Das Disney World Komplott
Fuchs ihr ausgehändigt hatte, in den dafür bestimmten Schlitz. Die Tür öffnete sich. »Je früher, desto besser. Morgen nacht.«
»Dann hätte ich einen Tag im Labor.«
»Ja.«
»Den brauche ich unbedingt.«
»Wieso?«
»Zur Sicherheit«, lautete Joshuas Antwort.
Alan Killebrew war damit beschäftigt, nochmals die erarbeiteten Daten zu überprüfen und Tests zu wiederholen, um seine anfänglichen Feststellungen zu verifizieren und eventuell neue Beobachtungen zu machen, die sein Verständnis des Organismus CLAIR vervollständigen konnten.
Weil die Citypassage von Cambridge nach der Katastrophe als ungefährlich eingestuft werden konnte, war allgemein davon ausgegangen worden, daß CLAIR – wie jeder Parasit – nach Ableben der Wirte gleichfalls abgestorben sein mußte. Jetzt jedoch verwiesen alle Anzeichen darauf, daß er statt dessen in einen schlafenden Zustand übergewechselt war; ohne Nahrung hatte er sich in einen zeitlich unbegrenzten Winterschlaf zurückgezogen, aus dem Killebrew ihn unbeabsichtigt geweckt hatte.
Killebrew rollte zur Computerkonsole und lud erneut das Programm. Er hatte Moleküle des Organismus durch Übereinanderlagern verglichen, um zu klären, ob sie, obwohl sie aus verschiedenen Körperzonen stammten, die gleiche Form hatten. Nun hörte er die letzten Worte seines Diktats ab.
»Abgesehen von minimalen Abweichungen an den Rändern, die durch herkömmlichen Gewebeverfall erklärbar sein dürften, scheinen die Moleküle in jeder Beziehung gänzlich gleichartig beschaffen …«
Ihm hatte es die Sprache verschlagen, als eines der Moleküle auf dem Bildschirm begonnen hatte, sich zu teilen. Es war weit über den Umfang des überlagernden Exemplars hinaus gewuchert. An diesem Punkt hatte er die Bildfläche wieder halbiert.
Das Molekül in der rechten Hälfte, das er aus den arteriosklerotischen Extremitäten des Opfers gewonnen hatte, war vor seinen Augen unablässig weitergewachsen; es war Teil eines Stücks Gewebe gewesen, das er mit dem erhitzten elektrischen Skalpell abgetrennt und versehentlich, weil er das Werkzeug liegengelassen hatte, in der Schale hatte schmoren lassen.
Sein nächster Schritt bestand darin, die Temperatur der restlichen Gewebeprobe zu messen. Sie betrug nur noch 39°, war also schon erheblich gesunken. Weil die anderen entnommenen Proben dem heißen Skalpell für eine weit kürzere Zeitspanne ausgesetzt gewesen waren, lag ihre Temperatur deutlich unter diesem Wert. Bei 35° C zeigte der Organismus keinerlei Zeichen der Wiederbelebung. In Zehntelgradstufen erhöhte Killebrew die Temperatur. Es trat kein neues Wachstum unter einer Temperatur von 36,9° auf, einem Wert, der die durchschnittliche menschliche Körpertemperatur nur um 0,1° überstieg. Bei höherer Wärme erwachte CLAIR zu neuem Leben und entfaltete mit erschreckender Schnelligkeit wiedererwecktes Wachstum, das sogar anhielt, als die Temperatur unter die festgestellte Schwelle zurücksank.
Der Schlüssel war … die Körpertemperatur!
Bei der Transformation zur Anpassung an den menschlichen Körper hatte CLAIR einen Weg gefunden, auch dann weiterzuleben, wenn sein Wirt tot war. Nach dem Tod sank die Körpertemperatur fast augenblicklich. Um nicht zu verhungern, hatte CLAIR die Fähigkeit entwickelt, bei Wärmeverlust in einen schlafenden Zustand überzugehen, in dem der Organismus dann auf eine Erwärmung und die Gelegenheit zu weiterer Nahrungsaufnahme warten konnte. Der Organismus wußte nicht, daß so etwas bei Toten unter normalen Verhältnissen ausblieb. Bar jeder Kreativität hatte er rein logisch reagiert.
Genau wie es einer Maschine entsprach, dachte Killebrew. Während er auf dem Monitor noch einmal den Zellteilungsvorgang mitansah, nahm er das Diktat wieder auf.
»… Mittlerweile hat sich bestätigt, daß der durch das erhitzte Skalpell verursachte Temperaturanstieg in der Gewebeprobe den Organismus in den aktiven Zustand zurückversetzt hat. Wahrscheinlich fällt der Organismus in den schlafenden Zustand, wenn der Wirtstoffwechsel zum Erliegen kommt.
Daraus leite ich die Dr. Lyles erster Annahme widersprechende Theorie ab, daß CLAIRs bei Temperaturen oberhalb von 36,9 Grad Celsius auftretender Verstoß gegen die Originalprogrammierung nicht aus einem Kontakt mit in den Schleimhäuten der Nase und des Munds enthaltenen Aminosäuren resultiert. Vielmehr ist er höchstwahrscheinlich die Folge eines Kontakts mit einem Protein, den der Organismus in den oberen Hautschichten
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