Das Disney World Komplott
entsprechenden Datenbahnen angezapft und herausbekommen, wohin sie Harry gebracht hatten.
Nach zahlreichen vergeblichen Anrufen hatte er Harry das Fax mit der CLAIR-Formel geschickt. Jetzt flog er hin, um den Chip, auf dem sie gespeichert war, an sich zu bringen. Er hoffte, Harry war inzwischen wieder zu Hause.
Josh merkte, daß er eindöste, schrak plötzlich zusammen und hatte das untrügliche Gefühl, daß etwas Schreckliches passiert war. Er schaute nach rechts.
Die fette Frau neben ihm war eingenickt und schnarchte. Eines ihrer massigen Beine war unter Joshs Sitz gerutscht und der Fuß stemmte sich gegen den Rucksack. Joshua sah, daß sich ein dunkler Fleck im Stoff ausbreitete. Er wußte sofort, daß die zweite CLAIR-Ampulle zerbrochen war. Im nächsten Moment fingen die ersten Flugpassagiere an zu keuchen.
Josh sprang vom Sitz auf, um die anderen zu warnen, doch auch er bekam keine Luft mehr. Er konnte nur noch mitansehen, wie ihr Fleisch bleich wurde und schrumpfte und wie ihnen die Augen, indem rundum die Haut schrumpelte, aus dem Kopf quollen. Sie schrumpften einfach zusammen, geradeso wie die böse Hexe im Zauberer von Oz. Vor Joshs Augen sanken ihre Kleider auf entstellten, teils in den Mittelgang gekippten Überresten zusammen …
»Entschuldigen Sie …«
… während er sich wunderte, wieso er noch lebte. Er wünschte, er wäre schon tot …
»Entschuldigen Sie bitte …«
Mit einem Ruck fuhr Josh aus dem Halbschlaf hoch. Etwas preßte sich wie ein aufdringlicher Hund gegen seine Wade.
Seine Platznachbarin war aufgestanden und wollte vorbei. Josh zog die Beine an.
»Danke«, sagte sie, ohne ihm zuzulächeln.
Joshua sank zitternd zurück in den Sitz, der Alpdruck des Schlafes war noch ganz nahe bei ihm.
Kapitel 13
»Gleich da durch die Tür.«
»Vielen Dank«, sagte McCracken zu dem Wärter, der ihn im Hauptgebäude der New Yorker Stadtbibliothek auf der Zweiundvierzigsten Straße in ein Untergeschoß des in Richtung Bryant-Park gelegenen Archivanbaus geführt hatte. Gloria Rendine war die Assistentin des Kurators für Manuskript- und Buchraritäten. Als Blaine sie unter dem Vorwand anrief, er hätte vor, der Bibliothek eine ziemlich große Sammlung historischen Materials zu schenken, hatte sie höchst erfreut einen Termin mit ihm vereinbart. Blaine fragte sich, wie es ihr wohl gefallen würde, wenn ihr aufging, daß er statt in alten Schwarten in ihrer Vergangenheit stöberte.
McCracken trat ein und traf Gloria Rendine dabei an, wie sie Seite um Seite ein kostbar gebundenes Buch übergroßen Formats durchblätterte.
»Verzeihung.«
»Entschuldigen Sie«, antwortete die alte Frau leicht verdutzt. »Ich habe Sie nicht hereinkommen gehört. Sie sind bestimmt …« Sie blickte auf einen Zettel, der rechts neben ihr lag. »… Mr. McCracken.«
»Ganz richtig.«
»Nehmen Sie bitte Platz.«
Sie stand auf und bot Blaine den Stuhl vor ihrem Schreibtisch an. Über einem schlichten Kattunkleid trug sie eine leichte Jacke. Ihr silbriges Haar war zu einem Knoten hochgesteckt. Doch beim Nähertreten sah Blaine in ihren wachsamen Augen beharrliche Vitalität. Es hatte den Anschein, als hätten weder Alter noch Umwelteinflüsse ihrer Haut etwas anhaben können. Mit anderer Haarfarbe und neuer Frisur hätte sie ohne weiteres zwanzig Jahre jünger ausgesehen.
»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr wir Ihre Großzügigkeit zu schätzen wissen.«
Blaine näherte sich dem Schreibtisch, blieb jedoch stehen. »Leider hat sie ihren Preis. Eigentlich komme ich, müssen Sie wissen, weil ich etwas Ausgefallenes suche.«
Die Frau wirkte verwirrt. »Ich wüßte nicht, wie wir …«
»Genaugenommen suche ich eine Frau. Sie war jahrelang auf gewissen Gebieten überaus aktiv, bis sie sich auf einen ruhigeren Posten zurückgezogen hat. Man kannte sie früher unter dem Namen Gloria Wilkins-Tate.«
Welche Reaktion Blaine sich auch immer vorgestellt hatte, es erfolgte gar keine. Die Bibliothekarin befeuchtete sich nur mit der Zunge die Lippen und betrachtete ihn etwas eindringlicher.
»Was wollen Sie?« fragte sie unumwunden.
»Mich über bestimmte Aktivitäten informieren, die mit der Operation Offspring zusammenhängen.«
Gloria Rendine-Wilkins-Tates bisher beherrschte Miene entgleiste. Sie wollte zur Seite schauen, doch McCrackens fester Blick bohrte sich in ihre Augen und bannte sie wie die Schlange das Kaninchen.
»Ich muß wissen, worum es da ging«, drängte Blaine. »Was abgelaufen
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