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Das Doppelbett

Das Doppelbett

Titel: Das Doppelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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folgte ihm und sammelte die Streichhölzer auf, nachdem sie verlöscht waren. Zuletzt standen sie in einem kleinen, eigenartigen Raum, der einem altmodischen Kontor glich.
    In einer Ecke des Raums stand ein Geldschrank mit ein paar Zinnsoldaten drauf. Nachdenklich machte Julias Vater sich bereit. Er ließ die Zinnsoldaten in eine seiner geräumigen Taschen gleiten. Er untersuchte den Schrank sorgfältig. Er begann dabei ein gesellschaftskritisches Offenbach-Thema zu summen.
    Julias Vater war kein Freund großer Worte.
    »Hau ab!« sagte er aber doch zu seiner Tochter, als er selbst abhaute und der Knall kam.
    Sie machten Durchzug und gingen dann zum Schrank, dessen Tür aufgesprungen war und jetzt schief und krumm an einem Beschlag hing, der außerdem ernstlich ramponiert war.
    »Verflucht«, sagte Julias Vater und wurde anschließend ein ehrbarer Mann, der in die Gesellschaftsredaktion des Fernsehens kam. Im Schrank gab es nur etwas Kleingeld und außerdem einen diebischen Doktor im weißen Rock mit einem betäubten Zug im Gesicht.
    Allein gelassen, beschloß Julia den Versuch zu machen, ein wenig Gutes zu tun. Stark wie alle schwedischen Mädchen, warf sie sich den Doktor über die Schulter und trug ihn unter die Insektendusche, wo sie den Hahn ganz öffnete. Ihr Körper wurde unter den nassen Kleidern herausmodelliert. Der Doktor sah verwirrt hoch.
    »Die Tür schloß sich«, sagte er vollständig unnötig. »Wir müssen uns abtrocknen«, sagte er dann etwas nachdrücklicher, mit der teilweise zurückgewonnenen Autorität eines Arztes. »Unsere Kleider«, sagte er, »alles Wasser!«
    Sie gingen durch einen Raum mit weißen Mäusen, und der Doktor wurde ziemlich ängstlich, aber dann kamen sie in einen Konferenzraum mit einem Kamin, in dem noch ein schwaches Feuer brannte, und ein Plattenwagen voller weißer Mäntel und Mundschützer stand da. Mitten im Raum standen einige teure, aber vollkommen belanglose Möbel und in einer Ecke eine wespenfarbene Ottomane.
    Auf dem Konferenztisch waren die Spuren von hastigen, nachlässigen, schüchternen, hektischen und empörten Liebesszenen zu sehen: einige Flecke, der Abdruck eines Knies, einige Kratzer. Julia notierte all dieses unberührt, zerstreut, als wenn sie nicht anwesend wäre. Statt dessen beschäftigte sie sich um so intensiver damit, den diebischen Doktor auszuziehen, der gerade einen Ohnmachtsanfall bekommen hatte.
    Es verblüffte sie, daß sie ihn verstand, obwohl er nicht schwedisch sprach, sondern auf spanisch sagte: »Die Tür schloß sich, wir müssen uns abtrocknen.« Später gab er zu, daß er Spanier sei, meinte aber, daß das, was er spräche, Schwedisch wäre, aber mit spanischem Akzent.
    »Heilige Jungfrau von Saragossa«, murmelte er, als er wieder die Augen aufschlug und mit dem Kopf in Julias Schoß lag, während sie auf dem wespenfarbenen Sofa lag und sein kurzes, schwarzes Haar mit ihrem langen, mondscheinblonden, bloß unbedeutend trockneren abtrocknete.
    »Kraaak«, sagte es gleich darauf. Julia hatte auf den Pinsel des spanischen Doktors einen Mundschutz gesetzt, und der spaltete sich in einem Lächeln, das keine Jungfrau wieder in den nötigen Ernst und die nötige Ordnung verwandeln konnte.
    Vorsichtig beugte sich Julia über den verlegenen Arzt und küßte seine Unterlippe, zog sie zwischen ihre Lippen, knetete sie ruhig und taktisch hin und her und fand zuletzt, daß er die Angelegenheit ernst nehmen wollte.
    Während er sie neben sich auf die Ottomane zog, liebkoste sie seine Rückenmuskulatur abwechselnd kühl und aufreizend, und er schüttelte sich wie eine Pinie im Wind oder ein Apfelsinenbaum.
    »Wie heißt du?« murmelte sie.
    »Antonio«, sagte er, »nein, Frederico, übrigens nein, Francisco…«
    Er war es gewohnt, bei seinen skandinavischen Liebesverhältnissen falsche Namen anzugeben, aber in ihrer klarsichtigen Art hatte das schwedische Mädchen sofort begriffen, daß der erste Name, als seine Verblüffung noch nicht verflogen war, sein richtiger sei.
    »Antonio«, flüsterte sie.
    So grausam ertappt, verlor er augenblicklich seine Erektion und warf ihr einen bitteren, frostigen Blick zu.
    »Wir haben Zeit«, sagte Julia.
    »Ich nicht«, antwortete er geheimnisvoll. »Beim heiligen Raúl von Ibiza Norte, die habe ich nicht.«
    Sie nahm das nicht zur Kenntnis, sondern rollte ihn auf den Rücken und berührte mit der Zungenspitze seine Weichen. Sie kroch über ihm zusammen wie ein Gürteltier und begann ihn, gewissermaßen

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