Das Doppelbett
auf das grüne Grundstück des Nachbarn. Dort hängte die Türkin Wäsche auf. Sie stand der Sonne (und mir) zugewandt, mit erhobenen Armen gleichsam die Götter anrufend.
Also: ein junges, türkisches (bulgarisches? jugoslawisches?) Paar hat die Villa den Sommer über gemietet. Beide sind sehr groß, wirken schüchtern und reserviert, man kann fast sagen, redlich. Sie habe ich ein paarmal nackt im Obergeschoß (ihrem) gesehen. Ihre Brüste stehen beinah unnatürlich vor und wirken fest wie ein Kohlkopf, der knirscht, wenn man ihn anfaßt. Und dann ist da der Mann, er sieht einem gewissen Schauspieler nicht unähnlich. Er kommt mittags nach Hause, und gestern (Mittwoch) waren sie zusammen nach dem Essen im Hängesofa.
Aus irgendeinem Grunde (ich weiß schon, warum) lag ich im Gras neben meinen drei Stachelbeersträuchern am Zaun unweit ihres grellblumigen Gartenmöbels, das nur zur Hälfte hinter wilden Blumen und Grün verborgen ist. Ich arbeitete eigentlich, suchte nach Worten, die mich in Gang kommen lassen könnten mit einer Art Sexnovelle. Worte: ausstoßen (stieß aus, ausgestoßen), Verschluß (Mundstück, Dreckstück), Schmarting... Glasaal, Vase... Mannloch (Glück, Leck), Matscher, Maus, Moment... Ich dachte auch an die Sofiamädchen, oder vielleicht waren es die Idlamädchen, wie sie sich nach ihren Bällen recken, sich dehnen, wie sich die Brüste bewegen, die Trikots zwischen den Beinen einschneiden und eine kleine Falte im Spalt bilden.
Und dann der Umkleideraum, wo sie sich aus- und anzie-hen (ein zusammengeknautschter Schlüpfer hier, ein ausgebreiteter dort), wie sie sich gegenseitig berühren, ein Hintern, der im Luftzug einer Schranktür erschauert, eine Brust, die von einem Witz eine Gänsehaut bekommt, eine Hand, die streichelt, ein Kopf, der sich in einer Woge von Haar über ein Knie beugt, eine kleine Wunde, ein Riß! Kleine Beinchen und Hinterchen, nein, rein in die Dusche, alle auf einmal!
Plötzlich prustet es, als würde eine Tür pneumatisch geschlossen. Die Türkin hat sich in das Hängesofa gesetzt. Sie sah sich um, kein Mensch im ganzen Viertel war sichtbar. Mich entdeckte sie nicht.
»Ye...tjack, tjuck, yee...«
»Kabaa...«
Ich sah die Schenkel, den Bauch und die Brust des Mannes, der (zögernd?) in weißen Leinenhosen, die knapp auf den Hüften saßen, vor dem Sofa stand. Er hielt die Hände aneinander gedrückt.
»Mä kee...segar, segaar? « murmelte die Frau halb liegend und ihren blonden Kopf in die weiche Hand stützend.
Langsam zog der Mann etwas aus der Tasche, einer geradegeschnittenen Tasche an der Hüfte. Es war etwas Blankes, eine kleine, runde Dose, eine Fahrradklingel?
Die Frau richtete sich plötzlich auf, und die Schaukel begann zu schwingen (und die Margeriten und eine blaue, ganz auf geblühte Blume auch).
»Mä kee? Mä kee?«
Der Mann streckte die Hand mit gespreizten Fingern gegen ihre Stirn, im gleichen Augenblick sank sie zurück und verschwand ganz und gar hinter der Rückenlehne mit dem Muster von kleinen, roten Blumen. Er hielt die kleine Dose in der einen Hand, mit der anderen knöpfte er den Hosenschlitz auf und zog seinen Ständer heraus. Er war groß und ragte mit merkwürdig heller Haut hervor.
Jetzt guckte das nackte, glatte Knie der Frau wie ein Stopfpilz über das Sofa. Wollte sie den Mann damit stoppen? Sie bog den Schenkel zur Seite. Der Mann hielt die Stange mit der Hand, und zuerst langsam, dann schneller, zog er die Vorhaut zurück.
Erneut sah ich den Schenkel der Frau, wieder bog sie ihn zur Seite.
»Segaar...serake...«
Ich muß Türkisch (Bulgarisch, Jugoslawisch) lernen, damit ich die Zunge rasseln lassen kann, knallen, kollern, eine Frau küssen kann, die von Worten überschwappt, ein Weib mit türkischen Brüsten und türkischen Schenkeln!
Was geschah? Der Mann fiel lang über die Frau, und die ganze Schaukel schien, bumsend und mit singenden Stangen, vom Wind hochgedrückt zu werden, höflich gesagt.
»Ma ma marake, Tjuck! Y mi so, mi so, mi hara...«
»Saraa. Segar!«
»No!«
Hämmernd gegen die See stampfend, nein...sagen wir lieber: Ein helles und körniges Bein (sehr weich, sehr feine Linien, sehr gut) ragte über die Sofakante, der abgestoßenen Kante, die in der Sonne brannte, ein Fuß mit gespreizten Zehen... ihr Haar, sein gekrümmter Rücken mit dem gestrafften Hemd...
»Ma ma...«
»No!«
Ich stand auf, nein, blieb liegen, steckte mir eine Beere in den Mund. Eine Stachelbeere war es auf jeden Fall nicht.
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