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Das Disney World Komplott

Titel: Das Disney World Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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trinken, auch 'n bißchen an den Touristen verdienen muß, sonst kann's die Miete nicht bezahlen.«
    »Und womit verdienst du heute deine Miete?«
    »Ich habe 'n Pilotenschein für die Zivilluftfahrt. Was sagst du dazu?«
    McCracken versuchte sein Entsetzen zu verbergen. Bei der Vorstellung, daß Crazy Harry ein Flugzeug voller Passagiere steuerte, stockte ihm das Blut in den Adern.
    »Keine Sorge, Captain.« Harry lächelte, als hätte er Blaines Gedanken gelesen. »Ich fliege keine Passagiere. Ich habe einen Exklusivvertrag bei Zantop Airlines.«
    »Ach so«, sagte Blaine.
    Zantop mochte ordnungsgemäß als Fluggesellschaft im Handelsregister stehen, aber die Fluglinie hatte noch nie einen einzigen Passagier befördert. Statt dessen betätigte sie sich als Nachfolgeorganisation der alten Air America, transportierte vom Luftwaffenstützpunkt Patrick auf Florida Drogen und Waffen in diverse Gegenden Mittel- und Südamerikas. Wieder einmal gab es wichtige Leute, deren Wohlwollen man gewinnen wollte. Manche Länder dieser Region waren Pulverfässer, die jeden Moment explodieren konnten, und wenn es knallte, wollten bestimmte Leute in den Vereinigten Staaten bestimmte Leute dort auf ihrer Seite haben. Schließlich lagen diese Länder, so lautete das Argument der alten Betonköpfe, wesentlich näher als Südostasien.
    »Es war 'n Glück für dich, daß ich heute keinen Flug hatte«, sagte Harry und nahm vom Dach seines Zigaretterthäuschens eine Marlboro. Er steckte sie sich zwischen die Lippen und schob sie vom einen in den anderen Mundwinkel. »Zu hören, daß du drüben bist, und abzufliegen, war für mich eins. War genau wie in den alten Zeiten, was, Captain?«
    »Ganz genau so, Harry.«
    »Wir haben die Sache gedeichselt, stimmt's? Hätte ich nicht mitgekriegt, daß du 'ne Kiste brauchst, die dich abholt, würdest du jetzt in Castros finsterstem Loch sitzen.«
    »Das kann man wohl sagen, Harry.«
    Lime fummelte an dem Zigarettenbauwerk, war sich wohl nicht sicher, wie er die Unterhaltung fortsetzen sollte. Er zappelte und wand sich auf dem Stuhl und drehte sich unvermittelt um, als hätte er vergessen, wo er war. Als es ihm wieder einfiel, entkrampfte er sich und lehnte sich zurück.
    »Hör mal, willst du was zu trinken? Ich hab' hier 'n Deckel.«
    »Erst sollten wir mal zur Sache kommen.«
    »Sicher.«
    »Im Hubschrauber hast du erwähnt, es sei etwas vorgefallen.«
    Harrys Miene blieb ausdruckslos. »So, habe ich …?«
    »Ja.«
    »Ich hätte die Klappe halten sollen. Ist ja mein Problem.«
    »Wir sind doch alte Kameraden. Also ist es auch mein Problem.«
    »Im Ernst?«
    »Ja, ganz im Ernst.«
    »Was habe ich dir eigentlich schon erzählt?« fragte Harry mit leicht zur Seite geneigtem Kopf.
    »Nichts weiter. Im Grunde genommen nur, daß etwas vorgefallen ist. Bei mir ist der Eindruck entstanden, du könntest meine Hilfe gebrauchen.«
    Lime schüttelte den Kopf und senkte den Blick; das Kinn sank ihm auf die Brust. Als er hochschaute, waren seine Augen feucht.
    »So was ist wahrhaftig 'ne Schande. Und einfach falsch. Was man da verbrochen hat.«
    »Wieso, was hat man denn getan? Was war falsch?«
    »Die Sache mit meinem Sohn«, antwortete Harry. »Mit Josh.«
    Blaine stutzte.
    »Er ist verschwunden. Sie haben ihn entführt.«
    Stumm hörte McCracken zu.
    »Allein ein Kind großzuziehen, ist echt 'ne schwierige Aufgabe. Maggie ist ja gestorben, bestimmt erinnerst du dich an sie. Du bist ja auf der Beerdigung gewesen.«
    »Beerdigung …«
    »Ja …«
    »Stimmt. Trauriger Tag.«
    »Das Schlimmste, was man erleben kann. Aber der Junge brauchte ja 'n Vater, deshalb bin ich dann doch drüber weggekommen. Zum Teufel, was soll man anderes machen, stimmt's, Captain? Man hält die Ohren steif. Man steht's durch und verwindet es, und das Leben geht weiter.«
    »Tja, mehr kann man nicht tun.«
    Ein Lächeln zuckte um Harrys Lippen, aber in seinen Augen standen immer noch Tränen. »Alle waren auf der Beerdigung, der ganze alte Haufen. Es war wieder wie damals in dem scheißverdammten Ton Sun Nyut. Ein regelrechtes Wiedersehenstreffen. Statt Key-West-Limettenkuchen hätte Khe Pan serviert werden können. Mann, wär's nicht so ein trübseliger Anlaß gewesen, hätten wir richtig ein Faß aufgemacht.«
    »Was ist denn nun mit dem Jungen passiert?« hakte Blaine nach.
    »Ein gescheites Kerlchen, das kann ich dir sagen, schlauer als sein armer, alter Vater.« Auf einmal flatterten Harrys Lider; abrupt sagte er: »Ich muß noch

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