Das Deutsche als Männersprache
Redakteur/in
Diplom-Psychologe/in
Leiters/Leiterin der Stadtbücherei
wissenschaftl. Mitarbeiter/innen
wissenschaftl. Mitarbeiter/in
Professor/in
ein(e) Professor(in)
ein(e) Dozent(in)
zwei Dozent(inn)en
ein(e) Professor(in)
ein(e) Dozent(in)
ein(e) Dozent(in)
Erzieher/in
engagierte(n) Dipl.-Psych.(in) und Sozialarbeiter(in)
Den splittenden Ausschreibungen stehen die folgenden nichtsplittenden gegenüber:
Maskulina:
Arbeitsmediziner als Leiter des betriebsärztlichen Dienstes
Sozialpädagogen
Leitender Arzt (Orthopädie)
Leitender Arzt (Anästhesiologie)
Stelle des Leiters (Sozialpädagoge, Sozialarbeiter, Religionspädagoge, Diakon)
Erzieher
Feminina:
einer Sozialpädagogin oder einer Erzieherin Erzieherin im Gruppendienst
Umschreibung:
Professur (C 4)
Ergebnis: Von insgesamt 27 fettgedruckten Angaben genau zwei Drittel gesplittet, ein Drittel nicht gesplittet.
Auf S. 37 derselben Zeit- Nr. werden u. a. gesucht: Metallkundler/innen, Werkstoffwissenschaftler/innen und Physikochemiker/innen.
Wie frau sieht, läßt sich mit Hilfe eines Gesetzes mühelos ein drastischer Sprachwandel erzielen. In der zweiten Auflage der Dudengrammatik (1966) nämlich steht noch zu lesen:
Bei Berufsbezeichnungen und Titeln dringt die weibliche Form sehr schwer durch:
Frau Schulze ist Schlosser. Fräulein (sic) Schmitt ist Doktor der Philosophie.
Nur einige sind bisher üblich geworden...:
Sie ist eine tüchtige Lehrerin, Ärztin, Schaffnerin. (S. 624)
Siebzehn Jahre ist das erst her — und mutet an wie aus dem vorigen Jahrhundert. — Weiter heißt es auf S. 628: »Grete B., Rechtsanwalt (auch schon: Rechtsanwältin )«. Dieses auch schon klingt inzwischen fast genauso lächerlich, wie wohl vielen noch vor kurzem die Geschäftsfrau, die Kauffrau — und der Hausmann.
Gegen die Praxis des Splittens werden immer wieder zwei Einwände vorgebracht, und zwar sowohl von Männern als auch von Frauen:
(1) Es ist zu umständlich, plump, unelegant.
Früher entgegnete ich auf diesen Einwand, daß da, wo es um elementare Menschenrechte geht, »ökonomische« und Eleganz-Erwägungen keine Rolle spielen sollten. Heute jedoch lenke ich ein und gestehe, daß ich selber des ewigen höflichen Splittens müde und zum ständigen Gebrauch des geschlechtsneutralen Femininums übergegangen sei. Sehr ökonomisch im Vergleich zum Splitten! Und sehr elegant auch, waren doch Eleganz und Schönheit schon immer eher eine Domäne des weiblichen Geschlechts.
(2) Es gibt doch Sinnzusammenhänge, wo eine geschlechtsneutrale Form einfach eine Notwendigkeit ist, wo weder gesplittet noch feminisiert werden kann! Zum Beispiel: Frauen sind Bürger zweiter Klasse.
Sind Frauen tatsächlich die schlechteren Mathematiker? Sekretärinnenkongreß: Unser Feind sollte nicht die Kollegin sein!
Antwort: Auch solche verzwickten Fälle sind kein Problem mehr, wenn das geschlechtsneutrale Femininum sich durchgesetzt hat: Männer sind Bürgerinnen erster Klasse.
Sind Männer tatsächlich die besseren Mathematikerinnen? Unsere Feindin sollte nicht die weibliche Kollegin sein!
4.4 Feminisierung der Kongruenzregeln:
Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau
4.4.1 Eine Kauffrau ist kein Kaufmann: Neue Komposita mit -frau
Früher standen dem schier unübersehbaren Heer der Komposita mit - mann nur einige wenige (und bezeichnende!) Komposita mit - frau gegenüber: Hausfrau, Putzfrau, Klofrau, Zugehfrau, Zeitungsfrau, Marktfrau, Gemüsefrau — nicht zu vergessen die Karrierefrau! Diese für die Repräsentanz der Frau in »Realität«, Bewußtsein und Sprache symptomatische Sachlage hat sich gründlich geändert. Neben dem Motionssuffix -in ist - frau heutzutage vermutlich das produktivste Morphem überhaupt. Es gibt ja auch, weiß Göttin, viel aufzuholen.
Der Grund für diese Produktivität ist die neue Frauenöffentlichkeit, die in den siebziger Jahren entstanden ist. Frauen reden intensiv miteinander, über sich selbst und über andere Frauen. Sie machen sich selbst zum Thema . Sie interessieren sich für Frauen m allen Bereichen, seien es nun Unifrauen, Guerillafrauen, Medienfrauen, Architekturfrauen, Technikfrauen, SPD-Frauen und überhaupt Parteifrauen, Filmfrauen, Kirchenfrauen, Gorleben-Frauen, Gewerkschaftsfrauen, Musikfrauen, Friedensfrauen, Kunstfrauen, Punkfrauen, Grafikfrauen, Archivfrauen, abgebrochene PH-Frauen, Vorstandsfrauen, Apo-Frauen, anti-intellektu-eile Bauchfrauen oder Ausnahmefrauen wie Simone de Beauvoir. Lauter Frauen,
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