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Das Disney World Komplott

Titel: Das Disney World Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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ist.«
    Die alte Frau senkte den Blick auf das Buch, das noch aufgeklappt auf dem Schreibtisch lag, als könnte sie darin Zuflucht finden.
    »Ich glaube«, sagte Blaine, »in dem Wälzer steht nichts über die Operation Offspring. Vielleicht läßt sich darüber gar nichts Schriftliches finden.«
    »Ich könnte abstreiten, je davon gehört zu haben.«
    »Könnten Sie.«
    »Und selbst wenn ich je davon gehört haben sollte, Mr. McCracken, brauchte ich einen sehr guten Grund, um mit Unbefugten darüber diskutieren zu dürfen.«
    »Versuchen wir es als Grund einfach einmal mit einem alten Bekannten, Harry Lime.«
    Gloria Rendine bemühte sich um ein Pokerface, aber es war zu lange her, daß für sie eine Notwendigkeit dazu bestanden hatte – sie war außer Übung. »Und angenommen, ich kenne den Mann?«
    »Dann interessiert es Sie eventuell zu erfahren, daß er nicht mehr aufzutreiben ist, einfach von der Bildfläche verschwunden. Irgendwelche tüchtigen Leute haben sehr geschickt dafür gesorgt, daß alles völlig harmlos aussieht und bei den Behörden keinerlei Verdacht erregen wird.«
    »Dann darf ich wohl vermuten, daß Sie für keine Behörde arbeiten.«
    »Nicht im herkömmlichen Sinn, Ma'am. Manche Stellen wären wohl der Meinung, in gar keinem Sinn. Für mich geht es darum, daß Harry Lime mir neun- oder zehnmal das Leben gerettet hat, das letzte Mal erst vor zwei Tagen. Ich bin es ihm einfach schuldig, daß ich kläre, was ihm zugestoßen ist.«
    Die alte Frau seufzte. »Bedauerlicherweise kann ich Ihnen nicht im geringsten behilflich sein.«
    »In einer Washingtoner Datenbank werden Sie als Harry Limes Betreuerin genannt.« McCracken benutzte jeden Satz wie einen Dolch. »Möchten Sie, daß wir uns lieber über die Ergebnisse meiner Nachforschungen unterhalten? Zum Beispiel, daß Sie ebenfalls Betreuerin eines weiteren Dutzends Männer und Frauen gewesen sind. Das ist die Sammlung, die ich am Telefon erwähnt habe.«
    Die Tür zum Büro wurde geöffnet, und eine junge Frau kam herein und schob einen Bücherwagen vor sich her. Schüchtern lächelte sie Blaine zu und rollte den Wagen zu dem Schreibtisch auf der anderen Seite des Zimmers.
    »Es gibt einige spezielle Archive am Ende des Korridors«, sagte Gloria Rendine fast im Flüsterton. »Ich glaube, wir setzen unser Gespräch dort fort.«
    Krill benutzte nie den Haupteingang eines Gebäudes, am wenigsten bei hellem Tag. Im Schatten fühlte er sich wohler; die Schatten waren sein Element. Hintereingänge in engen Gassen oder entlegenen Winkeln entsprachen mehr seinem Geschmack. Die New Yorker Stadt-Bibliothek bot ihm keine solche Möglichkeit, aber es gab mehrere Türen an den Laderampen in der Einundvierzigsten Straße.
    Er schlich zu einem Zugang zwischen zwei abgestellten Lieferwagen, betrat den Bau und gelangte in einen düsteren Gang. Krill war froh, die schwarze Sonnenbrille, die im Tageslicht seine empfindlichen Augen gegen die Helligkeit beschirmte, absetzen zu können.
    Die Gläser verminderten die Probleme, die sein Äußeres ihm in der Öffentlichkeit verursachte. Zudem hatte er gelernt, die überlangen Arme an den Körper zu ziehen, die Lippen über den zerklüfteten Zahnreihen zusammenzupressen und gebeugt zu gehen, um seine tatsächliche Körpergröße zu kaschieren. Im allgemeinen erregte er damit nur selten Aufmerksamkeit, und wenn doch, stieß er auf Abscheu oder Mitleid. Die Blicke stellten lediglich klar, daß er eine Mißgeburt war, doch das wußte er auch ohne sie; nur wenige Menschen würdigten ihn eines zweiten Blicks.
    Und bei Erfüllung seiner heutigen Aufgabe drohte kaum eine Konfrontation mit Neugierigen. In Bibliotheken war das Licht meistens trübe und die Räume waren in einem höhlenähnlichen Labyrinth schmaler, langer Gänge zwischen hohen Regalen voller ordentlich aufgereihter Bücher. Noch günstiger war der Umstand, daß die Frau, der er hier einen Besuch abstatten sollte, ihre Räumlichkeiten im Kellergeschoß hatte. Das hieß, er brauchte sich keine Sorgen um Fenster zu machen.
    Krill hatte sich den Lageplan des unterirdischen Irrgartens aus Korridoren genau eingeprägt, der sich an der Rückseite des Bibliotheksgebäudes bis unter den Bryant-Park erstreckte. Er gelangte zu einer Tür mit der Beschriftung Manuskript- und Buchraritäten-Archiv. Langsam betrat er den Raum dahinter. An einem Schreibtisch war eine junge Frau mit der Katalogisierung von Büchern beschäftigt.
    »Verzeihen Sie«, sagte er so wohlklingend, wie

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