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Das Disney World Komplott

Titel: Das Disney World Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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während der Testphase nicht ebenso reagiert?
    »Verzeihung«, schnaufte eine übergewichtige Frau, die ihr Flugticket in der Hand hielt und den Blick auf den Fenstersitz neben Joshua richtete. »Ich muß auf diesen Platz.«
    Josh stand auf und stellte sich in den Mittelgang, um die Frau durchzulassen. Während sie sich durchzwängte, streifte ihr Schuh Joshuas Rucksack. Kurz stockte Josh das Herz. Als die Dicke endlich saß, nutzte er die Gelegenheit, um sich hinzukauern und einer Außentasche des Rucksacks ein Notizbuch zu entnehmen.
    In dem Notizbuch hatte er Eindrücke und analytische Überlegungen zu der Frage aufgeschrieben, was schiefgelaufen sein mochte. Vielleicht waren sie der Weg zu einer Antwort. Kein noch so angestrengtes Nachdenken jedoch konnte irgend etwas an einer längst offenkundigen Einsicht ändern: CLAIRs Fertigstellung war ihm wichtiger als seine Unbedenklichkeit gewesen.
    Zu selbstsicher war er vorgegangen, zu verbohrt hatte er bei der Konzipierung gehandelt, zu versessen nach Erfolg gegiert. Schließlich war ihm vorher nie etwas mißlungen. Der Sprung vom theoretischen Konzept zum Endpunkt hatte sich für Joshua Wolfe stets als reibungsloser Vorgang gestaltet. Weshalb also hätte er sich mit dem normalen Verfahren abgeben wollen, das vorschrieb, eine Forschungsstudie einzureichen und die Durchführung einer seitens der Universität abgesegneten Erprobung zu beantragen? Selbst wenn das Projekt genehmigt worden wäre, hätte es bis dahin Jahre gedauert. Die Bürokratie blieb immer bei ihrem Schneckentempo. Ehe sie zu einer Entscheidung gelangte, hatte Joshua sich gedacht, konnte die Luftverschmutzung den gesamten Planeten verpestet haben.
    Er hatte nichts anderes als eine höchst erstaunliche Leistung vollbringen und den Wert seiner verdienstvollen Entdeckung unwiderleglich beweisen wollen. Es wollte seine eigene Studie durchführen, Beweise sammeln und die Ergebnisse als Bestandteil eines offiziellen Papiers sämtlichen Medien gleichzeitig zugänglich machen.
    Die Idee dazu hatte Josh schon vor Jahren gehabt, nachdem er im Labor eine umfassende Untersuchung eines künstlichen Enzyms vorgenommen hatte, das den Zusammenhalt von Öl im Molekularbereich zersetzte. Der Gebrauch dieses Enzyms hatte zu wesentlichen Fortschritten bei der Bekämpfung von Ölpestfällen geführt und in der Nordsee ebenso wie vor Alaska bei Ölkatastrophen ungezählte Tierleben gerettet; folglich hatte er sich gefragt, ob man das gleiche Prinzip nicht gegen Luftverschmutzung und Wasserverunreinigung anwenden könne.
    Als erstes hatte Josh sich dem Problem der Luftverschmutzung zugewandt.
    Viel Zeit war bis zu seiner Entdeckung verstrichen; die dafür notwendige Arbeit hatte er neben seinem normalen Studium gemacht. Er stand wie unter einem Bann, alles andere war ihm gleichgültig gewesen. Ihm wurde selbst nie klar, warum er so mühelos sämtliche Kurse absolvierte, ohne sich überhaupt für sie zu interessieren.
    Die ganze Wahrheit, die dem Unheil zugrunde lag, war schlichtweg: Josh hatte, als er fertig war, nicht warten können. Er wollte CLAIR erproben, sich Gewißheit verschaffen, er wollte … Erfolg.
    Er wäre zu gern ein Held geworden. Und es hätte ihm gelingen können, wäre es in der Citypassage richtig gelaufen, wäre alles gutgegangen …
    Joshua hatte unbeschränkten Zugang zu den modernsten Laboratorien des wissenschaftlichen Forschungsinstituts in Harvard gehabt. Und im Sommersemester waren die Wartezeiten bei den begehrtesten Materialien erheblich kürzer. Am Ende des zweiten Semesters hatte Josh sich ausschließlich auf die abschließenden Tests und die Herstellung des angestrebten Organismus konzentriert. Und als CLAIR sich bei allen Labortests bestens bewährte, hatte er nicht der Versuchung widerstehen können, in der Citypassage von Cambridge die Eigenschaften des Organismus einer größeren Erprobung zu unterziehen.
    Zunächst hatte alles tadellos geklappt. Er hatte den diensthabenden Hausmeister aus dem Heizungskeller gelockt, indem er ihm eine fingierte Textnachricht aufs Digitaldisplay seines Piepers schickte: ›Sie werden im dritten Stock gebraucht. Bitte kommen.‹
    Der Mann war sofort gegangen. Ein Metallstück, das Josh, als der Mann das letzte Mal in den Heizungskeller kam, zwischen Tür und Türrahmen geklemmt hatte, ließ das Schloß nicht richtig einrasten. Als erstes hatte Joshua sämtliche Überwachungsmonitore aktiviert. Dann hatte er seinen Rucksack auf den Tisch gestellt und eine

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