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Das Disney World Komplott

Titel: Das Disney World Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Ampulle herausgeholt. Ihr Gegenstück hatte er jetzt bei sich.
    Aus der Endfassung der Citypassage-Konstruktionspläne wußte er, welcher Typ von Klimaanlagen-Kompressoren hier verwendet wurde, und hatte sich wochenlang ähnliche Modelle genau angesehen. Folglich brauchte er jetzt nur zu wiederholen, was er oft geübt hatte: Er öffnete eine 20 mal 20 cm große Klappe, schob den Arm hinein und kippte den Ampulleninhalt in die Luftumwälzung der Klimaanlage.
    Er hatte die leere Ampulle in die Tasche gesteckt und seine Aufmerksamkeit den Monitoren zugewandt; dann sich vorgestellt, wie CLAIR, jetzt in Gasform, mit der frisch gekühlten Luft durch das Röhrensystem wehte, sich bis zum x-ten Grad verdünnte und in der Einkaufspassage verbreitete. Vierzig Sekunden verstrichen, bevor die unbeabsichtigte Wirkung einsetzte.
    Josh sackte auf seinem Sitz zusammen und fing an zu zittern, während das Flugzeug durchstartete und von der Startbahn abhob. Die fette Frau neben ihm warf ihm einen Seitenblick zu und glotzte wieder in ihr Billigmagazin. Joshua versuchte sich zu beruhigen, aber die Erinnerung war noch zu deutlich und flößte ihm erneut Grauen ein.
    Das gleiche Grauen hatte ihn gepackt, als er in der dritten Etage des Ladenzentrums die ersten Menschen ins Torkeln geraten sah. Sie griffen sich an die Kehle, dann wurden sie von gräßlichen Krämpfen geschüttelt, als ob sie Marionetten an den Drähten eines betrunkenen Puppenspielers wären. Wellenförmig breitete das Verderben sich aus, Josh verfolgte an den Monitoren, wie es in der Einkaufspassage durch die Etagen nach unten um sich griff. In der zweiten und ersten Etage schafften es wohl ein paar, in Richtung der Ausgänge zu flüchten, aber der Tod holte sie unterwegs ein, und sie brachen mitten im Lauf zusammen.
    Josh hatte sich mit den Zähnen die Zunge aufgebissen. Aus Furcht, die eigene Kreation könnte ihn selbst das Leben kosten, hatte ihm der Atem gestockt. Er war aus dem Heizungskeller in den Korridor gestürzt.
    Als er ins Parkhaus rannte, begegnete er mehreren Personen. Er warnte sie nicht, wäre physisch gar nicht dazu in der Lage gewesen: Der Schrecken hatte ihm die Stimme geraubt, und er schaffte es nur mit Mühe, nach Atem zu japsen. Ihm war klar, daß die Menschen starben. Joshua wußte, daß er dafür die Verantwortung trug. Er war zum Mörder geworden.
    Und hätte er es jemandem zu erklären versucht, wäre er nicht verstanden worden. Nie hatte irgend jemand ihn verstanden, und jetzt ließen ihn seine verzweifelten Versuche, etwas daran zu ändern, endgültig zum Ausgestoßenen werden. Er war schon einen Häuserblock von der Citypassage entfernt, als er merkte, daß er seinen Rucksack verloren hatte.
    Weil er sich darüber im klaren gewesen war, daß er ihn nicht zurückholen konnte, war er in seine Studentenwohnung gegangen und hatte an Wichtigem in seinen anderen Rucksack gepackt, was hineinpaßte – der Rucksack, der jetzt unter seinem Sitz lag. Aber er wollte nicht mit der kompletten CLAIR-Formel erwischt werden, sei es in Schriftform oder auf Diskette.
    Doch eine Vernichtung der Formel hätte – zumindest für die absehbare Zukunft – ihren Verlust bedeutet. Also hatte er sie Harry Limes ewig papierlosem Faxgerät in Key West zugefaxt; er wußte, daß der Apparat sie im Speicher ablegen würde und er sie sich daraus jederzeit wiederbeschaffen konnte.
    Da keine Fahndung nach ihm ausgelöst worden war, fiel es ihm nicht schwer zu verschwinden. Seine Sorge, daß der Inhalt des in der Citypassage zurückgebliebenen Rucksacks auf seine Spur führen könnte, verflog in dem Moment, als ihm einfiel, daß auf keinem einzigen Gegenstand sein Name vermerkt war. Möglicherweise ermittelte man, daß er Student an der Universität Harvard war, auf alle Fälle jedoch hatte er, wenn schon nichts anderes, so doch Zeit gewonnen.
    Seine Kreditkarte hatte ein Bargeld-Depot von dreihundert Dollar. Allerdings ließen sich Geldautomaten von jemandem, der wußte, wie man die Magnetstreifen manipulierte, ohne weiteres überlisten. Für Josh war das eine der leichtesten Übungen. Er entlockte einem Geldautomaten in Cambridge dreitausend Dollar in Zwanzigdollarscheinen.
    Mit dem Geld hatte er die Zugfahrten nach New York und Philadelphia und die Hotelzimmer bezahlt, außerdem heute das Flugticket nach Miami. Er hatte die Hotelzimmer kein einziges Mal verlassen und die Tür ausschließlich für den Zimmerservice geöffnet. Wenn er gegessen und sonst nichts mehr zu tun

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