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Das Disney World Komplott

Titel: Das Disney World Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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gab es noch einen Vorfall … Die Daten sind etwas rätselhaft, aber auf alle Fälle ist klar, daß Ihre Blendwaffe noch erheblich überarbeitet werden muß.«
    Unwillkürlich fragte sich Haslanger, ob der Junge ihn zum Narren hielt. Schließlich enthielten die Datenbanken nichts über das verheerende Resultat des letzten Versuchs. Das konnte nur bedeuten, daß Wolfe, so wie im Fall GL-12, allein durch Analyse des vorhandenen Datenmaterials den Rückschluß gezogen hatte, daß etwas schiefgegangen sein mußte. Haslanger bemühte sich sehr, sich nichts von seinen Gedanken und Gefühlen anmerken zu lassen. Er ersparte sich die Mühe, Joshua Wolfes Schlußfolgerungen abzustreiten. Statt dessen verlegte er sich angesichts des peinlichen Themas auf eine andere Argumentation.
    »In der Wissenschaft, junger Mann, gehen das Entdecken und der Fortschritt oft nur unter heftigen Geburtswehen voran. Sie sind nur um einen Preis zu erlangen, den wir als Forscher zu zahlen bereit sein müssen. Wir testen und analysieren, aber das einzig wahre, wirklich verläßliche Testgelände ist die Realität. Fehlschläge schließen den Erfolg keineswegs aus, er wird nur aufgeschoben. Wir müssen mit Fehlschlägen leben und den manchmal hohen Preis, der uns abgefordert wird, als normalen Begleiter auf dem Wege zu neuen Entdeckungen verstehen.«
    »Aber alles, womit Sie sich hier abgeben, hat mit Krieg zu tun, nicht mit Wissenschaft.«
    »Ich ziehe die Auslegung vor, daß unser Wirken auf das Überleben abzielt. Wie denken Sie über die Abschreckungsstrategie, junger Mann?«
    »Sie hat einen dritten Weltkrieg verhindert.«
    »Warum?«
    »Weil beide Supermächte befürchteten, durch die gewaltigen Atomwaffenarsenale der Gegenseite vollkommen vernichtet zu werden.«
    Haslanger nickte. »Tja, und genau diese Atomwaffenarsenale sind heute wegen ihrer Overkillkapazität ineffizient geworden. Tausend Atomsprengköpfe sind ein unpraktisches Mittel gegen einen Staat, eine Terroristengruppe oder einen Irren mit einer einzigen Atomwaffe. Ich vermute, daß um die Jahrtausendwende Dutzende von Ländern über Nuklearwaffen verfügen werden – entweder zum eigenen Gebrauch oder um damit auf dem Waffenmarkt Handel zu treiben.«
    »Dagegen können aber Laser, Schlafgas und Metallfolie auch nicht viel ausrichten.«
    »Genau meine Meinung. Wir brauchen etwas anderes, etwas … Neues.«
    Der Gesichtsausdruck des Jungen änderte sich; er wirkte plötzlich unsicher. »CLAIR sollte keine Menschen töten, sondern sie vor einer Gefahr schützen.«
    »Und was ist bei der einzigen Anwendung geschehen?« hielt Haslanger, die Gelegenheit nutzend, ihm vor.
    »Das wissen Sie doch genausogut wie ich.«
    »Und soll das alles umsonst gewesen sein? Für nichts? Wollen Sie sich damit abfinden?«
    »Haben Sie sich mit dem Tod der vielen Menschen in der bosnischen Ortschaft abgefunden?«
    »Mein Versuch hatte zum Ziel, sie zu schützen, junger Mann.« Für einen kurzen Augenblick schwieg Haslanger. »So wie Sie die Absicht hatten, die Leute in dem Einkaufszentrum vor der Umweltverschmutzung zu schützen.«
    Haslanger verstummte. Weiter wollte er nicht gehen. Die Wahrheit lautete, daß die Kenntnisse des Jungen auf dem Gebiet der Nanotechnologie und seine Erarbeitung der ersten wirklich funktionierenden organischen Maschine eine Tragweite erreicht hatten, die wesentlich über CLAIR hinausging. Eine völlig neue Generation von Waffen, die Mittel zur weltweiten Hegemonie und Einflußnahme, zeichneten sich am Horizont ab.
    Das Potential war unbegrenzt. CLAIR verkörperte, als ein Zufallsprodukt, nur den Anfang. Doch was Joshua Wolfe während kommender Jahre in Gruppe-Sechs-Laboratorien leisten könnte …
    »Aber es hat sie nicht geschützt«, sagte der Junge plötzlich. »Es hat sie umgebracht.«
    Haslanger verlieh seiner Stimme den bislang strengsten Tonfall. »Für mich zählen die Absichten und ausschließlich die letztendlichen Ergebnisse, die aus den Absichten resultieren. Alles andere kann man als überflüssige Beiläufigkeiten und Nebensächlichkeiten bewerten, über die nachzugrübeln der Durchschnittsmensch sein Leben vergeudet.
    Der Außergewöhnliche verschreibt sich ganz dem Großen, das er erstrebt. Ihm ist alles einerlei außer dem, was er will und was er zum Schluß erreicht. Andernfalls geht man nämlich das Risiko ein« – den letzten Satz fügte er hinzu, obwohl er wußte, daß er damit zuviel von sich selbst preisgab – »sein Leben lang von Geistern

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