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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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Schreibtischschublade. Er kann keine zwölf Stufen steigen, ohne außer Atem zu kommen.«
    Lilli musste lachen.
    »Und das ist Ihr Chef?«
    Schambacher beugte sich vor und öffnete die Tür wieder, damit sie nach vorne umsteigen konnten.
    »Das ist mein Chef. Man sollte meinen, er ist eine Witzfigur, aber der Mann hat einen Verstand wie ein Fallbeil.«
    Er war ausgestiegen und öffnete Lilli die Beifahrertür.
    »Kommen Sie, ich bringe Sie heim.«
    Er ging um den Wagen herum, stieg auch ein und startete den Motor. Schwerfällig rollte das Auto an. Der Regen floss in Strömen über die Windschutzscheibe, der Scheibenwischer kam kaum nach. Draußen schwammen die Lichter in einem Meer aus Dunkelheit. Eine Zeit lang schwiegen sie. Lilli deutete ab und zu nach links oder rechts, um ihm den Weg zu zeigen.
    »Sie sind ein ungewöhnlicher Polizist«, sagte sie auf einmal unvermittelt.
    »Sie sind eine ungewöhnliche Frau«, antwortete Schambacher ruhig. Er fuhr nicht schnell. Er hatte es nicht eilig. Es war, als seien sie beide aus der Zeit herausgenommen. Solange sie in dem Wagen saßen und fuhren, konnte nichts anderes geschehen. Er sah kurz zu ihr hinüber. Ihre Blicke trafen sich. Sie betrachtete ihn ruhig und lange, bis er wieder auf die Straße sah.
    »Wir sind da«, sagte Lilli schließlich, als sie hinter dem Bayerischen Platz um die Ecke fuhren. Schambacher bremste. Der Motor lief tuckernd weiter. Schambacher hatte den Gang herausgenommen und blickte durch die Windschutzscheibe in den Regen. Lilli blieb noch einen Augenblick sitzen und ließ ihre Augen über sein Gesicht wandern. Ein schwebender Augenblick. Schambacher wusste nicht, was er tun oder sagen sollte, als Lilli gelassen fragte:
    »Begleiten Sie mich nach oben?«
    »Selbstverständlich«, antwortete er. Es war wie ein schwaches Echo dieses Gefühls aus dem Krieg, wenn man alles andere vergessen musste und gegen jeden Verstand und jeden Instinkt und alles bessere Wissen aus dem Graben kletterte, um zu kämpfen. Was man tat, war falsch, aber man tat es trotzdem.
    Als sie die drei Stockwerke hochgestiegen waren, schloss Lilli die Tür auf, ging in den kleinen Gang, ohne das Licht anzudrehen, wartete, bis Schambacher hereingekommen war, und drückte die Tür ins Schloss. Sie drehte sich zu ihm um. Er stand, den Hut in der Hand, schweigend im dunklen Gang.
    »Jetzt«, sagte Lilli spöttisch, »sollten Sie mich küssen.«
    Schambacher legte den Hut auf die Kommode, nahm Lilli sanft bei den Schultern und zog sie leicht zu sich heran. Aber als sich ihre Lippen berührten, änderte sich alles, und es ging wie ein elektrischer Stoß durch beide. Mit fliegenden Händen streifte sie ihm Mantel und Jackett ab, küsste ihn dabei wild und voller Lust, ohne aufzuhören, ohne Atem zu holen, hastete mit den Fingern die Knöpfe an seinem Hemd entlang, spürte dabei, wie seine Hände unter ihrer Bluse warm, so warm auf ihre Haut trafen und erschauerte bei der Berührung. Sie taumelten küssend, immer weiter küssend durch den Gang und die Küche in ihr Zimmer, wo das schmale Bett stand, stolperten über ihre Kleidung und mussten beide leise lachen. Lilli spürte seine Hände an ihren Brüsten und holte tief Luft, weil er sich richtig anfühlte und sie richtig berührte und spürte, wie es warm in ihr hochstieg. Schambacher hatte ihren Rock geöffnet und der Stoff fiel weich herunter, berührte im Fallen sanft seine Beine. Er hatte ihren schmalen, festen Körper in den Händen, und ihre Haut war wunderbar glatt. Er spürte ihre Muskeln unter der warmen, duftenden Haut ihrer Beine und drückte sein Gesicht auf ihren flachen Bauch, er war so warm wie ihre Brüste, und sie roch wie nach einem Gewürz, und dann fielen sie aufs Bett, atemlos und wieder lachend, und aus dem Lachen wurde ein atemloses und wildes Flüstern, und sie hielt seine Hüften, und er folgte ihren Händen, wie sie es wollte, ließ sich führen und folgte ihren Bewegungen mit einer Lust, die er noch nicht erlebt hatte.
    »Weiter!«, flüsterte sie heiser und heiß an seinem Ohr. »Weiter!«, und bewegte sich unter ihm so, dass es war, als müsste er in ihr aufgehen, und dann spannte sich alles an ihr, an ihm, wie an zwei Bögen, und es war, als würden sie nebeneinander durch die Dunkelheit fliegen; zwei Pfeile durch die Regennacht.
    Später lagen sie nebeneinander, schwiegen und rauchten. Lilli hatte das Grammophon angekurbelt und auf gedämpfte Lautstärke eingestellt. Draußen rauschte der Regen. Innen

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