Das Disney World Komplott
verfolgt zu werden.«
Josh erinnerte sich an den Traum, den er auf dem Flug von Philadelphia nach Miami gehabt hatte, in dem CLAIR alle Passagiere getötet hatte und er das tatenlos hatte mitansehen müssen.
»Welches sind Ihre Geister?« fragte er Haslanger.
»Verraten Sie mir, was Sie glauben.«
»Sie haben einen deutschen Akzent und sind wahrscheinlich über siebzig, also denke ich mir, daß Sie schon für die Nazis tätig gewesen sind.«
»Sehr gut überlegt, aber damit haben meine Geister wenig zu tun, junger Mann. Sie sind erst später gekommen, weil niemand dazu imstande gewesen ist, mir so zu helfen, wie ich nun Ihnen helfen möchte. Der Erfolgsdruck war enorm, aber meine Intelligenz und die Theorie überstiegen die Grenzen der verfügbaren Technik.«
Haslanger ließ einen stolzen Blick durchs Labor schweifen und merkte mit Genugtuung, daß der Junge ihn dabei beobachtete. »Hätten mir von Anfang an solche Arbeitsmöglichkeiten zur Verfügung gestanden, gäbe es heute keine Geister.«
Josh zuckte die Achseln. »Für mich ist der Anfang auch schon vorbei.«
»Noch ist die Lage zu retten, junger Mann. Die Geister lassen sich bannen. Lassen Sie zu, daß wir … daß ich Ihnen helfe, und Sie werden …«
»Ich weiß, was mit CLAIR nicht stimmt«, sagte Josh unvermittelt und unterbrach damit Haslangers Worte. »Denn ich weiß, wie ich es einrichten kann, daß der Organismus die Stickstoff-Sauerstoff-Verbindung der Moleküle präziser differenziert, daß er zwischen Sulfaten und Nitraten auf der einen und menschlichem Blut auf der anderen Seite unterscheidet. Wenn Sie mir helfen wollen, dann lassen Sie mich das tun. Hier in diesen Labors.«
»Selbstverständlich muß ich erst Colonel Fuchs' Genehmigung einholen.«
»Machen Sie ihm klar, daß Sie andernfalls keine Unterstützung von mir erwarten können. Das gilt auch für die Herausgabe der Originalformel. Dann verabschiede ich mich und stelle mich lieber den Konsequenzen und den Geistern.«
»Ich bin ganz sicher, daß er seine Einwilligung erteilt. Ihm ist genausoviel wie mir daran gelegen, daß Sie bei uns bleiben.«
Haslanger sah, wie sich die Haltung des Jungen verkrampfte, er fast mit Tränen rang. Er widerstand der Versuchung, ihn in den Arm zu nehmen. Statt dessen senkte er die Stimme. »Wir wissen beide, daß Sie für Ihre wundervollen Talente und Fähigkeiten Ihr ganzes bisheriges Leben lang immer nur bestraft worden sind. Sie sind ein Ausgestoßener gewesen, so wie es schon vielen ergangen ist, die allen anderen haushoch überlegen waren. Aber bei Gruppe Sechs haben Sie keine derartigen Probleme. Hier können Sie ein Zuhause finden. Sie dürfen sein, wer und was Sie sind, und Ihren Beitrag dazu leisten, die Zukunft dieses Landes und des gesamten Planeten zu erhalten.«
Dr. Lyle kam herein. Haslanger glaubte zu bemerken, daß der Gesichtsausdruck des Jungen sanfter wurde, als die Frau das Labor betrat.
»Ich hoffe, ich störe nicht.«
»Nein, überhaupt nicht«, versicherte Haslanger und versuchte, seine Erregung zu verheimlichen.
»Colonel Fuchs hat mich gebeten, unserem Gast seine Unterkunft zu zeigen, sobald Sie mit der Führung fertig sind.«
»Ich glaube, fürs erste hat er genug gesehen.«
»Ich möchte gleich morgen mit der Arbeit anfangen, Doktor«, sagte Joshua Wolfe in ernstem Ton. »Als allererstes.«
»Darüber spreche ich gleich mit dem Colonel.«
Haslanger begleitete die beiden auf den Flur hinaus und entfernte sich dann in entgegengesetzter Richtung.
»Mit was möchtest du anfangen?« fragte Susan, sobald sich der Doktor außer Hörweite befand.
»Mit der Arbeit an CLAIR«, gab Josh zur Antwort.
Susan beschloß, darüber keine Diskussion anzufangen. »Es dauert fünf Minuten, bis wir bei deiner Unterkunft sind. Mehr Zeit haben wir nicht, um miteinander zu sprechen. Die Wohnräume hier werden mit Sicherheit alle abgehört.«
Langsam gingen sie den Flur hinab.
»Ich muß dir etwas sagen, weiß aber nicht genau wie … Über deinen Freund. Über Harry.«
Joshuas Blick bohrte sich in ihre Augen.
»Ich bin jemandem begegnet, einem Bekannten Harrys. Die Spur, die er auf der Suche nach Harry verfolgte, hat ihn in deine Studentenbude an der Harvard-Universität geführt … Zur gleichen Zeit, als ich dort war.«
»Was für eine Spur?«
»Limes Spur. Harry dachte, dir wäre etwas zugestoßen, deshalb hat er seinen Bekannten um Hilfe gebeten.«
»Das ist typisch Harry«, meinte Josh mit schwachem Lächeln.
»Dann
Weitere Kostenlose Bücher