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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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irgendeinem Raum sogar Klaviermusik klingen. Schambacher und Togotzes sahen sich an.
    »Andere Welt«, murmelte Togotzes und klopfte an die Tür des Vorzimmers.
    Ganz gegen Schambachers Erwartung mussten sie nicht lange warten. Die Sekretärin hatte sie eben erst gebeten, in den niedrigen, schweren Ledersesseln Platz zu nehmen, als von Schubert auch schon aus seinem Zimmer kam.
    »Meine Herren«, sagte er lächelnd und reichte beiden die Hand, »auf die Minute pünktlich, wie wir deutschen Beamten so sind. Kommen Sie doch bitte herein. Können wir einen Kaffee haben, Fräulein Behrens?«, bat er seine Sekretärin liebenswürdig, dann schloss er die schwere, ledergepolsterte Tür und bot ihnen Platz an. Schambacher sah sich um, während er sich setzte. Die Räume waren hoch und holzgetäfelt, die Fenster lang und ebenfalls sehr hoch, aber weil der Morgen so grau war, wirkte der Raum heute nicht besonders hell. Der grüne Schirm der Schreibtischlampe leuchtete, und das Telephon wurde wohl jeden Morgen abgestaubt – es glänzte makellos schwarz. Ein dicker, persischer Teppich lag im Raum und ließ nur an den Wänden entlang einen schmalen Streifen matt schimmernden Parketts sehen. In diesem Raum war außer dem Telephon nichts jünger als zwanzig oder dreißig Jahre. Die Aktenschränke aus Nussbaum, die Sessel, der schwere Schreibtisch – alles strahlte Gediegenheit, Vornehmheit, Zurückhaltung aus. Dadurch wirkte von Schuberts lebendige Höflichkeit fast lässig.
    »Was kann ich für Sie tun, meine Herren?«, fragte er lächelnd und lehnte sich in seinem Sessel etwas zurück. »Ein wenig Amtshilfe vielleicht?«
    »Na«, sagte Togotzes ziemlich trocken, »wir wüssten gerne, ob Sie uns ein bisschen über Herrn M’banga erzählen könnten.«
    Er reichte von Schubert ein Photo über den Schreibtisch. Der Staatssekretär nahm es und betrachtete es eine ganze Zeit lang.
    »Ermordet?«, fragte er schließlich, als er das Photo zurückgab.
    Schambacher nickte.
    »Kennen Sie ihn denn?«, fragte er.
    Von Schubert schüttelte den Kopf.
    »Kennen ist zu viel gesagt«, sagte er dann, »ich habe ihn wohl einmal gesehen, denke ich. Wir hatten da eine Gruppe ehemaliger Kolonialtruppen hier. In Erinnerung an glorreiche Zeiten«, sagte er lächelnd, »da habe ich ihn wohl auch begrüßt. Aber Sie wissen ja, wie das ist, für mich sieht ein Neger wie der andere aus.«
    »Für mich auch«, sagte Togotzes, »aber der hier ist eben tot. Und da ermitteln wir ohne Ansehen der Person.«
    »Verstehe ich vollkommen«, sagte von Schubert, »vor dem Gesetz sind alle gleich.«
    Er lächelte fein. Schambacher konnte nicht genau sagen, ob nicht ein kleiner Spott in diesem Lächeln lag. Das war wohl die Kunst der Diplomatie, dachte er.
    »Wieso ist M’banga nicht mit den anderen Askari zurückgeflogen?«, fragte er.
    Von Schubert zuckte mit den Schultern.
    »Er war irgendwann einfach verschwunden. Die Gruppe konnte aber nicht warten – wir hatten den Flug ja bestellt.«
    »Warum haben Sie das nicht bei der Polizei angezeigt?«, fragte Togotzes jetzt etwas erstaunt. »Er ist doch dann monatelang nicht aufgetaucht! Er hatte doch wohl nur eine befristete Aufenthaltsgenehmigung …«
    »Mein lieber Togotzes«, sagte von Schubert freundlich und nicht im Mindesten überheblich, »nach dem Schutzgebietsgesetz von vor dem Krieg sind manche Eingeborene Reichsbürgern gleichgestellt worden. Das gilt für die Einzelpersonen nach wie vor. M’banga brauchte kein Visum.«
    Schambacher war doppelt verblüfft. Einmal davon, dass von Schubert sich ihre Namen sofort gemerkt hatte, aber auch, dass M’banga kein Ausländer im eigentlichen Sinne war.
    »Sie sind gut informiert«, sagte Schambacher.
    Von Schubert sah ihn an.
    »Das ist mein Beruf«, antwortete er heiter. »War es das schon, meine Herren?«
    Togotzes sah in sein Notizbuch. Schambacher kannte das. Togotzes wusste genau, was er fragen wollte, aber er tat dann so, als suche er nach etwas. Das erhöhte die Spannung, war aber hier gar nicht nötig. Sie vernahmen ja keinen Verdächtigen. Macht der Gewohnheit, dachte Schambacher und unterdrückte ein Lächeln.
    »Wussten Sie, dass M’banga einen Rohdiamanten bei sich hatte?«, fragte Togotzes beiläufig, als er aufstand. »Sie wissen sicher nicht, wo er den her hatte?«
    Zu Schambachers großem Erstaunen veränderte sich von Schuberts Miene deutlich. Das Lächeln war verschwunden.
    »Ach«, fragte er mit einer gewissen Spannung,

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