Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Doppelbett

Das Doppelbett

Titel: Das Doppelbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
sich schlängelnden Wegen in der Dämmerung, die funkelte, nach Hause ging, fand sie, Julia, Donners älteste Tochter, daß etwas mit ihr geschehen war.
    Antonio, der natürlich kein Arzt, sondern ein als Arzt verkleideter politischer Spion war, verschwand schnell wie ein gejagtes Wiesel in Richtung Harsfjärden, wo ein U-Boot wartete.
    »Ich rufe mal an«, hatte er in seiner internationalen Art gesagt.
    Als Julia zu Bett ging, war in ihrer Gesellschaft der Abschnittspolizist, den sie vor der Tür aufgelesen hatte.
    »Johander«, sagte sie. »Finden Sie, daß es etwas Seltsames ist, wenn die Frau die Initiative ergreift?«
    »Alles mögliche«, antwortete Johander dumpf und hatte den Mund voller Mausehaar. »Die Liebe ist ja ein Machtspiel, Fräulein Donner.«
    Und daran erkannte Rut-Julia Andersson-Karlsson-Donner (und im Licht derselben Dämmerung an anderen Stellen viele tausend andere Menschen), daß in Schweden eine Naturrevolution vonnöten wäre und daß Schweden gerechterweise in aller Zukunft von der liebenden Klasse regiert werden müsse.

LARS ARDELIUS
    Brief an meinen Verleger

    M ein lieber Freund,
    Du willst für Deine Anthologien eine neue Novelle haben mit Sex und Porno, und das schnell wie der Blitz, also wie das nimmt mir alle Freude. Sonst bin ich nämlich glücklich: zwei Kinder, Auto (zweisitzig), großartige (pompöse) Villa in Äppelviken, und eine Frau, die mich liebt, die nachts in mein Zimmer schleicht und sich auf die Stuhlkante setzt, bloß um mich anzusehen, wie ich da im Bett liege und filze.
    Das heißt, ich bin zufälligerweise allein. Die Familie hat sich in die Natur begeben, ist vorausgefahren. Und alle anderen auch. Es gibt auf dem ganzen Mardväg nicht ein einziges Auto, nur einen der entzückenden Wagen vom Zirkus Straßenbauverwaltung, in den ab und zu mystische Männer (Jongleure?) mit nacktem Oberkörper steigen. Mitten in der größten Hitze, fern allen Winden und Wellen, esse ich allein im Schatten der >Loggia<, setze den Rasensprenger weiter, stecke blinzelnd die Nase in die Jelängerjelieber (die sich in den Fliederbusch ranken, der sich seinerseits in den Apfelbaum reckt).
    Du fragtest sicher, wieviel ich noch zu machen habe. Laß mich nachsehen...Ja, Du schriebst: Mein Lieber, wieviel hast Du noch zu machen? Ich gehe davon aus, daß Du die Novelle meinst, da lautet die Antwort: alles. Dabei rechne ich die Zeile nicht mit, die ich vorgestern schrieb: »Etwas leuchtet auf, blendend, etwas schimmert ganz deutlich unter einem Nachthemd. Ein Weib? Ihr Körper?« Aber Du hättest mich heute morgen sehen sollen, welche Arbeitsmoral! Ich erwachte um zehn. Das Fenster hatte ich über Nacht geschlossen wegen einiger Naturlaute von draußen (ein Vogel, glaub’ ich), und es war furchtbar warm. Ich blieb im Bett liegen.
    Ich stehe nicht auf, dachte ich, bevor ich nicht eine Idee bekommen habe. Ich blicke durchs Fenster nach draußen. Still stand der Faulbaum in eine Art Netz gehüllt. Ich mußte denken, systematisch denken. Ich weiß, daß das falsch ist. So arbeiten richtige Schriftsteller nicht, aber ich hatte keine Wahl. Also systematisch: Wenn ich mit verschiedenen Löchern anfange, sie durchgehe, mich aufgeile? Was gibt es für Löcher? Löcher in Strümpfen, Gitarren (Mandolinen, Zithern), Löcher im Brot, in diesem braunen aus Siebmehl mit Pünktchen drauf...
    Ich hatte eine Schüssel große, schwarze Hedelfinger (Knorpelkirschen) auf dem Nachttisch stehen. Und Lolita, von Wladimir Nabokow, lag da, die ich zur Hälfte durchgegangen bin (mit starr schielenden Augen, nein recht beherrscht). Ich genehmigte mir eine Kirsche und betrachtete Per Ählins Umschlag zum Buch, Lolita in roter Unterwäsche. Bemerkte, daß sie ein kleines Schwänzchen zu haben schien. Wahrscheinlich war es das Strumpfband am Hüfthalter im Profil, ein wohlonaniertes, rotes, kleines Schwänzchen. Obwohl, es konnte auch eine extrem entwickelte Klitoris sein, leicht nach unten zeigend. Falls eben eine stark geschwollene Klitoris nach unten zeigt, nicht nach oben oder geradeaus. Das sollte man vielleicht irgendwie untersuchen.
    Ich kroch schließlich aus dem Bett und beschloß, in kurzen Hosen zu gehen. Es ist so äquivok, besonders wenn man sitzt, und die kleinen Haare auf dem linken Schenkel hängen sich in die des rechten. Und natürlich barfuß. Barfuß aus dem Badezimmer ging ich in das leere, heiße Kinderzimmer, spürte Vogelfutter (Mäusedreck?) unter den Sohlen und trat ans Fenster. Ich sah direkt

Weitere Kostenlose Bücher