, Hörfunk und Fernsehen sowie nichtfeministische Bücher verschiedener Epochen und Gattungen, sondern auch Emma, Courage, diverse weniger bekannte feministische Periodika und feministische Bücher. Die im folgenden vorgestellte Auswahl entstammt beiden Quellentypen, überwiegend jedoch meiner feministischen Lektüre.

4.2 Feminisierung der Pronomina — Das Pronomen frau und die Folgen

    4.2.1 frau

    Das Pronomen frau begegnete mir zum erstenmal im Frauenjahrbuch 1976 , wo es ständig vorkommt (viel häufiger als heutzutage in feministischer Literatur) — aber es ist schon früher entstanden:

    Mit dem wörtchen >man< fängt es an. >man< hat, >man< tut, >man< fühlt...: >man< wird für die beschreibung allgemeiner zustande, gefühle, Situationen verwendet — für die menschheit schlechthin. entlarvend sind sätze, die mit »als frau hat >man< ja...« beginnen. >man< hat als frau keine identität. frau kann sie nur als frau suchen. ( Stefan 1975: 4)

    Das Motiv für die »Erfindung« und den Gebrauch dieses Pronomens — es ist übrigens das Motiv für den gesamten Feminisierungsprozeß — leuchtet unmittelbar ein: Immer mehr Frauen lehn(t)en es ab, sich selbst oder andere Frauen mit einem Maskulinum zu bezeichnen. Als besonders entfremdend bzw. grotesk empfand frau solche Super-Maskulina wie man und jedermann in frauenspezifischen Kontexten (Schwangerschaft, Stillen usw.):

    Wenn man sein Kind stillt...

    Wie kann man seine Schwangerschaft frühzeitig selbst feststellen?

    Statt dessen heißt es nun, stimmiger, in feminisiertem Deutsch:

    Bitte schreib doch einmal, daß frau auch eine Emanze sein kann, wenn frau nicht abtreibt. ( Emma 83.5.62)

    Was kann frau tun, um nicht Phonotypistin werden zu müssen? ( Emma 79.4.36)

    Wenn frau sich sonst ein Marzipanei oder eine Zigarettenschachtel kaufen würde, dann kaufe ich Emma. ( Emma 83.5.62)

    Das feministische Parteiprogramm der Däninnen /kann/ frau doch nicht unbekümmert so abdrucken... ( Courage 77.12.2)

    Edeltraud besuchte die Lämmermütter und stellte fest, daß frau als Schäferin beides sein muß: »hart wie ein Mann« und »>sensibel< wie eine Frau«. ( Emma 79.5.4)

    Wenn frau unterwegs ist, kann sie schlecht in den unhygienischen Waschräumen ihren Schwamm auswaschen. (Courage 77.12.57)

    Was passiert heute frau eigentlich, wenn sie weder Kind noch... Verhütungsmittel will... (Emma 83.5.62)

    (Die Siglen sind wie folgt zu lesen: » Emma 83.5.62« bedeutet »Emma Jahrgang 1983, Heft 5 (Mai), Seite 62«.)

    Das Indefinitpronomen frau funktioniert übrigens ganz anders als man. Einerseits hat die semantische und entstehungsgeschichtliche Nähe zum Substantiv Frau ihre grammatischen Konsequenzen, andererseits haben sich stabile Regeln für den Gebrauch noch nicht herausgebildet — es wird viel herumgespielt und — experimentiert. Jedenfalls ist das Pronomen frau schon rein grammatisch so interessant, daß es eine sehr genaue Analyse verdient. Hier nur der Hinweis, daß frau im Nominativ sowohl durch frau als auch durch sie wieder aufgenommen werden kann (vgl. oben das zweitletzte Beispiel), wohingegen man nicht durch er pronominalisierbar ist:

    Wenn man unterwegs ist, kann man/*er schlecht...

    Die Dativform von frau heißt einer oder frau, die Akkusativform eine oder frau. Man hingegen variiert nicht zwischen einem! einen und man in diesen Kasus.

    ...sie/die SPD/sei nun mal das »kleinere Übel«. Und deshalb bliebe auch frau nichts anderes übrig, als sie zu wählen. ( Emma 80.5.23)

    Frau könnte ein Quiz darüber veranstalten, von... wem dieses Zitat stammt. Doch da bleibt einer der Humor leicht im Halse stecken. ( Emma 83.5.45)

    In London müßte man einkaufen! Da geht’s einem gut. Da geht’s sogar einer gut. ( Emma 80.3.46)

    Frau beachte auch die Stellung von frau:

    Was passiert heute frau eigentlich?
    Und deshalb bliebe auch frau nichts anderes übrig...

    Die Stellung orientiert sich am Substantiv Frau , nicht am Pronomen man:

    *Was passiert heute einem eigentlich?
    *Und deshalb bliebe auch einem nichts anderes übrig...
    Was passiert heute einer Frau eigentlich?
    Und deshalb bliebe auch einer Frau nichts anderes übrig...

    Das Pronomen frau oszilliert zwischen dem grammatischen Status eines Pronomens und dem eines Substantivs/einer Nominalphrase. Inzwischen gehen, in Analogie zu Frau, immer mehr Substantive diesen Weg, allen voran

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