Das Deutsche als Männersprache
Kinder :
Sie gibt sich viel mit Kindern ab.
Das Kind war ihr Abgott.
Sie mußte den kleinen Jungen abhalten.
Sie seifte die Kinder in der Wanne ab.
Sie hat das Baby täglich ausgefahren.
2. Sie macht so dies und das im Haushalt:
Sie kehrte den Schmutz von der Treppe ab.
Sie hat den Kühlschrank abgetaut.
Sie näht sehr akkurat.
Sie kniete auf dem Boden und las alle Perlen auf.
Sie nähte einen Knopf an den Rock.
3. Sie kümmert sich um ihr Äusseres, mit wechselndem Erfolg:
Sie ist immer adrett gekleidet.
Sie steckte ihr blondes Haar flach um ihren Kopf herum auf.
Sie hat sich heute abend angemalt.
Sie ist in diesen drei Wochen stark abgemagert.
Sie ist auffallend gealtert.
Sie stülpte vor dem Spiegel ihre Lippen auf.
Sie schnürte ihr Mieder auf.
Sie ist ziemlich auseinandergegangen.
4. Sie hat Gefühle, vor allem ängstliche:
In ihrem Gesicht malte sich Verlegenheit ab.
Die Angst preßte ihr den Atem ab.
Eine Laune hat sie angewandelt.
Sie stampfte zornig mit dem Fuß auf.
Der Gram frißt ihr das Herz ab.
Mit großer Angst erwartete sie seine Rückkehr.
Diese Vorstellung ängstigte sie.
Sie blickte sich ängstlich in dem dunklen Raum um.
Sie war schon immer sehr ängstlich.
Sie war ängstlich darauf bedacht, keinen Fehler zu machen.
5. Sie ist ein Wesen und hat ein Wesen:
Sie ist ein ätherisches Wesen.
Sie hat ein ausgeglichenes Wesen.
6. Sie ist kulturell interessiert. Warum auch nicht?
Sie geht viel ins Konzert. Warum auch nicht?
Sie stand voller Andacht vor dem Gemälde.
Sie hat lange nach den Karten für diese Vorstellung angestanden.
7. Und was sie sonst noch so macht:
Auf diese Nachricht hin kam sie sofort angereist.
Sie hat die Tasten der Schreibmaschine kräftig angeschlagen. Sie fuhr anstelle ihrer Schwester mit.
Sie folgte einer plötzlichen Ahnung und reiste ab.
Eine Ahnung wehte sie an.
Ein Geräusch ließ sie aufhorchen.
Sie faßte das Tuch vorsichtig an.
Ein Vertreter hat ihr die Ware angedreht.
Sie kleidete sich aus.
Sie übt keinen Beruf aus.
8. Ihre grösste und schönste Leistung: Sie kümmert sich um »Ihn«:
Sie betet ihren Mann an.
Sie sah zu ihm auf wie zu einem Gott.
Sie hat ihn angedichtet.
Sie hat ihn schon immer angehimmelt.
Sie sah ihn an und lächelte.
Sie nahm besonderen Anteil an ihm und seinem Schicksal.
Sie fühlte in ihrem Herzen Sympathie für ihn aufkeimen.
Sie pflegte ihn aufopfernd.
Sie harrte bis zu seinem Tode bei ihm aus.
9. Ihre anderen drei Leistungen sind auch recht nett, aber nicht so wichtig:
Sie hat bei der Prüfung gut abgeschnitten.
Sie ist mit Abstand die Beste in ihrer Klasse.
Sie spielt ausgezeichnet Geige.
Soweit Christine, Urbild der deutschen Haus- und Ehefrau. Aber Christine ist nicht die einzige Frau in dieser Familiensaga. Es geistert noch eine andere herum und treibt Schindluder mit den Männern. Zuerst regte sich das ganze Dorf über ihren Lebenswandel auf , weil sie Ludwig abgeknutscht hat und sich von ihm aushalten läßt, dem seinerseits das hübsche Mädchen als Aushängeschild dient. Dann hat sie sich einen reichen Mann geangelt, nämlich Klausimausi, und macht ihm fortan das Leben zur Hölle:
Sie hat es nur auf sein Geld abgesehen.
Sie hat ihm geholfen, sein Vermögen aufzubrauchen.
Sie versuchte, die Mitarbeiter gegen ihn aufzubringen.
Sie verlangte von ihm die Aufgabe seiner Stellung.
Sie verdient alles andere als Lob.
Sie ist ein Ausbund aller Schlechtigkeit.
Sie ist eine Ausgeburt von Faulheit und Borniertheit.
Dieses Weib ist so gräßlich, daß Klaus, wie immer gentlemanlike, uns ihren Namen verschweigt. Wir wollen ihn auch gar nicht wissen. Vergessen wir am besten diese Ausgeburt!
Zwischen Christine und der Ausgeburt gibt es — natürlich — keinerlei Verbindung. Die Männer haben vielfältigen Umgang miteinander, im Guten wie im Bösen, wie wir gesehen haben. Die Frau aber kennt nur die Beziehung zum Manne oder zum Kinde oder zu beiden. »Er zeigte ihr einige Ansichten von Berlin«, heißt es. »Sie zeigte ihr einige Ansichten von Berlin« — undenkbar, sowas kommt nicht vor. Die Frauen sehen und hören nichts voneinander. Und das ist gut so. Wir haben ja in den letzten zehn Jahren zur Genüge erlebt, wohin diese Frauenklüngelei unsere Gesellschaft führt.
2.2 Die Nebenpersonen
Der Roman ist überreich an Nebenpersonen. Da sind zunächst die engsten Angehörigen der Protagonisten: Eltern, Geschwister, Kinder. Über Christines Eltern erfahren wir, daß
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