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Das Deutsche als Männersprache

Das Deutsche als Männersprache

Titel: Das Deutsche als Männersprache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
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sie ihnen die Einwilligung zur Heirat schließlich abgetrotzt hat, daß sie dem Vater die Ausbildung zur Schauspielerin ab schmeichelte und daß er seine Tochter einmal ausführte. Über Ulrichs Eltern hören wir:

    Die Mutter bereitete das Frühstück, der Vater aber lag noch im Bett.
    Die Mutter hörte ihn die Vokabeln ab.
    Die Mutter füllte ihm auf.
    Er ist finanziell von den Eltern abhängig.

    Nicht nur Christine und Ulrich, auch ihre Eltern erfreuen sich also eines gesunden deutschen Familienlebens.
    Neben diesen engsten Familienangehörigen gibt eine unübersehbare Schar von Männern aller Schattierungen und Berufssparten dem Roman ein durch und durch mannhaftes Gepräge. Vom Abdecker bis zum Avantgardisten, vom Abenteurer bis zum Autor, vom Abgeordneten bis zum Ausländer erhält jeder einzelne seinen kleinen Auftritt und wird liebevoll skizziert - in 80 Extra-Kapitelchen, überschrieben mit Agitator, der - Angestellte, der - Arbeiter, der — und so weiter.
    Vielleicht stimmt die Zahl 80 auch nicht ganz genau; vielleicht habe ich in der Überfülle des Angebots den einen oder anderen Mann übersehen. Nicht entgangen sind meinem kritischen Auge jedoch die beiden Frauen

    Abiturientin , die — — Ärztin , die,

    die die Einheitlichkeit des Bildes doch ganz empfindlich stören. Ich schlage vor, diese beiden weiblichen Störfaktoren schleunigst auszumerzen, spätestens bei der nächsten Auflage. Es genügt schließlich, daß wir in der kruden Realität auch schon mal der Abgeordneten, der Angestellten, der Ansagerin, der Akademikerin usw. begegnen — aber in der Welt der Literatur wollen wir uns doch einfach entspannen und von solchen wildgewordenen Emanzen nichts hören und nichts sehen.
    »Unentbehrlich für die Erweiterung des Wortschatzes« will der Wörterbuch-Roman sein, so steht’s obendrauf. Auf solche Erweiterung aber verzichten wir gern. Also bitte fort mit der Abiturientin und der Ärztin!
    Außer den in Einzelkapiteln vorgestellten A -Männern wimmelt es in dem ersten Kapitel dieses Romans noch von unzähligen anderen Männern, von A bis Z. Immer wieder treten der Chef, der Lehrer und der Schüler auf, auch Militär, Polizei, Politiker und Sportler sind reich vertreten. Frauen halten sich auch hier wohltuend im Hintergrund: An Berufen finden wir neben der bereits übel vermerkten Ärztin nur noch die Amme (Extra-Eintrag) sowie

    die Sängerin: Die Sängerin fiel gegen die Sänger stark ab.
    die Schauspielerin: Die Schauspielerin ist zur Diva avanciert.
    Die Attitüden und Gebärden der Schauspielerin sind gekünstelt, die Tänzerin: eine abgetakelte Tänzerin
    die Sekretärin: Ärgerlich winkte er der eintretenden Sekretärin ab.
    Am Abend schwärmt das Heer der Verkäuferinnen und Sekretärinnen aus. die Verkäuferin: Die Verkäuferin hat ausgelernt.
    die Zeitungsfrau: Die Zeitungsfrau abfangen / abpassen.

    Schön, wie plastisch der Roman die Tatsache herausarbeitet, daß Frauen im Beruf untüchtig sind. Als Sekretärin, Verkäuferin oder Zeitungsfrau mögen sie gerade noch durchgehen. Ihr wahrer Beruf aber ist und bleibt der der Gattin, Hausfrau und Mutter.
    Neben den berufstätigen Frauen treten überflüssigerweise noch . auf: eine attraktive Frau, ein adliges Fräulein, ein affiges, ein altkluges und ein aufgedonnertes Mädchen, ein altes Mütterchen, eine angeheiratete Tante und eine aparte Dame. Banale oder regelrecht unsympathische Personen! Wie sagt doch Ulrich zu Klaus: »Ich bin von der dicken, schwitzenden Frau abgerückt .« Meine Empfehlung an die Wörterbuchredaktion: Rücken auch Sie in der nächsten Auflage entschlossen ab von so fragwürdigem »weiblichen Zierat«. Uns genügt vollauf die Gattin, Hausfrau und Mutter.

3 Schlußbemerkung

    Ach, es wäre noch so vieles zu sagen über dieses packende Werk - aber ich will jetzt aufhören. Ich hoffe, daß diese kleine Einführung viele Menschen motiviert, den Roman zu lesen. Es erwartet sie ein Leseabenteuer ganz eigener und seltener Art, das kann ich versprechen.
    Abschließend noch ein Wort zu der unangebrachten Bescheidenheit der Redaktion. Im Vorwort schreiben sie, sie hätten den Grund wortschatz des Deutschen in seinen Grund bedeutungen darstellen wollen. Viel viel mehr gelingt ihnen: Sie vermitteln einen tiefen, unvergeßlichen Einblick in die Seele des Deutschen, in seinen Gwwcfempfindungs- und Grxwdgedankenschatz. Wir dürfen mit ihrer Hilfe bis auf den Grund dieses Abgrunds sehen — und wir erblicken: Mief,

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