Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
Vom Netzwerk:
»tatsächlich?«
    »Überrascht Sie das?«, hakte Schambacher sofort nach.
    Von Schubert hatte sich wieder gesetzt und machte eine Handbewegung, mit der er die beiden Kommissare bat, sich auch wieder zu setzen. Auf einmal war es still im Raum. Bis es an der Tür klopfte. Fräulein Behrens kam mit dem Kaffee. Schambacher beobachtete von Schubert genau, als das Tablett abgestellt und die Tassen gefüllt wurden. Es gab sogar Gebäck in einer kleinen Porzellanschale. Von Schubert aber dankte nur, war ganz Herr der alten Schule und bot schließlich, als Frau Behrens gegangen war, das Gebäck an. Dann lehnte er sich mit der Kaffeetasse zurück.
    »Ja und Nein«, antwortete er auf die Frage, die vor fünf Minuten gestellt worden war. In einer spontanen Bewegung beugte er sich vor und stellte die Tasse ab.
    »Meine Herren«, sagte er eindringlich und leise, »ich muss Sie bitten, über das, was ich Ihnen jetzt sage, strengstes Stillschweigen zu bewahren. Ich müsste Ihnen das alles nicht erzählen, Staatsgeheimnis und so weiter, aber schließlich ziehen wir preußischen Beamten ja alle an einem Strang, nicht wahr? Und ich will Ihnen gerne etwas weiterhelfen.«
    Jetzt lächelte er wieder. Schambacher und Togotzes wechselten einen Blick, der verriet, dass sie beide nicht so recht wussten, was das sollte.
    Sie murmelten eine Zustimmung.
    »Es ist das eine recht delikate Angelegenheit«, sagte von Schubert. »Die Sache ist die: Wir haben …«
    Togotzes unterbrach.
    »Entschuldigen Sie, Herr Staatssekretär, wer ist ›wir ‹ ?«
    Jetzt lächelte von Schubert wieder.
    »Die Reichsregierung«, sagte er mit dieser Spur selbstverständlicher Lässigkeit, die Schambacher nie haben würde, wie er etwas müde dachte.
    »Wir haben also«, fuhr von Schubert von der Unterbrechung unbeeindruckt fort, »auf … na, sagen wir: nicht ganz legalen Wegen und aus Quellen, die wir nicht nennen können, eine nicht unerhebliche Menge Rohdiamanten aus den alten Kolonien erhalten, die wir verständlicherweise nicht im Haushalt ausweisen möchten. Die Reparationen, verstehen Sie? Nach dem Dawesplan muss das Reich ja nur noch bis ins Jahr 1983 jährlich nur noch zwei Milliarden zahlen«, erklärte von Schubert jetzt mit unverhohlenem Sarkasmus. Er trank einen Schluck Kaffee.
    »Es gibt da in Deutsch-Südwest aber zum Glück immer noch ein paar loyale, mächtige Landsleute, die mit den neuen Herren in Afrika nicht zufrieden sind und die das Reich gerne ein wenig … na ja … unterstützen wollen. Diese Diamantenminen bei Lüderitz etwa – im Durcheinander bei der Übergabe an die Südafrikaner muss wohl ein Teil der Förderung verloren gegangen sein.«
    Von Schubert lächelte sie auf einmal verschwörerisch an, so, als sei ihm ein besonders ausgefuchster Schuljungenstreich gelungen.
    »Aha«, sagte Togotzes nachdenklich, »natürlich. M’banga war ja Aufseher in Kolmannskuppe. Die Askari haben die Diamanten also dann nach Deutschland gebracht, was?«
    Von Schubert nickte.
    »Nur M’banga. Die anderen sind reine Camouflage gewesen. Und das Askaridorf bei der Reichsausstellung war auch eher ein Potemkinsches als ein afrikanisches«, grinste von Schubert spitzbübisch. Schambacher verstand sein Vergnügen. Jeder anständige Deutsche hätte so gehandelt. Der Versailler Vertrag war einfach eine Schweinerei.
    »Handelt es sich um große Summen?«, fragte er nach.
    »Tut mir leid!« Von Schubert war die Liebenswürdigkeit in Person. »Ich darf Ihnen das nicht sagen.«
    »Is ja piepejal«, sagte Togotzes jetzt bewusst knorrig mit Berliner Schnauze, »aber was ist mit unserem Neger? Ist er Ihnen wirklich abgehauen? Und wie viel hat er dafür gekriegt, dass er die Diamanten nach Deutschland gebracht hat? Wird ja nicht ungefährlich gewesen sein.«
    Von Schubert hob elegant die Schultern.
    »Lieber Herr Togotzes, das weiß ich alles nicht. Ich habe nur die Rahmenbedingungen geschaffen. Unser Mann aus Südwest hat sich um die Details gekümmert.«
    »Ihr Mann aus Südwest?«, fragte Schambacher nach. »Wer ist das? Können wir mit ihm reden?«
    Von Schubert hob entschuldigend die Hände.
    »Ich habe ihn nie gesehen. Unsere Freunde in Lüderitz haben ihn für … delikate Unternehmungen empfohlen. Frontsoldat, so wie Sie beide, nicht wahr?«
    Er lächelte gewinnend. Schambacher überlegte, dass von Schubert die Front wahrscheinlich höchstens dann besucht hatte, als er mithalf, Lenin nach Russland zu schleusen. Das ist vielleicht das einzig Gute an dieser

Weitere Kostenlose Bücher